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239 - An der Pforte des Hades

239 - An der Pforte des Hades

Titel: 239 - An der Pforte des Hades
Autoren: Mia Zorn
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Mit geballten Fäusten blieb er in der Mitte des Raumes stehen.
    Kusmah und der Einäugige lachten. Auch auf dem bartlosen Gesicht von Kommandant Andreij Baschk lag ein amüsierter Ausdruck. Er saß am Fuße der Treppe, die nach oben in den Eingangsbereich der Ruine führte. Die Falltür über ihm war geschlossen. Frühestens in zwei Stunden erst würden die Unterhändler eintreffen, um ihre Ware entgegenzunehmen. Zeit genug, um noch ein wenig Spaß zu haben.
    Dennoch verfolgte er das Treiben seiner Einheit mit wachsamer Aufmerksamkeit. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Situation hier unten eskalierte.
    Verstohlen warf er einen Blick auf die Waffen, die seine Männer neben der Treppe abgelegt hatten. Gut so, dachte er und ließ seine Augen durch das Gewölbe wandern.
    Schwefelfarbene Rauchfahnen hingen unter der Decke. Es roch nach Schweiß, Rauch, Wodka und Fischtran. Rechts von ihm hatte es sich der Einäugige auf den dreckigen Matratzen neben der Feuerstelle gemütlich gemacht. Die Wodkaflasche in der einen, eine Zigarre in der anderen Hand, wanderte sein glasiger Blick über die ängstlichen Gesichter der Pachachao-Frauen, die mit erstickten Lauten vor Wiesel zurückwichen.
    »Komm schon, kleine Suka, komm zu Gjorgi!« Der Langbeinige grabschte nach dem Pelz der Eisbarbarin, die sich der narbengesichtige Maxim schon auf dem Weg hierher ausgeguckt hatte. Am Kragen schleifte er die Unglückliche quer durch den Raum zu Maxim. Dort angekommen ließ er los. »Ich teile meinen Gewinn mit dir.« Mit einer großzügigen Geste breitete er seine Arme aus.
    Als ob Wiesel ihm ein unanständiges Angebot gemacht hätte, trat der verdutzte Maxim einen Schritt zurück. Von den Matratzen her erschall das dröhnende Gelächter des Einäugigen. Wiesel setzte ein breites Lächeln auf und reichte Narbengesicht die Hand. »Was sagst du?«
    Maxim wand sich noch ein wenig. Schließlich begann auch er zu lachen und besiegelte mit Handschlag das Angebot seines Kameraden. Dann machten sich die beiden Männer daran, die wehrlose Pachachao zu entkleiden.
    Kommandant Andreij Baschk fuhr sich grinsend über seinen geschorenen Schädel. Na also, geht doch, dachte er. Dabei fiel sein Blick auf Kusmah, der ihm gegenüber immer noch auf dem Boden hockte. Der Unteroffizier machte keine Anstalten, sich eine der Frauen zu nehmen. Seine Finger umklammerten die leere Wodkaflasche, als würde sein Leben daran hängen. Dabei stierte er angestrengt auf seine Füße. Es war offensichtlich, dass ihm die Situation unangenehm war.
    Der Kerl war ein Unsicherheitsfaktor. Gut möglich, dass er irgendwann über die geheimen Treibjagden auf die Pachachaos plaudern würde. Andreij fluchte innerlich, dass er den Unteroffizier überhaupt mitgenommen hatte.
    Ein Aufschrei riss den Kommandanten aus seinen Gedanken. Es war der Langbeinige, der schrie. »Verflucht noch mal, die Suka ist ein Kerl!« Entsetzt wich er vor dem fast nackten Pachachao zurück.
    Für einen Augenblick wurde es totenstill im Gewölbe. Nur das Prasseln des verbrennenden Holzes war zu hören. Der Wilde stand zwischen Maxim und Gjorgi und versuchte vergeblich seine Blöße mit den Händen zu verdecken.
    Andreij Baschk erhob sich schwerfällig von der Stiege. Ungläubig näherte er sich dem Jungen. Dunkles lockiges Haar hing über dessen Schultern. Die schmalen Augen in seinem hübschen Gesicht funkelten wild. Wie eine Raubkatze beobachtete er jede Bewegung, die Andreij tat. »Verdammt, ich dachte, wir hätten die männlichen Eisbarbaren bei der Kultstätte getötet«, flüsterte Baschk heiser.
    »Anscheinend nicht«, gluckste der Einäugige vom Matratzenlager her. Feixend beobachtete er seine genarrten Kameraden. Doch das Feixen erstarb augenblicklich, als er dem wütenden Blick seines Kommandanten begegnete.
    »Wisst ihr, was das bedeutet?«, rief Andreij Baschk aufgebracht. »Sechs Frauen sollten wir liefern. Sechs Frauen!« Zornig spuckte er vor dem zitternden Jungen aus. »Und jetzt das!« Er riss seinen Dolch aus dem Gürtel. Mit einem einzigen Satz war er bei dem Pachachao. Der wich geistesgegenwärtig dem Messerhieb aus, indem er in die Knie ging. Dabei griff seine Hand in den zu Boden gefallen Pelzmantel. Als er sich blitzschnell wieder aufrichtete, hielt er einen Revolver in seiner Hand. »Huräis!«, schrie er den Frauen in seinem Rücken zu.
    Gleichzeitig wurde mit lautem Gepolter die Falltür über der Treppe aufgestemmt. Drei vermummte Gestalten jagten die Stiegen hinab. Andreij
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