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237 - Die Welt in der Tiefe

237 - Die Welt in der Tiefe

Titel: 237 - Die Welt in der Tiefe
Autoren: Christian Schwarz
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Wasserfläche hinweg, auf der die Sonne glitzerte und funkelte. Riesige schwarze Körper durchschnitten die eben daliegende Oberfläche.
    »Sie sind noch größer geworden«, murmelte Randall, und es klang besorgt.
    Aber das bekam Kenneth in seiner Begeisterung nicht mit. »Nein, lass mich. Ich will sehen, wie es spritzt«, wehrte sich der Junge zornig, als ihn Onkel Herb an der Hand nahm und mit sich ziehen wollte. Tatsächlich sprangen die schwarzen Ungetüme gerade aus dem Wasser und ließen sich in ihrer vollen Länge von rund vierzig Metern wieder darauf fallen. Ganze Wasservorhänge spritzten nach allen Seiten weg.
    Erst als sein Vater ein Machtwort sprach, fügte sich Kenneth widerwillig. Seine Miene hellte sich sofort auf, als der Clark bemerkte, nun würden sie sich zu dem Geheimnis begeben.
    Zu dritt gingen sie in das zerklüftete Küstengebirge hinein. Weite, sanft ansteigende Geröllfelder erstreckten sich zwischen steilen Klippen. Hier gab es nur spärliche Vegetation. Kenneth sprang um seinen Vater und Onkel Herb herum, warf Steine und beobachtete, wie sie zersplitterten. »Bumm!«, rief er immer wieder. Der Clark lachte, und es klang asthmatisch inmitten seines schweren Schnaufens.
    Auf halber Höhe des Geländes, das Onkel Herb »Grand Canyon« nannte, blieben die Männer in der Nähe eines seltsam geformten Gesteinsbrockens stehen.
    »Siehst du etwas direkt hier vor uns?«, fragte der Clark seinen Sohn.
    Kenneth schaute auf den Boden. »Lauter Steine.«
    Randall kicherte. »Und so soll es ja auch sein.« Er bückte sich, schob loses Geröll zur Seite und legte einen Eisenring frei. Mit einem Ruck zog er daran und wuchtete eine Eisenplatte hoch. Gleich darauf stiegen sie über eine senkrechte Leiter in den Bauch der Erde. Randall schaltete elektrisches Licht ein. Gut zehn Meter tief landeten sie in einem steinernen Stollen, der durch Eisenträger abgestützt wurde. Er führte sanft abfallend weiter in die Tiefe.
    »Eine Schatzhöhle«, murmelte Kenneth begeistert. Seine Stimme klang seltsam hohl und kam als leise wisperndes Echo zurück. Angst hatte er nicht davor.
    Irgendwann ging das Gestein in breite, viereckige Gänge über, die weißbläulich schimmerten. Zwei Tische mit Rädern standen hier herum.
    »Diese Wände haben unsere Vorfahren aus Plysterox gemacht«, erklärte der 37. Clark Manuel.
    »Was ist Plysterox?«
    »Ein Kunststoff, der unzerstörbar ist und aus dem die ganze Anlage hier größtenteils besteht«, erklärte Onkel Herb. »Wir können ihn heute leider nicht mehr herstellen. Das Wissen darum hat uns die Zeit gestohlen.«
    Sie gingen durch ein weit verzweigtes Gangsystem. »Die unterirdische Stadt heißt Pontes Werth, zusammen mit Wüngens der heiligste Ort der Clarkisten«, sagte der Clark fast andächtig. »Der Hort der Väter. Hier haben unsere Vorfahren nach dem Einschlag eines Himmelssterns auf der Erde viele hundert Jahre lang gelebt, bevor sie an die Oberfläche gegangen sind und Clarktown gegründet haben. Nur noch der Clark und der Ober-Clark wissen heute, wo der Eingang zum Hort der Väter zu finden ist. So schützen wir ihn vor Zerstörung durch die, die uns hassen. Und du, mein Junge, wirst der nächste Clark. Deswegen sollst du das Geheimnis von Pontes Werth frühzeitig kennen lernen. Und wissen, wie unsere Väter gelebt haben. Es war eine unglaubliche Welt.«
    Immer wieder öffnete der staunende Junge Türen und blickte in Mannschafts- und Einzelschlafräume. Manchmal lagen die Decken ordentlich auf den Betten, manchmal waren sie zurückgeschlagen, so, als sei der Schläfer gerade erst aufgestanden. Es gab Küchen- und Vorratsräume, aber das eigentlich Interessante eröffnete sich in den Forschungslabors. Kilometer von Bedienoberflächen zogen sich die Wände entlang, es gab Knöpfe, Schalter, Hebel und Bildschirme dazwischen. Auf den Tischen standen Computerbildschirme mit integrierten Nano-Rechnern und Trilithium-Stationen. Kenneth spürte die Kälte, die sich die letzten Minuten in seine Knochen gefressen hatte, plötzlich nicht mehr.
    Sie kamen in einen Freizeitraum, in dem ein großer Fernseher an der Decke hing. In einem Wandregal daneben waren Datenkristalle fein säuberlich in Halterungen gedrückt. Darüber klebten Schilder, auf denen etwas geschrieben stand. Der Clark nahm den zweiten Kristall von links, schob ihn in die Station und schaltete den Fernseher ein. Ein grüner Hintergrund wurde sichtbar. Eine seltsame Musik ertönte. Kenneth verzog das Gesicht.
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