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238 - Herz aus Eis

238 - Herz aus Eis

Titel: 238 - Herz aus Eis
Autoren: Michelle Stern
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als ein Schuss dicht an seiner Ohröffnung vorbei zischte, verlor er vor Schreck den Halt und rutschte von dem glatten Felsen herunter. Er prallte heftig auf und sah mit zischenden Schmerzlauten zu den lachenden roten Gesichtern der beiden bewaffneten Lungenatmer auf.
    Der erste Soldat trat zu den anderen beiden und musterte den schuppigen schwarzroten Hydriten in seinem Lederharnisch. »Wir nehmen ihn mit. Und das Roboter-Ding auch. Holt zwei Säcke, damit wie sie einpacken können.« Der Mann mit den blonden Haaren hielt die Mündung der Waffe vor Agat’ols Gesicht und feixte. »Willkommen im Antarctic Empire, Fishmac.«
    ***
    New Halley, Ebene 1
    »Wenn doch nur unsere Technik funktionieren würde«, seufzte Jonathan Mills und ließ sich von Constanza widerlich bitteren Tee nachgießen.
    Crow setzte eine betrübte Miene auf. »Tut sie das nicht?« Er nahm einen kleinen Schluck des Frühstückstees und bediente sich an dem sonderbar grünlichen Gebäck, das die Briten »Biotief-Kekse« nannten. Langsam war er so weit, sogar Agat’ols zweifelhaftes Essen diesem Fraß vorzuziehen. Hoffentlich gab es zum Mittagessen Fleisch.
    Mills, Crow und die beiden Warlynnes nahmen das Frühstück gemeinsam ein. Mills war Crow als Begleiter für die Zeit seines Aufenthaltes zur Seite gestellt worden. Der drahtige Mann mit den weißen Haaren plapperte in einem fort. Meistens erzählte er Witze. Leider hatte er bisher wenig brauchbare Informationen preisgegeben.
    »Ach…« Mills seufzte und strich verlegen über eine winzige Falte in seinem braunen Anzug. »Ich kenne unzählige Witze über unsere Technik, die sich die Clarkisten erzählen. Wollen Sie einen davon hören?«
    »Nein, danke«, lehnte Crow schnell ab.
    »Sehr lobenswert«, meinte der drahtige Brite. »Man sollte nicht über uns lachen. Es gibt in unserem Empire nur wenige Anlagen, die einwandfrei funktionieren.« Er grinste plötzlich verschwörerisch. »Jene, die am besten in Schuss ist, befindet sich quasi gleich nebenan. Obwohl wir noch daran arbeiten, gibt es in ganz Antarktika nichts Vergleichbares. Sie können sich denken, wie neidisch unsere Nachbarn darauf sind.«
    Crows Herzschlag beschleunigte sich. Er war bemüht, sich sein gesteigertes Interesse nicht anmerken zu lassen. In seinem Magen kribbelte es vor Aufregung. War dies endlich der lange erhoffte Hinweis auf den Flächenräumer? Hatten die Briten ihn entdeckt und waren nun dabei, seine Geheimnisse zu entschlüsseln?
    »Wäre es nicht eine schöne Abwechslung, euch diese Anlage einmal anzusehen?«, fragte er seine »Töchter« wie beiläufig.
    »Das wäre toll, Daddy«, antworteten beide wie aus einem Mund. Penthesilea zwinkerte Mills zu und schlug aufreizend ein Bein über das andere.
    »Nun, äh, das lässt sich einrichten, Ladies.« Mills stieg die Röte ins Gesicht; ihm schien der Kragen eng zu werden.
    Was für ein Tropf, dachte Crow bei sich, doch er zwang sich, weiterhin gute Miene zum bösen Spiel zu machen. »Dann machen wir uns doch gleich auf den Weg«, schlug er gut gelaunt vor und stand auf. »Nach der Teatime kann es nicht schaden, ein paar Schritte zu tun.«
    Auch Mills erhob sich und stellte die leere Teetasse ab. »Aber gern. Sie werden überwältigt sein.«
    ***
    Eine halbe Stunde später stiefelte Crow in seinem Pelzmantel neben Mills her einen Pfad entlang. Allmählich schmerzten ihn die Füße. »Gleich nebenan« schien in Mills’ Sprachgebrauch in Wahrheit »irgendwo in der Walachei« zu bedeuten. Immerhin herrschte bestes Südpol-Wetter. Die Sonne wärmte das Land und in der Ferne hörte man die Rufe vieler Vögel.
    Mills trug einen langen schwarzen Mantel über dem braunen Anzug und hatte ein feierliches Gesicht aufgesetzt. In einem länglichen Sack, den er über dem Rücken trug, schien er mehrere dünne Stangen zu transportieren. Crow hatte noch nicht herausgefunden, wozu sie dienen sollten, denn Mills machte aus der Angelegenheit ein Geheimnis.
    »Sie haben vorzügliche Beinmuskeln«, lobte Penthesilea den alten Mann mit lieblicher Stimme.
    Mills lächelte. »Ihre Armmuskulatur ist aber auch nicht zu unterschätzen, Miss Penthesilea.« Er hob die Schulter an, in der es gestern beim Handkussversuch leise geknackt hatte.
    Die Warlynne lachte auf. »Das klingt so förmlich. Nenn mich einfach Lea.«
    Der Erste Sekretär des Prime von New Halley errötete wieder. »Wenn Sie es erlauben… gern, Lea.«
    »Und ich bin Cleo«, schloss sich Cleopatra an. »Sagen wir ›du‹
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