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2370 - Die Milliardenstadt

Titel: 2370 - Die Milliardenstadt
Autoren: Unbekannt
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entkommen sei."
    „Das sind lediglich dreiundzwanzig Priester!", hörte ich im selben Moment die überraschte Stimme Kenton Selfs. „Der Dicke fehlt! Entweder habt ihr den Leichnam des Kochs übersehen – oder Aheun Arcalotz lebt."
     
    10.
     
    Der Sumpfboden: Treffender hätte es keine Bezeichnung ausdrücken können.
    Pfuhle und Pfützen glänzten im Widerschein schwachen Lichts, das von irgendwoher zu stammen schien.
    Bestialischer Gestank, der Aheuns Nasenhaare wegzuätzen schien, durchzog das unebene Gelände zwischen mächtigen Betonträgern, deren Fundamente mit Stahltrossen gesichert wurden.
    Nur mühsam kamen Hilfi und Aheun vorwärts. Immer wieder blieben sie mit den Füßen im Schlamm stecken oder mussten sich kopfgroßer Nager erwehren.
    Lediglich der kleine Desintegratorstab, den Hilfi gegen weitere technische Utensilien getauscht hatte, stand zwischen ihnen und den Tieren. Längst hatte der Priester den Talar gegen robuste Alltagskleidung eingewechselt.
    Fingerlange Parasiten, Zyglos genannt, warteten, an Eisenträger oder Kunststoffplatten geklebt, auf Opfer, ließen sich dann fallen und saugten sich an nackter Haut fest. Feinste, gläsern wirkende Fühler drangen in die Blutbahnen vor oder verhakten sich im Fleisch, kristallisierten und spritzten schließlich ihren Laich in das Opfer. „Dort." Seine Begleiterin deutete in Richtung eines morschen Bretterverschlags. „Das muss das Lager sein, wohin man uns verwiesen hat."
    Selbst der so sehr abgebrüht wirkenden Hilfi fiel es schwer, jenen Gestalten, denen sie während ihrer Suche im Sumpfboden begegnet waren, Namen zu geben. Manche hatten nichts Raphanisches mehr an sich, viele wirkten mehr tot als lebendig. Allen war dieser stiere Blick gemein; Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Lethargie spiegelten sich darin.
    Aheun sprang, so gut es ging, von einer Trockeninsel zur nächsten, um unbekannten Gefahren in den trübe schillernden Wasserpfützen tunlichst zu entgehen. Über mühsame Umwege erreichten sie den Holzverschlag. Vorsichtig zog der Priester eine verrottete Planke beiseite, die Rechte stets am Griff des Desintegrators. „Hallo?", fragte er ins Dunkel. „Schleich dich!" Etwas, das keine Arme und Beine zu besitzen schien, bewegte sich im Hintergrund.
    Aheun ließ sich nicht irritieren. Er hatte während der letzten Tage zu viel gesehen und zu viel erlebt, um sich von dieser.... unfertigen Gestalt abschrecken zu lassen. „Wir suchen nach einer Frau", sagte er. „Sie heißt Elfia Jin. Man hat uns gesagt, dass wir sie hier finden könnten."
    Ein Krachen ertönte. Instinktiv zuckte Aheun zurück. Ein rostiger Nagel, sicherlich 20 Zentimeter lang, schrammte nur knapp an seinem Gesicht vorbei.
    Der Priester stellte sich schützend vor Hilfi und aktivierte den Desintegrator. Die glimmende Waffe zeigte ihm, was sich tatsächlich hinter dem Verschlag befand. „Wir gehen", flüsterte Aheun seiner Begleiterin zu, ohne die Augen von der Waffe abzuwenden. „Dieses ... Wesen kann uns keine Auskunft geben."
    Sie marschierten rücklings. davon, wiederum von Festinsel zu Festinsel, bis das Fauchen und Quietschen hinter dem Bretterverschlag endete, sie eine gewaltige Stahlbetonsäule in ihrem Rücken wussten und sich in Sicherheit wähnten. „Was war das?", fragte Hilft. Ihre Hand schob sich in die Spitzhuttasche, kam gleich darauf wieder leer hervor. Sie hatte die Cycloglück-Tabletten in ihrer winzigen Bleibe zurückgelassen; aus welchen Gründen auch immer: Wahrscheinlich vermisste sie die billige Betäubungs- und Glücksdroge. „Nichts", antwortete Aheun. „Ein Nichts mit 'nem rostigen Nagel?
    Glaube ich nicht!"
    „Du verstehst mich falsch, Hilft. Das war kein Wesen. Ein auf übelste Weise misshandeltes Geschöpf. Wer weiß das schon?"' Hilft drang nicht mehr weiter in ihn. Sie blickte sich aufmerksam um und gähnte, wie sie es immer tat, wenn sie Angst hatte.
    Seltsam, dachte Aheun. Wie gut ich sie bereits kenne... „Wir sollten weiter", forderte sie ihn auf. „Ist nich' gut, allzu lang an einem Ort zu bleiben."
    Recht hatte sie. Sie mussten weg. Weg von diesem Monster ohne Substanz und Geist, dessen ungeheuerliches Aussehen ihm wahrscheinlich den Rest seines Lebens in Erinnerung bleiben würde.
    Doch wohin sollten sie? Ihre letzte Spur war verloschen. Von nun an mussten sie sich durchfragen. Jede Begegnung mit Leben in diesen tiefsten Bereichen der Stadt barg ein Risiko in sich.
    Eine Flamme loderte halb links von ihnen auf. Ein Grunzen
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