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2348 - Quarter Phillips Sehnsucht

Titel: 2348 - Quarter Phillips Sehnsucht
Autoren: Unbekannt
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konnten trotz der sichernden Fesselfelder verheerende Energieausbrüche nach sich ziehen. Selbst bei einer sofortigen Unterbrechung der Sonnenzapfung befand sich genügend Hyperenergie im Prozessbereich, um den Tender zu verwüsten. Einzig und allein die 1800 Meter durchmessende Kugelzelle bot dann eine Überlebenschance.
    Tiefer in der Halle bauten sich die ersten Energiebögen auf. Ihr flackernder Widerschein drang bis in den Wartungsgang vor, und das Prasseln der Zündvorgänge übertönte sogar den Alarm.
    Wie in einem Auflösungsprozess erloschen rings um Quarter Phillip Dutzende Holoskalen und Schaubilder. Die Nulllast-Messwerte waren nicht mehr relevant, weil in LORETTA-22 die Koordination anlief.
    Die zum Crescendo anschwellende Geräuschkulisse ebbte erst ab, als die Schallisolierungen aufgebaut wurden.
    Eine Minute zwanzig mittlerweile ...
    Die letzten Anzeigewerte verschwanden - alle bis auf die hartnäckig rote Abnehmerkontrolle.
    Es wurde dunkel. Hinter Quarter entstanden die Sperrfelder gegen äußere Einflüsse. Solange die Verkleidungen nicht wieder montiert waren, hätten Tunneleffekte durch Lichtquanten im Abnehmerbereich großes Störpotenzial entwickelt.
    Quarter aktivierte die an seinen Schläfen aufgeklebten Mikroprojektoren. Die Polarisationsfilter veränderten sein Wahrnehmungsspektrum hin zu einer scharf konturierten, extrem farbigen Welt.
    Wieder erklang die Stimme des Ersten Offiziers. „Lyman, Quarter - wir dürfen nicht länger warten! Die Kolonne testet nicht mehr, sie schlägt zu. Mit allem, was sie hat. Belastung hundertsechzig, ansteigend ... LORETTA-22 muss sich sofort eingliedern!"
    „Gebt mir noch zwanzig Sekunden!", drängte der Chefingenieur.
    Quarter Phillip hatte zu ihm aufgeschlossen. Er sah Lymans verzerrtes Gesicht, den glänzenden Schweiß auf seiner Haut, sah dicke Schweißperlen abtropfen und den Freund mit einer hastigen Handbewegung über seine Stirn wischen. Lyman blinzelte hektisch. „Anschlüsse zwo, drei und vier verankert und justiert!", stellte Quarter fest. „Nur eins hakt."
    „Es muss gehen!" Lyman Ocano kniff die Augen zusammen und riss sie in der nächsten Sekunde weit auf. Das Weiße in ihnen war blutunterlaufen. Mit beiden Händen stemmte er sich auf die Enden der Justierungsgabel. Wellenförmige blaue Druckimpulse breiteten sich unregelmäßig aus, pulsierten warnend... „Die zwanzig Sekunden sind um!", erinnerte der Erste Offizier. „Uns bleibt keine Wahl!"
    Irgendetwas hakte. Das Herstellen der letzten Anschlüsse war alles andere als eine grobmotorische Aufgabe, das wusste Quarter Phillip nur zu genau. Andererseits erforderte schon ein Ausbau der vorderen Steckelemente mehrere Minuten, falls dadurch überhaupt ein besserer Zugang geschaffen werden konnte...
    Entschlossen griff Quarter mit zu. Er registrierte Lymans Zögern, aber im nächsten Moment nickte der Chefingenieur verbissen.
    Ein flüchtig spürbarer Widerstand, schließlich ein leichter Ruck, ein zweiter ...
    Der Anschluss klinkte sich ein, wenngleich spürbar widerwillig. Tiefer in der Baugruppe wurde damit der Salkrit-Abnehmer endgültig positioniert.
    Bange Sekunden vergingen, bis die Anzeigen endlich den Kontakt verrieten. „Zentrale!", meldete Lyman. „Dreizehn Gamma ist angeschlossen. Wir verlassen den Wartungsgang."
    „Beeilt euch!"
    Quarter Phillip warf sich herum und lief los. Der Chefingenieur folgte ihm dichtauf.
    Zeit, die Verkleidungen wieder anzubringen, blieb ihnen nicht.
    Blendend grell die Helligkeit, als sie die Sperre hinter sich ließen. Zugleich registrierte Quarter, dass die Anlage hochgefahren wurde. Das dumpfe Brummen, das nun die Luft erfüllte und spürbare Vibrationen aussandte, wurde von den auf Volllast anlaufenden Aggregaten erzeugt.
    Natürlich konnten jederzeit einzelne LORETTA-Tender aus dem laufenden Betrieb des TERRANOVA-Schirms herausgenommen werden, ohne dass deshalb sofort mit Ausfällen zu rechnen war. Theoretisch gab es diese Einsatzreserve immer. Doch aktuell schien die Kolonne einen energetischen Orkan zu entfesseln, der sehr schnell die Grenzbelastung erreichen würde.
    Sechsunddreißig Chaos-Geschwader mochten für den Kristallschirm trotz aller Verbesserungen und der Unterstützung durch den Nukleus das Aus bedeuten.
    Die Geräuschkulisse, erkannte Quarter Phillip, war anders als sonst. Bösartiger!, empfand er die Situation, denn sogar die Atmosphäre wurde von den Schwingungen angeheizt. „Der Tender fährt mit Katastrophenwerten hoch!"
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