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238 - Herz aus Eis

238 - Herz aus Eis

Titel: 238 - Herz aus Eis
Autoren: Michelle Stern
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wünschst«, ergänzte Penthesilea mit kokettem Augenaufschlag.
    Crow war zufrieden. »Schön. Wir werden noch einen Tag hier aushalten, um die verrückten Briten auszuhorchen.« Er seufzte tief. »Hoffentlich lohnt sich diese Quälerei…«
    ***
    Agat’ol hatte den Warlynne »Uncle Billy« dazu bringen können, das Gebiet zu überfliegen, in dem er die Mar’oskrieger vermutete. Doch die Bruderschaft hatte sich nicht blicken lassen. Eigentlich sollte ihn das nicht wundern: Solange sie nicht wussten, wer in dem Gleiter war, würden sie sich verborgen halten. Er musste sie allein treffen.
    Schließlich bat Agat’ol Billy, ein Stück im Landesinneren zu landen. Er hatte inmitten von Felsen gleich neben einem mit mannsgroßen Pflanzen bewachsenen Terrain eine metallisch schimmernde Fläche entdeckt, die er als Vorwand nehmen konnte. Vielleicht gelang es ihm ja, sich eine Weile von den Warlynnes abzusetzen und seine eigenen Erkundungen anzustellen. Im Grunde graute ihn vor der Begegnung. Er wusste nicht, ob an dieser Sache mit dem Drachenblut, das er hatte trinken müssen, etwas dran war. Immerhin hatte er nach dessen Genuss die Echsen der Insel beeinflussen können. Aber konnten die Mar’oskrieger ihn wirklich über die Macht des Drachenblutes töten? Der Gedanke, von Kor’naks Willkür abhängig zu sein, ängstigte ihn.
    Agat’ol sah zu, wie Onkel Billy landete, und machte sich auf den Weg zur Ausstiegsluke. Otto begleitete ihn. »Ich komme mit, zu Ihrem Schutz.«
    »Sicher.« Agat’ol unterdrückte ein Lächeln. Die Maschine zu überlisten konnte unter diesen Umständen nicht schwer sein.
    Sie traten ins Freie. Der kalte Wind hatte nachgelassen und es herrschten knapp sechs Grad Celsius. Der Fischmensch war diese Temperaturen vom Wasser gewohnt, dennoch fröstelte ihn.
    Auf dem Weg zu der metallisch schimmernden Platte, von der er hoffte, dass sie aus bionetischem Material bestand und somit hydritischen Ursprungs war, sah er sich immer wieder um. Otto folgte seinen Blicken nicht, sondern behielt ihn im Auge. Gut so. Plötzlich stellte Agat’ol die beiden Flossenkämme auf seinem Scheitel auf und gab leise Schnalz- und Knacklaute von sich.
    Otto war sofort alarmiert. »Was ist los?«
    Agat’ol wies auf den Rand des mannshoch wogenden Grüns. »Dort ist jemand!«, sagte er gepresst in der Sprache der Menschen. »Dort im Gestrüpp! Ich habe ihn genau gesehen!«
    Otto fiel darauf herein. Das wunderte Agat’ol nicht; schließlich waren Maschinen nicht auf Tücke programmiert. Der Warlynne machte die Waffen in seiner rechten Hand klar und ging auf den Bewuchs zu.
    Hinter ihm benötigte Agat’ol keine zehn Sekunden, um zwischen den halbhohen Felsen zu verschwinden.
    Zuerst wollte er die Platte aufsuchen, die er aus der Luft gesehen hatte. Sie schien nicht verrostet zu sein, was ihn auf die Idee gebracht hatte, dass sie eine bionetische Markierung sein könnte, von den Mar’osjüngern dort deponiert. Jedenfalls war sie der einzige Hinweis auf Leben in diesem ansonsten menschenleeren Gebiet der Antarktis.
    Sekunden später stieß Agat’ol auf eine Spur, die seinen Verdacht bestätigte: Ein Schimmern auf dem Boden erregte seine Aufmerksamkeit, und als er sich bückte und den Gegenstand aufhob, hielt er eine Schnalle aus Leder und bionetischem Baustoff in seinen Flossenhänden, wie sie von Hydriten zur Befestigung der Schildkrötenpanzer benutzt wurden! Das Leder war zerfetzt worden, wie abgekaut.
    Beunruhigt ging Agat’ol weiter. Was hatte das zu bedeuten? Waren die Mar’oskrieger angegriffen worden? Es gab keine Spuren eines Kampfes.
    Agat’ol erreichte die Platte – und erkannte, dass es sich um eine Luke aus Metall handelte, offensichtlich von Menschen gefertigt. Misstrauisch beäugte er sie. Wohin führte sie? Ob sich die Bruderschaft nach einem Angriff dorthin zurückgezogen hatte?
    Er würde es herausfinden. Jetzt sofort, bevor Otto wieder zu ihm aufschloss. Entschlossen ballte Agat’ol die Hand mit der Schnalle darin zur Faust. Er ging auf die Luke zu. Ein einfaches Drehrad öffnete die in den Boden eingelassene Platte. Agat’ol griff mit beiden Händen zu. Das Rad ächzte und knirschte widerspenstig. Der Hydrit zog mit aller Kraft, dass die Muskeln an seinen Armen hervortraten. Endlich löste sich der Widerstand und die Luke schwang langsam zur Seite. Beklommen blickte Agat’ol in die Dunkelheit einer Höhle.
    Und erschrak heftig! Von unter her sahen ihm bösartige, rot funkelnde Augenpaare entgegen!
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