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239 - An der Pforte des Hades

239 - An der Pforte des Hades

Titel: 239 - An der Pforte des Hades
Autoren: Mia Zorn
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übertönte das Heulen des Sturmes. »Du hattest mich ohne Vorwarnung betäubt und gefesselt und im Eis zurückgelassen!«
    Matt musste den Vorwurf schlucken. Natürlich trug sie ihm nach, dass er sie kurz vor Erreichen der USS VENGEANCE außer Gefecht gesetzt hatte. Er hatte gehofft, dass sie den Grund dafür akzeptierte: Eine Telepathin an Bord des gestrandeten Atom-U-Boots hatte Kontakt mit Aruula gehabt, und sie wussten nicht, ob sie in eine Falle liefen. Es war in der damaligen Lage notwendig gewesen, Aruula schachmatt zu setzen, um das Überraschungsmoment auf ihrer Seite zu behalten. Niemand hatte zu diesem Zeitpunkt wissen können, dass Angelina Schultz tatsächlich auf ihrer Seite stand und ihnen letztendlich dabei half, einen wahnsinnigen Bombenleger und dessen Meute auszuschalten.
    Schmallippig warf er seiner Gefährtin einen kurzen Blick zu. Aus ihrem schönen Gesicht funkelten ihm blaugrüne Augen entgegen. »Lass uns später darüber reden, Aruula. Das ist nicht der rechte Zeitpunkt.«
    Als wollte das Unwetter seinen Einwand unterstützen, schmetterte der Sturm einen Eisbrocken gegen die Außenhaut des Hovercraft. Glücklicherweise war es tatsächlich nur Eis und keine Klippe, die sich in die Gummischürze bohrte. Wenn sie die Luftkissen verloren, waren sie aufgeschmissen hier draußen.
    Die Finger seiner Rechten flogen über die Armaturenkonsole. Er drosselte die Geschwindigkeit. Doch das Hovercraft reagierte überhaupt nicht. Vom Sturm getrieben, fegte es in rasender Geschwindigkeit über die Wasserfläche. Schließlich gab der Mann aus der Vergangenheit sein Vorhaben auf, das Gefährt auf Kurs zu halten. Besser ein Ufer erreichen als gar keines, dachte er und schaltete die Scheinwerfer aus in der Hoffnung, dann besser sehen zu können.
    Zunächst sah er nur die weiße Wand vor sich. Nach einer Weile aber glaubte er dunkle Konturen dahinter zu entdecken: Land! Er drehte leicht nach Steuerbord und hielt direkt darauf zu. »Festhalten, Aruula!«, rief er.
    Den Sturm im Rücken, jagte das Hovercraft über die Wellen. Irgendwann mischten sich kratzende Geräusche in das Tosen des Orkans. Kein Zweifel, die Luftkissen schabten über harten Untergrund. Vor dem Bugfenster verschwanden die dunklen Konturen. Weiß, wohin das Auge blickte. Sie schienen in einer Schneewüste gestrandet zu sein – obwohl dieser Teil der Antarktis seinen Eispanzer in den letzten Jahrzehnten verloren hatte.
    Obwohl Matt die Motoren längst abgestellt hatte, schlidderte ihr Gefährt weiter und weiter. Wie unsichtbare Hände droschen die Böen des Blizzards auf das Amphibienfahrzeug ein. Sie schoben und drehten es. Sie schaufelten Schnee und Eis gegen die Fenster, um es im nächsten Augenblick wieder fauchend zur Seite zu fegen.
    Dann ein peitschender Knall. Matt und Aruula schauten sich alarmiert an. Unter ihnen wurde das schabende Geräusch lauter. Das Gefährt neigte sich gefährlich zur Seite. Offensichtlich hatte es eines der Luftkissen erwischt.
    Während Matt mit aller Kraft das Steuer in Position hielt, klammerte sich Aruula an die Armlehnen ihres Sitzes. Beide starrten durch die Frontscheibe. Fast gleichzeitig entdeckten sie die meterhohe Schneeverwehung, der sie unaufhaltsam entgegen rasten.
    Aruula schrie auf, als das Hovercraft in die weiße Wand krachte. Fensterglas splitterte. Der Aufprall schleuderte Matt erst vorwärts gegen die Konsole, dann zurück in den Pilotensitz. Sterne tanzten vor seinen Augen. Über ihm flackerte die Kabinenbeleuchtung. Er hörte Schnee und Metall knirschen. Dann wurde es still. Schließlich verblassten die Sterne vor seinen Augen und das Kabinenlicht erlosch.
     
    ***
     
    August 2484, Nischni-Nowgorod
    »Mam, wann kommt Papa wieder?« Der kleine Chichi blickte Rose aus seinen dunklen Augen an. Schwarze Locken umrahmten sein ernstes Gesicht. Er ist das Abbild seines Vaters, dachte Rose und strich ihm über den Kopf. Nur die Haut Wakaidos ist noch einen Tick dunkler.
    »Mam?«
    Ein Lächeln huschte über Roses Gesicht. Dieses Mam aus Chichis Mund klang weniger nach Mom, als nach Ma’am. Ihr Sohn gebrauchte häufig solche Sprachgebilde. Das lag daran, dass Rose ausschließlich in Englisch und Wakaido in einer Mischung aus Nischni und seiner Muttersprache mit ihm redeten.
    »Ich weiß es nicht genau, Chichi. Vielleicht in zwei Tagen, vielleicht in einer Woche.« Sie küsste ihn sanft auf die Stirn. »Jetzt sag Sable gute Nacht und dann wird geschlafen!« Sie stand auf. Während sie eine
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