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2336 - Das Wunder von Terra

Titel: 2336 - Das Wunder von Terra
Autoren: Unbekannt
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Duschkabine.
    Schulterabwärts war er trocken, und er roch, als habe er die Nacht in einem Faulturm verbracht: „Levitator, Leute!
    Mach mal deine Füße frei, Toto, ich will sie küssen!"
    „Geh weg! Nicht, solange du nicht fertig geduscht bist."
    „Das ist der Schweiß von gestern, der ist historisch! Sozusagen qualifizierter Schweiß."
    D'Accuzu war so groß wie Toto Ambest, nicht ganz so kräftig, dafür schneller. Eine rothaarige, zottelige Kampfmaschine - die momentan mächtig verkatert aussah -, und der einzige Levitator-Spieler, den der Gegner mehr fürchtete als Toto Ambest.
    Mit einem Mal wurde es still im Raum, und Solari wandte seinen Kopf zum Hintereingang: Ein hagerer Mann mit den Rangabzeichen eines LFT Majors a. D. trat in die Kabine.
    Serano Alderfarn hatte eisgraues Haar, eisgraue Augen, und er war dreimal so alt wie jeder Spieler. Alderfarn hatte mit Nordstern Terrania den Titel geholt, bevor er zu Luna City gewechselt war. Um eine neue Herausforderung zu suchen, hieß es offiziell. Die Presse kannte ihn als Altes-Eisen-Alderfarn.
    Alderfarn besichtigte kühl die Reihen seiner Leute. So als nehme er an Maschinenblöcken Maß. „Brillantes Match gestern, Morg."
    „Danke, Trainer."
    „Gefeiert?"
    „Ein bisschen."
    „Man riecht es."
    Alles grinste, nur nicht Alderfarn, der keineswegs beabsichtigt hatte, einen Witz zu reißen. Wenn es etwas gab, was der Exmajor nicht besaß, war es Humor.
    An Junior Solari blieb der Blick des Trainers länger hängen.
    Alderfarn musterte die verkrümmte Haltung, mit der Solari im Sitz hing. „Wieder die alte Verletzung aus dem Venus-Spiel?"
    Solari nickte. „Volltreffer aufs Knie. Die Medos haben bis eben das Innenband geflickt. Mikroinvasiv, die Schnitte sind seit einer halben Stunden zugeklebt."
    Alderfarn musterte ihn starr. „Auf dem Platz merken die anderen, wenn einer Angst hat. Sieh dir Männer wie Totmacher oder D'Accuzu an, die spüren das. Du musst schlauer und robuster werden, Junior, sonst nehmen sie dich immer als Ersten aufs Korn."
    „Ich trete mich ja nicht selbst."
    „Als Trainer hab ich auch für dich Verantwortung, dass du heil bleibst. Als Zielscheibe stelle ich keinen auf. Geh schneller in die Zweikämpfe - und nicht zurückziehen. Du lernst das - oder du spielst nächste Saison zweite Mannschaft."
    Ambest und die anderen lachten, obwohl auch das kein Witz gewesen war. Morg D'Accuzu hatte dabei einen feindseligen Ton, der Junior Solari nicht entging, vermutlich weil Solari das Doppelte verdiente: Levitator hatte ihn vorletztes Jahr als größtes Talent vom Mond eingekauft, und Leute wie D'Accuzu oder Toto Ambest, die das Spiel von hinten machten, spielten für kleines Geld. Besser gesagt, hatten für kleines Geld gespielt, denn die Teilnahme an der Solaren Meisterschaft steigerte den Marktwert der Mannschaft. Damit verbunden die Gehälter, wenn alles normal verlief.
    Alderfarn klatschte in die Hände. „Bitte schön, Herrschaften, Manöverkritik. Wir hatten ein Qualifikationsspiel gestern, und es gibt eine Menge anzusprechen." Er hielt einen Block in die Höhe, mit handschriftlichen Notizen in krakeligen Buchstaben, und Junior Solari erkannte eine Fehlerliste von locker sechzig Punkten.
    Das Licht in der Kabine erlosch, stattdessen zauberte der Deckenprojektor ein verkleinertes Hologramm der Schüssel in den Raum, des Stadions von Luna City.
    Es war wieder gestern, 35.000 Zuschauer, und auf dem Feld standen zwei Mannschaften: Levitator ganz in Blau, die Außenseiter von Sonnenlicht Merkur in schimmerndem Gold. Ein lichter Moment, mit dem Solari die Merkur-Abwehr ins Leere schickte, führte zum 1:0 - was ein komfortables Ergebnis war, denn zum Gruppensieg reichte schon ein Unentschieden.
    Die Szene des Spiels ereignete sich in Hälfte zwei, neunundsiebzigste Minute am Mittelkreis: Ein winzig kleiner Junior Solari nahm mit links den Ball auf, stürmte Richtung Strafraum, auf dem Weg zum 2:0, das alles entschieden hätte - als ein Gegenspieler Marke Totmacher von der Seite geflogen kam.
    Der winzige Solari zog die Füße hoch. Ein menschlicher Rammbock im Goldtrikot wirbelte seinen Körper durch die Luft.
    Trainer Alderfarn fror das Bild ein und zoomte den Ausschnitt: In Solaris vor Schreck geweiteten Augen wurde eine Sekunde das Weiße sichtbar. „Weichei", hörte er von hinten eine Stimme zischen, und Solari war sicher, das Schimpfen kam von Morg D'Accuzu. „Was Morg sagen will", ergänzte Alderfarn, „ist sachlich richtig. An diesem
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