Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
238 - Herz aus Eis

238 - Herz aus Eis

Titel: 238 - Herz aus Eis
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
überzeugender zu wirken, hatte Crow einen Spaziergang von drei Meilen hinter sich. Drei Meilen zu viel, seiner Meinung nach. Der dicke Fellmantel hatte weit weniger Kälte abgehalten als erhofft. Er blickte zu den beiden Warlynne-Modellen, deren Brustimplantate er bis zur Grenze der Belastbarkeit aufgefüllt hatte. Die Warlynnes waren derart konzipiert, dass man ihr Aussehen problemlos verändern konnte, denn die Urform war bei der Männer-, Frauen- und Kinderversion jeweils identisch. Man konnte Implantate einsetzen, die Haut in verschiedenen Färbungen bräunen und ihnen durch die Feinjustierung der Gesichtsmuskeln unterschiedliche Züge verleihen. Das hatte sich Crow bei diesen beiden Modellen aufgrund der knappen Zeit jedoch gespart.
    Beide Warlynnes waren in angerissene Decken gehüllt und trugen außer Unterwäsche nur noch ihre klobigen Stiefel. Die Kampfanzüge hätten zu martialisch gewirkt und passten nicht zu der Geschichte, die Crow sich überlegt hatte. Er selbst hatte seine graue Uniformjacke und die Krawatte abgelegt, um einen zivilen Eindruck zu vermitteln.
    Langsam trat er nun vor das gut zweieinhalb Meter hohe metallene Schott und winkte mit beiden Armen. Die Warlynnes flankierten ihn links und rechts. Sie hatten den Befehl, ihn im Falle eines Angriffs zu beschützen.
    Eine Weile regte sich nichts. Crow hatte genug Zeit, den Eingang zu betrachten, der halb in einen Hügel eingelassen war. In der Umrahmung des Schotts gab es auf der linken Seite einen rechteckigen Kasten. Eine metallene Platte lag unter einem vorspringenden kleinen Dach, das vor Schnee und Regen schützte.
    Crow legte seine behandschuhte Rechte darauf. Die Abdeckung ließ sich überraschend leicht zur Seite ziehen. Anscheinend war das Metall mit einem besonderen Schmieröl behandelt worden.
    Unter der Abdeckung kam ein Tastenfeld mit Zahlen zum Vorschein.
    Plötzlich knackte es über ihm. »Sie befinden sich auf dem Gebiet des Antarctic Empire. Dies ist New Halley, der Regierungssitz von Prime Minister Sir Thomas Doyles. Tragen Sie bitte ihr Anliegen vor.«
    Die blechern wirkende Stimme klang so laut und unmelodisch, dass Crow das Gesicht verzog. Er trat von dem Tastenfeld zurück und schloss die Abdeckung. Dabei sah er neben dem Tastenfeld eine Fläche, die schmale Schlitzöffnungen besaß. Ein Mikrofon? Er beugte sich vor.
    »Mein Name ist Crow, Arthur Crow. Unser Schiff wurde auf ein Riff geworfen, die Mannschaft ist tot. Meine Töchter und ich sind die einzigen Überlebenden. Wir bitten um Unterkunft.«
    Crow bemerkte, wie die Kamera unter dem überdachten Eingang sich regte. Diese Briten verfügten über eine nicht zu verachtende Technik; folglich waren sie nicht verdummt. Der General warf einen besorgten Blick auf seine Warlynnes. Er hatte sie auf den Einsatz vorbereitet, doch die Zeit war knapp bemessen gewesen. Würden Cleopatra und Penthesilea ihre Rollen überzeugend spielen?
    Das Schott öffnete sich vor ihnen und heraus kamen zwei bewaffnete Soldaten in weißblauen Tarnuniformen. Sie musterten die drei Fremden von oben bis unten. Der größere Soldat wandte sich an eine der in Decken gehüllten Warlynnes. Er grinste frech. »Miss, vielleicht hat man es Ihnen schon gesagt, aber Ihre Kleidung ist den Witterungsverhältnissen nicht angemessen.«
    General Crow schob sich vor seine Begleiterinnen. »Meine Töchter und ich haben Furchtbares durchgemacht. Haben Sie Mitleid und lassen Sie uns ein.«
    »Schon gut, Väterchen, Sie brauchen nicht zu betteln.« Der junge Mann winkte gönnerhaft und wies in das Innere der Station. Hinter dem Schott schloss sich ein Gang an.
    Voller Schrecken erkannte Arthur Crow einen Metalldetektor. Mit so einem Gerät hatte er sich schon im Pentagon-Bunker beschäftigt. Würde es auf das Plysterox-Skelett der Warlynnes ansprechen? Er war sich nicht sicher.
    Der Soldat mit dem herablassenden Ton kam zu ihm und tastete ihn ab. Als seine Hände die Beintaschen der Hose berührten, verzog er kurz das Gesicht, sagte aber nichts.
    »Da entlang, die Ladies«, meinte der kleinere Soldat vergnügt. »Mein Name ist Desmond, Nigel Desmond.« Er wies auf das Schild an seiner Brust. Die Warlynnes sahen scheinbar interessiert darauf. Penthesilea klimperte sogar ein wenig mit den extralangen Wimpern. Crow hatte die beiden angewiesen, besonders nett zu den männlichen Exemplaren seiner Gattung zu sein und ihnen dadurch Informationen zu entlocken.
    Zögernd trat der General zu dem Metalldetektor. Das konnte in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher