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24 Stunden

24 Stunden

Titel: 24 Stunden
Autoren: Greg Iles
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ein hübsches Boot«, sagte er zerstreut. Er drehte sich zu dem Gartenhaus um, beugte sich hinunter und schaute sich alles genau an. »Ich frage mich, ob in dieser Garage auch ein Boot steht.«
    In dem Augenblick stieg Joe Hickey aus dem Kleinlaster. Er trug ein neues Ralph-Lauren-Polo-Shirt und eine khakifarbene Tommy-Hilfiger-Hose, doch die Kleidung passte irgendwie nicht zu ihm. Es war ihm anzumerken, dass er sich darin nicht besonders wohl fühlte. Die untere Hälfte einer Tätowierung schaute unter dem linken Ärmel seines Polo-Shirts hervor. Der Adler auf seinem Bizeps war zwar deutlich zu erkennen, doch die Tätowierung war nicht besonders gut gemacht.
    »Schau dir das Wohnhaus an, Kürbiskopf. Siehst du unten das dritte Fenster von rechts? Das ist es.«
    Huey richtete sich auf und blickte zum Wohnhaus hinüber. »Ich sehe es.« Er legte eine seiner riesigen Hände auf das Verandadach des Gartenhauses. »Ich würde mir echt wünschen, in dieses Haus hier zu passen. Ich wette, die Welt sieht von dort aus ganz anders aus.«
    »Du wirst nie erfahren, wie groß der Unterschied ist.« Hickey griff auf die Ladefläche des Kleinlasters und zog einen verrosteten Werkzeugkasten hervor. »Komm, wir müssen uns um die Alarmanlage kümmern.«
    Huey trottete hinter ihm zur offenen Garage.
    Zwanzig Minuten später traten sie aus der Hintertür des Hauses auf die mit Natursteinen ausgelegte Veranda.
    »Bring den Werkzeugkasten zum Wagen zurück«, sagte Hickey. »Dann wartest du hinter dem Gartenhaus. Sobald sie ins Haus gehen, läufst du zum Fenster. Kapiert?«
    »Genau wie beim letzten Mal.«
    »Beim letzten Mal gab es nicht so ein verrücktes DisneylandPuppenhaus. Und es ist ein Jahr her. Ich will nicht, dass du da hinten Blödsinn machst. Wenn du hörst, dass die Garagentür geschlossen wird, setzt du deinen dicken Arsch in Bewegung und kommst zu diesem Fenster. Falls inzwischen ein neugieriger Nachbar auftauchen und dumme Fragen stellen sollte, sagst du, dass du den Auftrag hast, den Rasen zu mähen. Benimm dich so, als wärst du geistig etwas zurückgeblieben. Das dürfte dir ja nicht besonders schwer fallen.«
    Huey wurde starr. »Sag nicht so was, Joey.«
    »Wenn du im richtigen Moment vor dem Fenster wartest, werde ich mich bei dir entschuldigen.«
    Huey schenkte ihm ein verzerrtes Lächeln und entblößte dabei seine gelben Zähne. »Ich hoffe, die hier ist hübsch. Hoffentlich kriegt sie nicht so schnell Angst. Das macht mich nervös.«
    »Du bist ein richtiger John Dillinger, nicht? Mein Gott. Die haben Geld wie Heu. Versteck dich jetzt hinter dem Gartenhaus.«
    Huey zuckte die Achseln und watschelte über die Veranda zu den Bäumen. Als er am Gartenhaus ankam, schaute er mit ausdrucksloser Miene zu Hickey und ging in die Hocke.
    Hickey schüttelte den Kopf, drehte sich um und schritt durch die Hintertür ins Haus.
    Karen und Abby, die auf der Interstate 55 Richtung Norden fuhren, sangen aus voller Kehle die Melodie von The Sound of Music, Abbys Lieblingsmusical. Die Jennings lebten westlich von Annandale in Madison County, Mississippi. Annandale war bekannt für den besten Golfclub des Staates, doch Golf war nicht der Grund, warum es sie in dieses Gebiet verschlagen hatte.
    Die Angst vor Verbrechen und den Rassenunruhen in der Hauptstadt hatte viele junge Akademiker in die umzäunten Enklaven von Madison County vertrieben. Karen und Will waren aus anderen Gründen hierher gezogen. Wer von einem großen Grundstück träumte, musste nach Norden ziehen. Zum Haus der Jennings gehörten 20 Morgen Laub- und Nadelwälder. Es lag zwölf Meilen nördlich von Jackson-Mitte, und im abendlichen Berufsverkehr brauchte man 25 Minuten bis hierher heraus.
    »... That will bring us back to doe, oh, oh, oh...«
    Abby klatschte in die Hände und fing an zu lachen. Karen, der vom Singen die Puste ausgegangen war, beugte sich hinunter und tippte eine Nummer ins Handy ein. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie am Flughafen ein wenig unfreundlich zu Will gewesen war.
    »Anästhesie«, sagte eine Frau, deren Stimme blechern durch den Hörer des Handys drang.
    »Ist da der Anrufservice?«, fragte Karen.
    »Ja, Madam. Die Klinik ist geschlossen.«
    »Ich möchte eine Nachricht für Dr. Jennings hinterlassen. Hier spricht seine Frau.«
    »Sprechen Sie bitte.«
    »Wir vermissen dich schon. Hals- und Beinbruch heute Abend. Wir lieben dich, Karen und Abby.«
    »Mit Sahnehäubchen und Küssen«, schrie Abby von hrem Kindersitz.
    »Haben
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