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2359 - Das Stumme Gesicht

Titel: 2359 - Das Stumme Gesicht
Autoren: Unbekannt
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seinen Arm.
    Alles rings um ihn erstarrte. Als ob er die Zeit eingefroren hätte.
    Ushekka blieb neben Taresk stehen. Rituell verbeugten sie sich und fletschten die Zähne. „Dieser Stolze Herr ist eine interessante Persönlichkeit!", schrillte der Oberste. „Ich möchte ihn bei mir wissen."
    „Wir haben seine Spur mittlerweile wieder verloren", wandte Taresk mit merklichem Zögern ein.
    Täuschte sich Ushekka, oder schwang in der Stimme des sonst so nüchternen Wasserträgers tatsächlich Angst mit? „Ihr werdet sie wieder aufnehmen." Der Oberste rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. „Nichts auf Vibe-Lotoi und schon gar nichts in La Untique entgeht den Hauri. Oder behauptet ihr das Gegenteil?"
    Ushekka wollte die Augen schließen, den Blick vom Herrn über die Ay'Va abwenden. Doch er wusste, dass es seinen Tod bedeutet hätte. „Nein, Oberster", sagte Taresk, nunmehr wieder gefasst. „Wir werden ihn aufspüren. Du willst den Stolzen Herrn lebend?"
    „Sein Zustand ist unbedeutend. Er muss lediglich in der Lage sein, mir Fragen zu beantworten. Seine Geheimnisse interessieren mich."
    „Wir haben verstanden und gehorchen."
    Taresk vollführte die rituelle Verbeugung, Ushekka tat es ihm gleich. Mit gebeugten Körpern zogen sie sich zurück, dem Obersten niemals den Rücken zukehrend.
    Als sie das Zentitorium verließen, herrschte bereits wieder hektische Geschäftigkeit rings um den Herrscher über die Ay'Va. Die eben noch erstarrten Flugroboter hatten ihre Arbeit wieder aufgenommen; Bildberichte und Holos umwaberten den Obersten erneut auf seinem zentralen Pult. „Er ist ... er ist so ..."
    „Er leidet an einer seltenen Krankheit", unterbrach Taresk sein Stottern. „Nur wenige waren bislang ausersehen, den Obersten zu Gesicht zu bekommen."
    Der Lenker der Ay'Va war von einer obszönen Fettleibigkeit. Speckfalten rahmten Gesicht und Körper ein.
    Ungesunde rote Farbflecken waren ihm auf die Wangen gemalt. Brüste, wie sie von milchgebenden Säugetieren stammen konnten, hingen ihm schlaff vom Leib. Die Finger - wie riesige weiße Maden wirkten sie. Er war der Gestalt gewordene Tod, denn sein ganzer Leib schien vom mörderischen Wasser aufgeschwemmt zu sein, im Gegensatz zur vitalen Hagerkeit aller anderen Hauri, die Ushekka kannte.
    Ushekka wusste mit einem Mal, wie er Taresks Worte einzuordnen hatte.
    Entweder schafften sie es, den Stolzen Herrn zu finden und sich seiner zu bemächtigen. Dann hatte er sich neben Taresk einen Platz in der oberen Führungsebene der Ay'Va gesichert. Oder aber sie scheiterten; dann führte sein Weg in ein Armengrab am Südrand der Stadt.
    Denn auch so waren die Worte des Wasserträgers zu interpretieren: Kein unbedeutender Hauri besaß das Recht, dem Obersten ins Antlitz zu blicken
     
    2.
     
    Friedensfahrer
     
    „Wir haben kaum etwas in der Hand", verkündete Polm Ombar. Er stand da wie eine Statue, die Arme vor dem mächtigen Brustkorb verschränkt. „Wenn es sich beim Auslöser dieser Katastrophe im kartanischen Vergnügungspark um den Chaotender-Piloten Kirmizz handelt, sind all seine Spuren verwischt."
    „Wir konnten keine Spuren finden", widersprach Kantiran. Müde schlürfte er seinen Kaffee. „Wir besitzen allerdings noch keine Auswertung des Gesprächsverkehrs der hiesigen Sicherheitskräfte. Cosmuel ist fleißig an der Arbeit, um diese Daten aufzubereiten."
    „Glaubst du denn, dass uns das weiterbringt?"
    „Sicherlich", antwortete er. „Wir mussten in aller Stille und Unsichtbarkeit den Tatort sichten. Außer vielen Toten war nichts zu sehen; da gebe ich dir Recht.
    Aber über einen Vorfall in einer derartigen Größenordnung können selbst die hiesigen Faulpelze des Stadtschutzes nicht hinwegsehen. Sie werden Bild- und Tonmaterial aus Vaco'Bau-Tay, dem kartanischen Vergnügungsviertel, sichten und analysieren. Denk an die geheimen Flugdrohnen und die fix installierten Kameras, die wir orten konnten. Auch wenn derlei Geräte im kartanischen Vergnügungspark nicht gern gesehen werden - die Budenbetreiber benötigen Aufnahmen als Beweismaterial, um bei Unfällen, die ja immer wieder vorkommen, ihre Unschuld belegen zu können. Das kommt dem Stadtschutz und uns jetzt zugute. Darüber hinaus gibt es Zeugenaussagen Überlebender, die vielleicht weitere Erkenntnisse bringen.
    Wir hängen uns also still und heimlich an die Auswertungen des Stadtschutzes dran."
    „Wenn denn tatsächlich Kirmizz der Auslöser dieser Katastrophe war", sinnierte Polm, „stellt
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