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24 Stunden

24 Stunden

Titel: 24 Stunden
Autoren: Greg Iles
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ein Spiel mit mir. Er ist tot, und Sie werden mich auch töten... «
    »Mein Gott«, brummte Joe mit zusammengebissenen Zähnen. Er drehte seine Hand um und schaute auf seine Armbanduhr, die er auf der Innenseite des Handgelenks trug, sodass Margaret die Uhrzeit nicht erkennen konnte.
    »Ich glaube, ich muss mich übergeben«, sagte sie.
    »Schon wieder?« Er tippte eine Nummer in das Autotelefon des BMWs ein. Während er auf eine Antwort wartete, murmelte er: »Ich glaub, das waren die schlimmsten vierundzwanzig Stunden meines bisherigen Lebens. Und dazu gehört auch unsere kleine Party.«
    Margaret zuckte zusammen.
    »He«, sagte er ins Telefon. »Stehst du auf dem Parkplatz?... Okay. Warte noch eine Minute, und dann weißt du ja, was du zu tun hast.«

    Margaret hob den Kopf, riss die Augen auf und starrte auf die Wagen, die in der Nähe standen. »O mein Gott! Peter! Peter!«
    Joe nahm die Pistole in die Hand und drückte ihr den Lauf der Waffe in den Nacken. »Bis hierher hast du es geschafft, Maggie. Vermassle jetzt nicht alles. Erinnerst du dich an das, was wir besprochen haben?«
    Sie schloss die Augen und nickte.
    »Ich höre nichts.«
    Über ihre Wangen rannen Tränen. »Ich erinnere mich.«
    Etwa 100 Meter von Margaret McDills BMW entfernt saß Peter McDill mit fest geschlossenen Augen in einem alten grünen Pickup. In dem Kleinlaster roch es seltsam. Gleichzeitig gut und schlecht. Eine Mischung aus frischem Gras, altem Motoröl und uraltem Fast Food.
    »Du kannst die Augen jetzt aufmachen.«
    Peter öffnete die Augen.
    Sein Blick fiel sofort auf ein McDonald's-Restaurant. Das beruhigte ihn nach dieser einsamen Nacht. Das Restaurant stand an einer Einkaufsstraße in einem Vorort mitten auf einem Parkplatz. Als Peters Blick über die Einkaufsstraße wanderte, erkannte er die Geschäfte wieder: Office Depot, Barnes & Noble, das Gateway 2000-Geschäft. In diesem Geschäft hatte er schon viele Stunden zugebracht. Es war nur wenige Meilen von seinem Zuhause entfernt. Er schaute auf seine Handgelenke, die mit Isolierband zusammengebunden waren.
    »Können Sie das jetzt wegmachen?«
    Er stellte seine Frage, ohne aufzublicken. Es war schwer für ihn, den Mann, der hinter dem Lenkrad des Kleinlasters saß, anzuschauen. Peter hatte Huey Cotton gestern zum ersten Mal gesehen. Nie zuvor hatte er von diesem Mann gehört, doch in den letzten 24 Stunden hatte er keinen anderen Menschen gesehen.
    Huey war fast einen Kopf größer als sein Vater, und er wog bestimmt 300 Pfund. Er trug einen schmutzigen Arbeitsanzug und eine schwere, schwarze Plastikbrille. Peter hatte eine Brille mit so dicken Gläsern, die die Augen verzerrten, schon mal in alten Filmen gesehen. Huey erinnerte Peter an einen Darsteller aus einem Film, den er eines Abends im Satellitenfernsehen gesehen hatte, als er ins Fernsehzimmer geschlichen war. Seine Eltern wollten nicht, dass er sich den Film ansah. Der Typ in dem Film hieß Carl, und Carls Freund sagte, er würde sich anhören wie ein Motorboot. Carl war nett, aber er brachte auch Leute um. Peter glaubte, dass Huey wahrscheinlich auch so war.
    »Als ich ein kleiner Junge war«, sagte Huey, während er nachdenklich durch die Windschutzscheibe des Pickups schaute, »fand ich diese goldenen Bögen besser als jedes andere Restaurant. Das ganze Restaurant sah aus wie ein Raumschiff.« Jetzt schaute er Peter wieder mit seinen reumütigen Augen an, die hinter der dicken Brille übergroß wirkten. »Es tut mir leid, dass ich dich fesseln musste. Aber du solltest nicht weglaufen. Ich habe dir gesagt, dass du nicht weglaufen sollst.«
    Peter konnte seine Tränen nicht zurückhalten. »Wo ist meine Mama? Sie haben gesagt, sie kommt hierher.«
    »Sie kommt auch. Wahrscheinlich ist sie schon da.«
    Peter starrte durch den Hitzeschleier über dem Asphalt auf das Meer der parkenden Wagen. Er schaute sich auf der Suche nach dem BMW seiner Mutter jeden Wagen an. »Ich kann ihren Wagen nicht sehen.«
    Huey griff in die Brusttasche seines Overalls. Peter rutschte instinktiv näher an die Tür des Pickups.
    »Schau mal«, sagte Huey mit seiner tiefen, kindlichen Stimme. »Ich hab dir was gebastelt.«
    Der Riese zog seine Hand aus der Tasche und öffnete sie. Auf seiner Handfläche lag eine geschnitzte Lokomotive. Peter hatte beobachtet, dass Huey gestern fast den ganzen Nachmittag geschnitzt hatte, doch er hatte nicht erkennen können, woran er gearbeitet hatte. Der kleine Zug sah auf der großen Handfläche aus wie
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