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238 - Herz aus Eis

238 - Herz aus Eis

Titel: 238 - Herz aus Eis
Autoren: Michelle Stern
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Plastikrosen. Es gab einen Kamin, der jedoch so sauber aussah, als sei er seit Jahrzehnten nicht benutzt worden. Auf seinem breiten Sims standen Teegefäße aus weißem Porzellan, auf denen Pfaue und Rosen abgebildet waren.
    Die beiden Warlynnes hatten sich in Windeseile umgezogen und trugen nun helle Hosen und etwas zu enge graue Pullover, die ihre Rundungen gut zur Geltung brachten. Sie saßen aufmerksam neben Crow und lächelten freundlich. Mit ihren perfekten Gesichtszügen und der Normgröße von einem Meter siebzig wirkten sie, als wären sie Models für eine Werbekampagne.
    Auf der anderen Tischseite saß Jonathan Mills gemeinsam mit einer Frau Anfang fünfzig. Sie war kleiner als die Warlynnes. Ihr Körper war dünn und wirkte ätherisch. Sie trug einen weißen Kittel. Trotz ihres Alters waren ihre gelockten Haare noch immer von einem fahlen Blond. Sie erinnerten Crow an den Himmel über der Antarktis, dessen Orange oft wie ausgewaschen wirkte. Als würde die Kälte ihm die Leuchtkraft nehmen. Golden eingerahmte Gläser saßen über den hellblauen Augen. Das Gesicht wirkte engelsgleich und hatte erstaunlich wenig Falten. Ein versonnenes, gönnerhaftes Lächeln lag um ihre schmalen Lippen, das sie ein wenig arrogant wirken ließ. Crow hatte das ungute Gefühl, die Fremde würde ihn durchschauen.
    Mills hatte die Frau als Doktor Willson vorgestellt.
    »Einen sehr schönen Salon haben Sie hier«, versuchte Crow das erlahmte Gespräch wieder in Gang zu bringen. Er hasste es, Smalltalk zu betreiben, aber irgendwie musste er das hier ja voranbringen und die Warlynnes waren im Moment keine große Hilfe.
    »Allerdings«, meinte Mills stolz. »Wir haben vorgesorgt. Unser Schirmherr stellte uns immense Mittel zur Verfügung, als klar wurde, dass dieser Komet runterkommt. Christopher-Floyd. Sie kennen doch die Geschichte von dem Kometen, oder?«
    »Ja, ja«, winkte Crow ab. »Ich hörte in Meeraka davon.«
    »Chaos war und Dunkelheit, überall nur Schmerz und Leid…« Mills lachte bellend.
    »Aha«, machte Crow lahm. Er fragte sich allmählich, ob eine andere Daa’muren-Strahlung die Menschen am Südpol vielleicht nicht verdummt, sondern schlicht wahnsinnig gemacht hatte. Mills fuhr sich ständig mit der linken Hand über die Schläfe, als wolle er seine dünnen weißen Haare ordnen, und diese Doktor Willson saß auf dem grünen Sofa wie einer seiner deaktivierten Warlynnes.
    »Bekommen Sie öfter Besuch?«, startete Crow einen neuen Versuch.
    »Aber nein.« Mills winkte ab. »Nicht von Fremden. Die letzten Schiffbrüchigen haben sich vor zehn Jahren hierher verirrt. Bis zum Landesinneren schaffen es die wenigsten. Wir sind dankbar über jeden Neuzugang. Sie können mit ihren entzückenden Töchtern gerne hier bleiben, solange sie es wünschen. Es sind Zwillinge, nicht wahr?«
    Crow nickte. Anscheinend war man auch hier froh, ein paar Gene auffrischen zu können. Nun, damit konnten seine Menschmaschinen nicht dienen.
    »Passen Sie auf«, meinte Margareth Willson mit diesem sonderbaren Lächeln. »Am Ende des Tages macht unser guter Mills den beiden Ladies noch einen Heiratsantrag.«
    »Aber Margareth…«, winkte der drahtige Brite ab. »Sie verschrecken die Damen ja.« Er sah lauernd zu den Warlynnes und hoffte auf eine Reaktion. Aber die blieb aus.
    Zum Glück öffnete sich in diesem Moment das holzumrahmte Schott des Raumes und ein großer, gewichtiger Mann mit glänzend schwarzen Haaren trat ein. Begleitet wurde er von einem grimmig aussehenden, dunkelhäutigen Muskelpaket, das sein Leibwächter sein musste, sowie von zwei Frauen in eleganten Cocktailkleidern und drei Männern in Anzügen.
    Mills und die Willson standen auf. Crow und die Warlynnes machten es ihnen nach.
    »Der Prime!«, rief Mills erfreut. »Vortrefflich! Endlich können wir den Afternoon-Tea einleiten!«
    Der dickbäuchige Mann in dem schwarzen Anzug winkte in die Runde. Dann rückte er seine violette Krawatte zurecht und setzte sich mit den beiden Frauen – beide waren deutlich jünger als er – auf das größte noch freie Sofa. Der bewaffnete Leibwächter blieb im Hintergrund stehen, während die Männer auf gepolsterten grünen Stühlen Platz nahmen.
    Der Prime klatschte in die Hände. »Jetzt kann Florenza den Tee kredenzen!« Er blickte neugierig zu Crow und den Warlynnes. »Das sind also die Gäste?«
    Mills rutschte aufgeregt auf der Couch hin und her. »Ja, Sir, das sind sie. Arthur Crow mit seinen Töchtern Cleo und Lea.«
    »Sehr
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