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2322 - Die Schläfer von Terra

Titel: 2322 - Die Schläfer von Terra
Autoren: Unbekannt
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hättest mich ruhig mal wecken können, Jack!", sagte sie launisch.
    Aber der Hund hatte schon wieder den Kopf auf die Pfoten gelegt und die Augen geschlossen. „Manchmal, Henner", sagte sie seufzend zu ihrem Mann, dessen Kopf-Holo in der Ecke sich morgens aktivierte, wenn sie die Wohnküche betrat, und abends ebenso automatisch löschte, wenn sie schlafen ging, „frage ich mich, wozu ich diesen Köter seit vier Jahren durchfüttere. Hättest du nicht deinen Beruf mehr geliebt als mich ... Ach, vergiss es!"
    Sie ließ den Sessel ins Schlafzimmer schweben und wuchtete sich in die Höhe.
    Ihr Rücken tat vom langen Sitzen weh, und der Magen knurrte.
    Oder war das etwa Jack gewesen?
     
    1.
     
    17. Oktober 1344 NGZ Jenseits der Jupiterbahn Mondra Diamond wollte gerade die LEIF ERIKSSON II verlassen, als der Systemalarm ausgelöst wurde. Sie hatte Perry Rhodan einen persönlichen Berichtüber den Stand der Dinge auf der Galapagos-Insel Isla Bartolome gegeben: Dort war vor drei Tagen der Nukleus der Monochrom-Mutanten materialisiert und hatte wichtige Dinge angedeutet - mehr leider nicht. „Es ist wie verhext mit den Wesen oberhalb einer bestimmten Entwicklungsstufe", beendete sie ihren Bericht, „sie ergehen sich lieber in nebulösen Andeutungen, als konkrete Informationen zu liefern."
    „Da sagst du mir nichts Neues", erwiderte Rhodan mit diesem blassen, jungenhaften Lächeln, das sie einst so angezogen hatte. „Ich kenne dieses Phänomen schon ein paar Tage länger als du, und genau diese Geheimniskrämerei hat uns damals von den Kosmokraten abrücken lassen."
    „Nicht, dass ES besser wäre ..." Mondra lächelte. „Nichts sagen, nichts hören und immer nur um Hilfe rufen, wenn's bereits brennt, das scheint zur Mode bei >unserer< Superintelligenz geworden zu sein. Jetzt lässt sie sogar schon den Nukleus die Kastanien aus dem Feuer holen."
    „Ich begreife ES nicht zur Gänze, aber ich schätze meinen >alten Freund<. ES lässt uns viel mehr Freiheiten, als die meisten anderen Superintelligenzen ihren Hilfsvölkern lassen, aber wir müssen dafür einen Preis bezahlen."
    „Du brauchst nicht gleich eine Wahlrede zu halten", unterbrach Mondra. „Wir sind unter uns. Und ..." Sie schluckte unwillkürlich, denn sie spürte, wie der Zauber des Augenblicks, den sie vorher gespürt hatte, ins Nichts diffundierte.
    Die Vergangenheit war zwar sehr lebendig, aber nur in ihren Köpfen. Die Leidenschaft, die sie und Perry einst verbunden hatte, war einer Innigkeit gewichen, wie sie nur tief empfundene Freundschaft mit sich brachte. Das war sehr viel - und zugleich sehr wenig, gemessen an dem, was einst gewesen war.
    Sie hatte es lange nicht mehr ausgesprochen, aber sie misstraute ES seit jenem Zeitpunkt, da ihr bewusst geworden war, dass die Superintelligenz einen nicht unwesentlichen Anteil an der Beziehung zu Perry gehabt hatte. ES hatte Mondra und Rhodan zusammengebracht - aber sein Preis war ihr Sohn Delorian gewesen. „Ja?" Perrys Stimme war sanft. „... und ich denke, es wird am besten sein, wenn ich mich sofort wieder auf den Weg mache. Auf Terra kann ich gute Dienste leisten. Du hast hier oben doch alles im Griff, nicht wahr?" Sie zauberte bei den letzten Worten ein Grinsen auf ihre Züge und zwang die Erinnerung an Delorian auf den Grund ihrer Seele zurück.
    ROTALARM, verkündeten plötzlich aufflammende Holos.
    „Das ist kein Trick, um mich ein bisschen hier zu behalten, oder?"
    „Nein, keineswegs", versicherte Rhodan hastig. „Du kannst die LEIF jederzeit verlassen. Warte, ich lege uns die wichtigen Informationen auf den Holoschirm."
    Gemeinsam starrten sie auf die Bilder, Filme und Grafiken, die sich in schnellem Wechsel auf- und abbauten, auf unterschiedliche Zahlenkolonnen: Werte, Analysen, Prognosen. „Seit dem siebten Oktober", sagte der Terranische Resident gepresst, „haben wir auf diesen Moment gewartet; seitdem der Dunkle Obelisk im Kristallschirm zerschellte."
    Mondra legte ihm eine Hand auf den linken Unterarm. Er schien die Berührung gar nicht zu spüren. Die TLD-Agentin glaubte zu wissen, was hinter seiner Stirn vorging. Es gab nicht viele Menschen, die ihn besser kannten als sie.
    Das Holo von Oberst Pragesh flammte seitlich des Hauptbildes auf. „Vierundsechzig", meldete er. „Vierundsechzig Traitanks der Terminalen Kolonne TRAITOR - das könnte die Nagelprobe für uns sein, die wir seit zehn Tagen befürchtet haben."
    „Sie fliegen ohne ihre Dunkelschirme", flüsterte Mondra.
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