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2308 - Die Schattenlosen

Titel: 2308 - Die Schattenlosen
Autoren: Unbekannt
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schlaue Antwort."
    „Ich weiß nicht, von wem du sprichst", sagte der Mausbiber – vielleicht eine Spur zu zaghaft.
    Bulls Augen wurden eng. Auf seiner Stirn bildeten sich zwei steile Falten. „Da stimmt doch was nicht!", sagte er. „Wo ist Shruyver? Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit er ..." Er stand auf. „Raus mit der Sprache, Gucky!"
    Der Ilt schlug die Augen nieder, öffnete sie mit einem entwaffnenden Lidschlag und sagte langsam: „Warum fragst du ihn das nicht selbst, Dicker?"
     
    *
     
    Jan Shruyver stand lebensecht und groß in der Mitte der Zentrale. Reginald Bull glaubte sogar, einen süßlichen Geruch wahrzunehmen. Doch das musste Einbildung sein. Der „Hippie" hatte gar keine Zigarette in der Hand, dafür aber etwas anderes. Und eine Holografie duftete nicht.
    Ela stand neben ihm und lächelte scheu.
    „Hallo, Bull", sagte Shruyver. „Ich hatte gehofft, dass du mir Lebewohl sagen würdest."
    „Das ist nicht dein ..." Reginald Bull sah von der Projektion zu Gucky und wieder zurück. „... nicht euer Ernst, oder? Du bist in der Eingeborenensiedlung? Bei den Novanten?"
    „Und hier werde ich bleiben", verkündete Shruyver. „Gucky hatte die Freundlichkeit, mich mit Ela zu ihnen zu teleportieren. Er hatte schon lange die Fäden gezogen. Selbst ich hatte nichts geahnt, als er mich bat, ihn zu den Obelisken zu begleiten."
    „Jetzt verstehe ich aber gar nichts mehr."
    „Dabei ist es so einfach", übernahm Gucky das Wort. „Du hast Jan allerdings nie verstanden, Dicker. Du hast immer geglaubt, er wolle nur provozieren, wenn er davon sprach, wie die Welt für ihn nicht sein sollte. Du hast nie wirklich versucht zu sehen, wie er sie sich erträumte. Ja, Bully, auch er hat einen großen Traum, genau wie Arthur Eizmet. Jan träumt von einer Welt, in der er zu Hause sein kann. Mit der er eins ist. In der er der Schöpfung nahe sein kann."
    „Eine Welt wie die der Novanten", sagte Bull leise. „Wann hat das Ganze angefangen?"
    „Als ich zum ersten Mal in die aus den neun Cynos gebildete Entität eintauchte und darin auch Informationen über die Novanten und ihr Leben fand.
    Da wusste ich, dass das auch für Jan ... interessant sein könnte."
    „Interessant, soso."
    Gucky nickte heftig, aber es war Shruyver, der weitersprach: „Ich hoffe, dass ich ihnen etwas von mir geben kann – und selbst von ihnen lernen, Bull. Vieles lernen. Sie haben einen inneren Reichtum, von dem wir Menschen nur träumen können. Vielleicht hat unsere Rasse ihn auch einmal besessen, aber er ging verloren."
    „Jaja", murrte Bull. „Als wir das Rad erfanden."
    Shruyver ging nicht darauf ein. „Die Novanten waren und sind eins mit ihrer Welt, die sie Ona nennen. Ona ist Alles, das Alleswasist, das Rad. Sie glauben, dieses Einssein mit dem Aufbruch der Schattenlosen verloren zu haben – glauben es noch. Ich will sie vom Gegenteil überzeugen und ihnen zurückgeben, was sie verloren zu haben glauben. Ich will ihnen helfen, die Welt neu zu entdecken. Und vielleicht können sie mich lehren, sie eines Tages auch zu verstehen."
    „Das klingt fast nach Demut", sagte der Terraner. „Bist du sicher, dass du das aushalten wirst? Ganz ohne die verhasste Technik? Wie willst du deine Grace Slick und den anderen Radau hören, den unsere armselige Kultur hervorgebracht hat – ohne Kristall und Abspielgerät?"
    „Den Radetzky-Marsch habe ich im Kopf, Bull, aber lassen wir doch jetzt die Polemik. Wünscht mir stattdessen einfach Glück – mir und den Novanten.
    Ich werde keinen leichten Stand haben, denn ich bin für sie nicht nur ein Alien, sondern zu allem Überfluss auch noch ein Mann." Er drehte den Kopf, lächelte Ela an und zog sie an seine Schulter. „Sie wird mir dabei helfen, Fuß zu fassen. Und wer weiß, vielleicht kann ich ja auch für die Männer der Menschenwesen etwas tun."
    „Was denn?", fragte Bull. „Auf ihren Feldern Gras anbauen?"
    „Ach Reginald ...", seufzte Shruyver.
    „Wozu brauchte ich das noch? Hast du einmal darüber nachgedacht, was es hieße, einfach nur glücklich zu sein?
    Zufrieden mit sich und dem Leben, anstatt immer mehr zu wollen? Immer größer, immer stärker, immer weiter hinaus?"
    „Nun komm, Dicker", sagte Gucky.
    „Jetzt gib dir schon einen Ruck und wünsch ihm Glück."
    Bull nickte. „Ist das jetzt die Antwort auf all unsere Fragen, Shruyver?", fragte er in die Projektion. „Der Sinn unserer Existenz?"
    „Du und ich, Bull, wir werden die Antwort nicht finden. Aber vielleicht
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