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237 - Die Welt in der Tiefe

237 - Die Welt in der Tiefe

Titel: 237 - Die Welt in der Tiefe
Autoren: Christian Schwarz
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den Ratten in Kauf. Und es lohnte sich. Er fand Hinweise, dass die USS VENGEANCE, die heute Wüngens genannt wurde, mit Atomwaffen bestückt gewesen sein musste!
    Wenn ich schon keine bauen kann, dann muss ich sie eben aus dem Boot holen…
    Das allerdings war schwierig, denn das Wrack der VENGEANCE befand sich in Einflussbereich von Georgshütte. Und weil es auch von den Clarkisten beansprucht wurde, hatten die Georgshütter ein ganz besonderes Auge auf das Boot, das eigentlich im Niemandsland lag, gut fünfhundert Kilometer von Georgshütte entfernt und noch mal dreihundert mehr vom Sanktuarium. Nur die Freihandelszone Lanschie befand sich in relativer Nähe.
    Es half also alles nichts: Wenn er sich in Ruhe mit der VENGEANCE beschäftigen wollte, musste er sich das Vertrauen der Georgshütter erschleichen; mehr noch, in eine führende Position aufrücken!
    Kenneth Clark machte sich an die Arbeit und entwickelte einen Strategieplan, wie er es nannte. Zuerst lernte er Deutz, die Sprache der Georgshütter und einiger anderer kleiner Nationen. Das fiel ihm nicht besonders schwer. Zudem gab es im Weißen Haus einen übergelaufenen Georgshütter, der ihn heimlich, aber mit umso größeren Freuden in die Geheimnisse des deutzen Zungenschlags einweihte.
    In dieser Zeit schaffte Kenneth Clark auch viele wichtige Unterlagen zurück nach Pontes Werth. Denn er war sicher, dass er mit seinem Tun sämtliche Brücken zum Sanktuarium und den Clarkisten abbrechen würde. Es berührte ihn nicht, denn es war ihm völlig unwichtig, ob er nun einst Clark geworden wäre oder nicht. Wichtig war ihm nur, sein Lebenswerk zu vollenden und die gigantischste Explosion aller Zeiten erleben zu dürfen. Allein schon der Gedanke daran erregte ihn über alle Maßen.
    Kenneth Clark besorgte sich einige Liter Tierblut. Dann packte er alle nötigen Sachen, darunter Handfeuerwaffen und Bomben, in seinen Hovie und fuhr nach Lanschie. Auf dem Weg dorthin, nahe den Murdo-Klippen, jagte er sein Gefährt am Fuß eines Berges mit einer leichten Bombe, die er aus Wasserstoffperoxid, Ammoniumnitrat und Nitroglycerin gebaut hatte, in die Luft. Dabei achtete er darauf, dass die Clarksche Handelsdelegation, die eine halbe Stunde nach ihm aufgebrochen war, Zeuge der mächtigen, weithin sichtbaren Explosion wurde. Danach leerte er das Blut über die Reste des Hovies und verschwand mit einem kleineren Hovie, den er zuvor heimlich hier abgestellt hatte, in den unübersichtlichen Murdo-Klippen.
    Bereits kurze Zeit später machte er Bekanntschaft mit einer der Terrorgruppen, die im Land umherzogen und den Clarkisten das Leben so schwer wie möglich machten. »Nur ein toter-Clarkist ist ein guter Clarkist«, war ihr Motto.
    Kenneth Clark, der mittlerweile ein akzeptables Deutz sprach, schloss sich ihnen an. Dank seiner überragenden Kenntnisse und seines Abenteurerblutes arbeitete er sich innerhalb kürzester Zeit zu deren Anführer hoch. Er nannte sich nun Schneewolf und brüstete sich damit, den Sohn des Clarks, Kenneth, umgebracht zu haben. Er tötete mit eigener Hand ein gutes Dutzend Clarkisten, die Hälfte davon mit selbstgebauten Bomben. Und immer hinterließ er sein Zeichen, einen stilisierten Schneewolfkopf.
    Im Februar 2516 hatte sich der Schneewolf einen derart legendären Ruf bei Feinden und Freunden erworben, dass ihn der Ruf erreichte, Kanzelor Michailovic von Georgshütte wünsche ihn persönlich kennen zu lernen.
    Kenneth Clark trat dem Kanzelor, einem dicken, behäbigen, aber durchaus sympathischen Mann hoch erhobenen Hauptes gegenüber. »Die Zeiten werden schlechter, Exzellenz«, sagte er bei dem ihm zu Ehren ausgerichteten Festessen, das hauptsächlich aus der berühmten Georgshütter Spezialität, den »Käsespatzlas in Jägersoße« bestand. »Die Clarkisten haben eine hohe Belohnung auf meinen Kopf ausgesetzt. Nicht, dass mich das beunruhigen würde, aber es ist durchaus der Anlass für mich zu sagen: Ich kann der deutzen Sache auf noch viel bessere Weise dienen als einfach im Gelände ein paar weitere Clarkisten abzuschlachten. Denn ich bin ebenso talentiert, was das Bombenbauen angeht, wie dieses Clark-Söhnchen es war. Und ich wäre glücklich, mich in Ihrem Auftrag, Exzellenz, um den Bau einer Bombe kümmern zu dürfen, mit der wir ganz Clarktown in die Luft pusten können.«
    »Das ist… wunderbar«, schnaufte der Kanzelor und schaufelte so schnell die restlichen Käsespatzlas vom Teller, als wolle sie ihm jemand wegnehmen. »Fangen Sie
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