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2391 - Die Schwarze Zeit

Titel: 2391 - Die Schwarze Zeit
Autoren: Unbekannt
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dass sein Besuch ihn nicht veräppelte, sondern es ernst meinte mit all dem Dank.
    Millas Wangen röteten sich, er nickte. „Ja, das war schon toll. Wie alle auf dem Boden lagen und bluteten, und ich konnte mich als Einziger noch bewegen. Weil ich der Stärkste bin." Er hob die - Hände in die Höhe, ballte sie und führte noch einmal vor, wie er auf die Schalttafeln eingeschlagen hatte. „Es lag wohl kaum an deiner Körperkraft", stellte Daellian richtig. „Im Leitstand hielten sich während des Vorfalls auch Mouna Lipkin und Jasem Harenchar auf, zwei Oxtorner. Die sind ein ganzes Stück kräftiger als du. Aber auch sie waren gelähmt."
    „Aha", machte der Ertruser. „Warum dann ich nicht?"
    „Weil du ..." Daellian verstummte.
    „Weil der intelligenzdegradierende Effekt der Primär-Strahlung proportional zum Intelligenzgrad des betroffenen Bewusstseins steigt", erläuterte der Algorrian. „Aha", machte Milla wieder.
    Da er offenbar nicht verstanden hatte, was das bedeutete, fügte Varantir hinzu: „Weil du der Einzige bist, der zu dumm ist, um von dem Effekt betroffen zu werden."
    Milla blickte in die betretenen Gesichter von Carely, Tifflor und Aktakul. „Ich weiß doch, dass ich nicht so schlau bin", sagte er dann. „Das weiß ich längst! Also, warum schaut ihr so - schief?"
    Der Ertruser richtete sich halbwegs auf und wies auf einen Schrank oder eine Anrichte, die an der Wand stand. „Könntet ihr mir bitte mein Akkordeon herüber reichen?"
    Carely und Tifflor bemühten sich, aber das kolossale Instrument erwies sich als zu schwer für beide.
    Nicht aber für Daellian. Mit seinem Mikrofaserarm hob er das Akkordeon an, balancierte es an den anderen Gästen vorbei, zwang Curcaryen Varantir zu einer Ausweichbewegung mit dem Oberkörper und reichte es Milla. Dabei wäre ihm das Instrument fast entglitten, denn im Bereich des Bettes herrschte offenbar eine andere Schwerkraft. Daellians Sensoren maßen 3,4 Gravos - so viel wie auf Ertrus. Die Tankpositronik fing den plötzlichen Schwereimpuls jedoch ab.
    Milla probierte ein wenig herum, bis sich die Sensorspitzen der Heilhandschuhe an die Tasten gewöhnt hatten. Er zog den Balg auseinander, fasste rechts die Klaviatur, links das Bassregister und drückte den Balg zusammen.
    Zunächst erklangen die ersten Takte der Blac-Orda für Zeiphen, der uralten ertrusischen Freudenhymne, und dann begann Milla zu singen: „Der Himmel von Ertrus ist hell getönt.
    Von Baedhro bis Gaon-Dhar beginnt das satte Jubeljahr: Wir haben uns versöhnt, versöhnt, versöhnt ..."
    Für eine kurze Weile erstarrten die Gäste wie vom Donner gerührt.
    Dann rief Aktakul über das Brausen hin: „Meine Güte, so spät schon?" Er sah sich Hilfe suchend nach einer Uhr um. „Wollten wir nicht noch ...?", fragte Tifflor mit erhobener Stimme gegen den explosiven Gesang. „Jetzt, da du es sagst ...", nahm Aktakul den Ball auf. Er winkte Milla zum Abschied zu, drehte sich um und eilte, Tifflor am Ellenbogen mit sich ziehend, aus dem Zimmer.
    Die beiden Algorrian blickten einander mit einem fast menschlichen Gesichtsausdruck an, der eine Art von heiterem Grauen zeigte. Unter gemurmelten Entschuldigungen schritten sie aus dem Raum. „Was ist denn?" Milla hörte auf zu spielen und starrte den Flüchtlingen nach. „Die Algorrian ... und Julian und Aktakul auch ..." stammelte Carely und vollführte eine völlig undeutbare Geste. „Gloria", meldete sich Daellian, „ich fände es hilfreich, wenn du schon einmal auf die TechFarm zurückkönntest. Da muss einiges koordiniert werden, Aufräumarbeiten, du weißt ja."
    „Ach ja?", Sie starrte Daellian verblüfft an. „Und du?"
    „Ich denke, ich bleibe ein wenig. Ich habe lange keine Live-Musik mehr gehört.
    Wann bekommt man so etwas schon auf Jonathon geboten?"
    „In der Tat ...", murmelte Carely, jetzt im Zenit ihrer Verwirrung.
    Die Tür zischte hinter ihr zu. Milla schaute Daellian unsicher lächelnd an. Der Wissenschaftler sagte: „Wenn es dich nicht stört, dass du nur ein sehr kleines Publikum hast - bitte, ich bin ganz Ohr!"
    Mit Rücksicht auf die Positronik in seinem Medotank dimmte er die Sensibilität der Akustiksensoren herunter.
    Milla griff in die Tasten und legte los.
     
    ENDE
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