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238 - Herz aus Eis

238 - Herz aus Eis

Titel: 238 - Herz aus Eis
Autoren: Michelle Stern
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wenig Geplänkel über Politik und Wetter. Endlich ergab sich eine Pause in den Gesprächen seiner Gastgeber.
    »Sie haben eine sehr interessante Station. Ich habe selten etwas Derartiges gesehen. Wie viele Tiefenebenen hat sie?«
    »Drei«, antwortete Mills stolz. »Es gibt drei Ebenen in vortrefflichem Zustand.«
    »Woher kommen Sie noch gleich?«, fragte der Prime milde interessiert.
    »Aus Meeraka. Ich war mit einem Handelsschiff unterwegs, als…«
    »Meeraka. Sehr interessant. Wir haben eine Zeit lang versucht, Funkkontakt zu anderen Menschen zu erhalten. Wir vermuten, dass der Rest der Welt in einem sehr bedauernswerten Zustand ist. Aber hier am Südpol haben wir uns eingerichtet. Die Winter sind zwar erbärmlich und die Barschbeißer die Pest, doch wir haben alles hier, was wir zum Leben brauchen. Diese Station wurde gebaut, um die Zeiten zu überdauern. Wir haben niemals unsere Zivilisation verloren, so wie andere bemitleidenswerte Geschöpfe auf diesem Planeten.« Er warf dabei einen kurzen Blick auf seinen dunkelhäutigen Diener.
    »Wie viele Menschen leben in New Halley?«, erkundigte Sich Crow.
    »An die siebzig, wenn man das Dienstpersonal dazuzählt. In unserer Schwesterstation, William V., sind es noch einmal vierzig.« Der Prime Minister wandte sich an die Dienerin Florenza, die mit gesenktem Kopf am Kamin stand und auf Anweisungen wartete. »Räumen Sie bitte ab, Florenza, und bringen Sie uns zur Feier des Tages einen Rozhkoi-Whisky.«
    Die dunkeläugige Frau tat wie geheißen und kam kurz darauf mit demselben silbernen Tablett voller Whiskygläser zurück.
    »Ein Drink wird ihnen sicher gut tun, Mister Crow.«
    Crow nickte zögernd. Der Tee war furchtbar gewesen. Vermutlich gewannen sie den Whisky aus Robbentran. Doch er war positiv überrascht, als er die bernsteinfarbene Flüssigkeit probierte. Sie schmeckte im Vergleich zu allem anderen, was hier kredenzt wurde, vorzüglich.
    »So, Mister Crow, dann erzählen Sie doch mal, wie sie hierher gekommen sind.« Der Prime sah ihn und die beiden Warlynnes freundlich an.
    Crow erzählte die Geschichte von dem Sturm auf hoher See, die er sich zurechtgelegt hatte. Zwischendurch wurde er von Mills unterbrochen, der irgendwelche Witze über die Seefahrt und die Monster der Meere zum Besten gab. Das Brüllen der Seeschlangen imitierte er derart erschreckend, dass eine der Gespielinnen des Prime ein Glas Whisky verschüttete.
    Nach zwei Stunden durfte sich Crow endlich bis zum angekündigten gemeinsamen Abendessen für wenige Minuten auf sein Zimmer zurückziehen. Erfahren hatte er gar nichts. Zumindest nichts, was auf den Flächenräumer oder eine Anlage der Hydriten hinwies.
    Frustriert folgte er den Warlynnes in deren gemeinsamen Raum. Zwei sonderbare Betten waren neben einigen Spinden und einem klobigen Diwan die einzigen Einrichtungsgegenstände. Sie bestanden nicht aus Holz, sondern aus durchsichtigem Kunststoff. Es handelte sich um zwei längliche, nach oben offene Kästen, deren Wände von Drähten durchzogen wurden. An einer Schaltkonsole konnte man eine Wärmeregelung aktivieren.
    Für die harten antarktischen Winter war das sicher angenehm. Noch war es Herbst, die Temperaturen lagen meist über Null. Auch in der Nacht fror es nur selten. Die Seen und Tümpel waren in dieser Gegend nicht mit Eis bedeckt.
    »Das war ja eine grässliche Gemeinschaft.« Crow setzte sich auf die Kante des Diwans. »Hört zu: Penthesilea, ich will, dass du dich beim Abendessen besonders um Mills kümmerst und versuchst ihm Informationen zu entlocken. Und du, Cleopatra, besorgst mir noch heute Nacht die Zugangscodes und einen Plan von dieser Station. Neben dem Eingang des Salons gibt es ein Tastenfeld, über das du Zugang zum System bekommen solltest – falls es funktioniert.« Da die Warlynne-Modelle über einen Nachtsichtmodus verfügten und Cleopatra darüber hinaus mit Programmierkenntnissen ausgestattet worden war, sollte sie den Auftrag gut ausführen können.
    »Verstanden, mein Feldherr«, bestätigten die blonden Warlynnes wie aus einem Mund und griffen dabei automatisch auf die ihnen eingespeisten Biografien ihrer Namensgeberinnen zurück. Crow reagierte sofort.
    »Für die Dauer unseres Aufenthalts hier werdet ihr ausnahmslos die Identitäten annehmen, die ich euch programmiert habe!«, befahl er.
    Die Warlynnes schalteten augenblicklich um. Ihre Körperhaltung wechselte ins Laszive.
    »Aber natürlich, Darling«, säuselte Cleopatra.
    »Was immer du
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