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2360 - Die zweite Welle

Titel: 2360 - Die zweite Welle
Autoren: Unbekannt
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nicht von vornherein ausschließen, handelte es sich doch um Artefakte anderer Kulturen, die die Mächtigen im Verlauf von Jahrtausenden zusammengetragen hatten. Überdies musste man in Betracht ziehen, dass Aquinas' Gedächtnis manipuliert oder sogar zu einem großen Teil gelöscht worden war.
    Einfacher wurde die Aufgabe für die Galaktiker dadurch nicht. Daellian hatte den Eindruck, dass sie mehr oder weniger hilflos in einem undurchdringlichen Nebel herumstocherten und nur Zeit verschwendeten. Sie traten auf der Stelle, konnten bislang kaum Ergebnisse aufweisen. Schlimmstenfalls beschäftigen sich die Wissenschaftler der LFT wochenlang mit einem Kleingerät, in das sie gewaltige Erwartungen setzten, nur um dann feststellen zu müssen, dass es sich um die exotische Form einer Wasserstoffatmer-Kaffeemaschine handelte.
    Es war dringend geboten, die Sache anders anzugehen, die Regeln zu verändern oder zumindest einen neuen Faktor ins Spiel zu bringen. Er aktivierte den Sargfunk. „Gehe ich recht in der Annahme, dass Dr.
    Carapol in etwa zehn Minuten eintreffen wird?"
    Einer seiner Assistenten an Bord des Leichten Kreuzers PRO SCIENTIA, der wissenschaftlichen Einsatzzentrale in unmittelbarer Nähe der SEOSAMH, antwortete nach kurzer Verzögerung.
    Offensichtlich hatte er die Zeitangabe überprüft. „Bestätigung. Rendezvous in zwölf Minuten."
    „Ich werde die SEOSAMH jetzt verlassen und ihn persönlich in Empfang nehmen", sagte Daellian. „Falls ich mich um ein paar Minuten verspäten sollte, richtet ihm bitte mein Bedauern aus. Aber unbedingt mit der gebotenen Höflichkeit."
     
    *
     
    „Ich bin nicht sehr begeistert", sagte Dr.
    Baldwin Carapol.
    Wäre Daellian noch zu einer wahrnehmbaren Mimik imstande gewesen, hätte er sich ein leichtes Lächeln gestattet. „Ich entschuldige mich für meine Verspätung", sagte er, „und bedaure, dass du vierzig Sekunden hast warten müssen."
    Carapol tat die Bemerkung mit einer kurzen Handbewegung ab. „Das meine ich nicht, und das weißt du auch ganz genau.
    Ist der Raum abhörsicher?"
    „Natürlich."
    „Die Arbeit im Projekt Petakalup ist in eine entscheidende Phase getreten. Ich bin dort unabkömmlich."
    Der Chefwissenschaftler der LFT war überrascht, eine Reaktion, die der Sarkophag natürlich nicht nach außen übermittelte. Carapols Persönlichkeitsprofil hatte solch eine heftige Reaktion nicht vermuten lassen.
    Von seiner Umwelt wurde er gewöhnlich als „Mann ohne Eigenschaften" aufgefasst.
    Er verschmolz geradezu mit dem Hintergrund, in einer Menschenmenge ging er für den Blick der meisten anderen einfach unter. Er war ein perfekter Durchschnittsterraner, falls es so einen überhaupt gab. Und nun diese heftige Reaktion? „Du hast kompetente Mitarbeiter, die deine Arbeit kommissarisch fortsetzen können", erwiderte Daellian. „Wir müssen Prioritäten setzen. Ich brauche dich hier.
    Scheust du dich vor einer neuen Herausforderung?"
    „Hör bitte auf, mich zu provozieren. Das ist unproduktiv:" Da war sie wieder, die Konzentration auf wichtige Aspekte des Lebens, die Carapol immer wieder betonte. Daellian scannte den Hyperphysiker. Er war Terraner, 45 Jahre alt, mit schmalem Körperbau, dunklem Haar, das an den Koteletten schon grau wurde. Zu wenig rote Blutkörperchen, leicht erhöhter Pulsschlag, Bindehautreizung.
    Ein leichter Bauchansatz war nicht zu verkennen. Carapol war alles andere als ein Sportler. Seine Konzentration galt eben anderen Aspekten des Lebens.
    Daellian wog ab und beschloss, sich jeden Kommentars über die in seinen Augen lächerliche Schirmmütze zu enthalten. Er konnte den Hyperphysiker auch auf andere Art und Weise aus der Reserve locken. „Befürchtest du, dass du mit meinem Team nicht klarkommst? Ich weiß, dass kaum einer meiner Mitarbeiter von dir bisher auch nur ein Sterbenswörtchen gehört hat.
    Du kommst zwar von der Waringer-Akademie, aber ..."
    „Malcolm, was sollen diese Wortklaubereien? Haben wir wirklich Zeit für solche Spiegelfechtereien? Es geht mir derzeit einzig und allein um das Projekt Petakalup."
    „Natürlich", räumte Daellian ein. Dr. Carapol war sozusagen seine Entdeckung. Er war Anfang Januar diesen Jahres auf den Hyperphysiker aufmerksam geworden, und zwar auf Grund einer bahnbrechenden theoretischen Arbeit über Fraktale Aufriss-Glocken sowie - davon inspiriert beziehungsweise abgeleitet - mehrerer Artikel zur allgemeinen Verbesserung der Schutzschirm- und Antiortungs-Technik. Das größte Problem
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