Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2370 - Die Milliardenstadt

Titel: 2370 - Die Milliardenstadt
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
umschlagen.
    Gegen sechs dieser Gestalten vermochten Hilfi und er sich zu wehren, keine Frage.
    Aber Gerüchte reisten schneller als alles andere. Die Bewohner des Sumpfbodens, Hunderttausende von ihnen, würden sich auf die Suche nach ihm machen und ihn zur Rechenschaft ziehen für das hier, den Sumpfboden. Für etwas, das er niemals für möglich gehalten hätte. „Ihr kennt Elfia also", sagte Aheun mit möglichst ruhiger Stimme. „Ihr bekommt eine weitere Flasche vom Scharfen, wenn ihr mir verratet, wo sie sich aufhält."
    „Das ist zu wenig", murrte der kleinste der Männer. Er spielte mit einem flachen Stein in seiner Hand, warf ihn gut sichtbar immer wieder hoch. „Ich geb euch alles, was ich bei mir habe."
    Aheun zog mit zitternden Händen einen transportablen Glühofen aus seinem kleinen Rucksack. Dazu Socken und Unterwäsche, eine Packung kratziger Reinigungstücher, mehrere selbsterhitzende Gemüsedosen, eine handbetriebene Taschenlampe, Nähzeug, Stoffe, Pharmazeutika, Mittel für die Körperpflege. Er zeigte die Sachen her, erklärte sicherheitshalber manche Funktionen und breitete die Gegenstände schließlich fein säuberlich auf einem Tuch aus.
    Der Armlose blickte sich im Kreis um und holte sich das Einverständnis seiner Kumpane. „Geht klar, Priester. Lass das Zeugs hier liegen, auch den Rucksack, und marschier in Richtung der drei großen Betonsäulen."
    Aheun sah sich um. Runde weiße Steher, mindestens 20 Meter im Durchmesser, stachen links von ihm aus dem Dämmerlicht. Die Bodenplatte des dazugehörigen Hauses darüber war nur zu erahnen. „Genau im Zentrum der Säulen befindet sich eine Drahtmatte. Gleich daneben liegen zur Abschreckung zwei defekte Robtrix mit flackernden Augen. Heb die Drahtmatte hoch, ruf das Kennwort >Suffkind<, und man wird euch die Treppe hinunterlassen. Nimm die Flasche mit dem Scharfen mit. Frag nach >Fleischball<.
    Man wird dich zu ihr bringen, wenn du sagst, dass du von uns kommst. Und jetzt geh, bevor wir es uns anders überlegen."
    Die Männer hoben ihre Stöcke hoch, trommelten wiederum auf den Rand der Feuerschüssel. Der Takt wirkte aggressiv und bedrohlich.
    „Wir verschwinden", sagte Aheun leise zu Hilfi, die sich im Hintergrund gehalten hatte. „Wir müssen die Burschen weiterhin im Auge behalten. Ich traue ihnen nicht über den Weg."
    Neuerlich legte er die Hand um den Griff des Desintegratorstabs. Er atmete tief durch. Die Reise hinab in den Sumpfboden näherte sich ihrem Ende.
     
    *
     
    Eine verlotterte Gestalt führte ihn durch Kavernen und Erdlöcher immer tiefer in den Untergrund. Sie sprach kein Wort, während aus mancher Höhle undefinierbares Ächzen drang. Es stank penetrant. Hier, so schien es ihm, vegetierten jene Rapharien vor sich hin, die nicht einmal mehr die Kraft besaßen, aufzustehen und irgendetwas gegen ihr Schicksal zu unternehmen. „Da drin", sagte ihr Führer, goss sich die Hälfte des Scharfen in einen Becher und verschwand in der Dunkelheit. Das Restlicht einer weit entfernt glimmenden Fackel reichte gerade noch aus, die Wände und Decken zu erahnen. „Elfia Jin?", fragte Aheun und betrat zögernd die kleine Nische. Hilfi blieb stehen. Nun, im Moment der Entscheidung, schien sie jeglicher Mut zu verlassen.
    Der Priester schüttelte den Kopf. Sie war ihm gefolgt und hatte ihm geholfen, ohne großartige Gegenleistungen zu verlangen.
    Trotz ihres Schicksals, ihrer Drogenabhängigkeit und ihres eher schlichten Charakters erschien sie ihm als Symbol für all das Gute, das in einem Raphanen steckte.
    Ein Rascheln ertönte vor ihm, wie von trockenem Papier, das zerknüllt wurde. „Was willst du von mir?", fragte eine dünne, zittrige Stimme. „Kenn ich dich?
    Hab meinen Namen schon lange nicht mehr gehört."
    Was sollte er sagen, wie sollte er beginnen? Nichts und niemand hatte ihn auf diesen Augenblick vorbereitet. Diese Situation war einzigartig und war wohl nie zuvor in der Geschichte seines Volkes vorgekommen. Ein Priester, der seine Mutter wiedersah; unter anderen Umständen wäre dies der Stoff, aus dem Mythen oder Trivid-Serien gemacht wurden. „Mag sein, dass wir uns kennen", sagte Aheun. „Ich möchte dich sehen." Er schüttelte die halb volle Flasche, sodass sie das Gluckern hören konnte. „Bin kein schöner Anblick." Husten erklang. „Früher mal, ja, da war ich wer, da begehrten mich die Männer. Aber dann ..." Ihre Stimme verlor sich in Gemurmel. „Zeig dich mir." Erneut bewegte er die Flasche, während ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher