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230 - Gilam'esh'gad

230 - Gilam'esh'gad

Titel: 230 - Gilam'esh'gad
Autoren: Stephanie Seidel
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vom Boden entfernt war. Er hatte herausgefunden, dass es sich bei ihr um eine Art Mühlstein handelte, der an einem Rollenaufzug befestigt war. Quart’ol wusste inzwischen auch, wozu die Löcher dienten. Das Wasser hatte immer weniger Platz und musste abgeleitet werden. Andernfalls wäre die Kammer unter dem zunehmenden Druck geborsten.
    Der Hydrit war sich bewusst, dass sie alle sterben würden, zerquetscht und zermalmt unter schwerem Gestein. Er tat nur so, als wäre er einer Rettung auf der Spur. Er wollte seinen Gefährten ein bisschen Hoffnung schenken, während der Tod näher kam.
    Ihr tut mir so leid, dachte der kleine Wissenschaftler gequält. So unendlich leid! Wäre ich doch nur nicht so dumm gewesen, an das Gute zu glauben! Hätte Pozai’don es doch ernst gemeint mit seiner Reue! Er war doch mal ein großer Herrscher!
    »Bitte, Quart’ol! Beeil dich!«, weinte Clarice.
    Vier Minuten hatten die winzigen Seesterne schon vertickt, und die Menschenfrau machte noch immer keine Anstalten, Pozai’dons Forderung nachzukommen! Fast die Hälfte der Zeit, die jemand gefahrlos in der Kammer der Macht bleiben konnte, war abgelaufen – und Pozai’don hatte ein Problem.
    Die Menschen kannten seine wahre Identität, damit hatte er nicht gerechnet. Es machte seinen Plan zunichte, unerkannt im Hintergrund zu bleiben, bis alles geregelt war.
    Zehntausend Jahre lang hatte sich für ihn alles um die kleine, zerstörte und doch irgendwie heile Welt von Gilam’esh’gad gedreht. Dann kamen Quart’ol und die Menschen, und sie brachten etwas mit, das Pozai’don schon vor einer Ewigkeit verloren hatte.
    Hoffnung.
    Dieses kleine Licht am Ende eines sehr langen Tunnels veränderte alles. Pozai’don wurde sich plötzlich der Zeit bewusst, und seiner Einsamkeit. Er wollte nicht mehr einsam sein. Er wollte nach zehntausend Jahren Buße endlich Vergebung erhalten.
    Gilam’esh hätte sie ihm erteilen können. Doch er war zu früh in die Stadt gekommen. Noch gab es hier kein Leben, kein Licht. Nur Verfall. Und auch Matt Drax war noch nicht zurück von seinem Auftrag, der das ändern sollte.
    Pozai’don wagte es nicht, selbst Kontakt zu Gilam’esh aufzunehmen. Deshalb wollte er Gilam’esh mit den dreizehn Geistern der Quan’rill zusammenbringen. Sie sollten für ihn sprechen, Gilam’esh überzeugen – denn ihre Erhaltung war das einzig Gute, das er vorweisen konnte.
    Alles Weitere ergab sich daraus, wie Gilam’esh reagieren würde. Sah er ein, dass Pozai’dons Schuld lange abgegolten war, würde er ihm gestatten, einen der Klonkörper zu beziehen. Zeigte der Friedensbringer sich uneinsichtig… nun, dann würde Pozai’don von nun an vierzehn Quan’rill in der Kammer des Wissens betreuen.
    Nun hing alles von der Menschenfrau ab.
    Die in diesem Moment den Oberkörper des Menschen Yann umfasste und ihn aufrichtete!
    »Was tust du da?«, schrie Pozai’don.
    Die Barbarin ließ ein grimmiges Lächeln sehen. »Ich erfülle deinen Wunsch!«, antwortete sie – und schwamm mit Yann hinüber zu der schimmernden Nährlösung. Sie fasste seinen rechten Arm und tauchte ihn dort hinein. Als sie ihn wieder herauszog, pulsierte in der Masse ein amorpher Einschluss. Ein deutliches Zeichen dafür, dass sie nun von einem hydritischen Geist beseelt war! Pozai’don jubelte innerlich auf.
    »So«, sagte Aruula hart. »Mein Teil der Abmachung ist erfüllt. Jetzt will ich, dass du…« Die Barbarin stockte. Sie hatte nach der Hydritenuhr gesehen, und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    Tick.
    Das letzte Seesternchen fiel herunter.
    Aruula warf sich herum, schwamm los. Ein Schatten glitt an ihr vorbei: Pozai’don! Wie ein Fisch schoss er durch die Tempelhalle, hin zu der verschlossenen Pforte. Er langte nach dem Korallenhebel, zog – und der Hebel brach. Eine Splitterwolke stieg auf.
    Pozai’don sah sich hastig um, rief Aruula zu: »Den Blitzstab! Schnell!«
    Die Barbarin tauchte nach Quart’ols Waffe, hob sie auf, brachte sie zu Pozai’don. Der zerrte die feststeckenden Korallenreste aus der Halterung, ohne Rücksicht auf seine Hand. Sie blutete, als er sie nach dem Blitzstab ausstreckte, ihn in die Halterung rammte und den Ersatzhebel herunter drückte. In der Zwischenzeit war Aruula zu dem Portal geschwommen. Jetzt knirschte die Verriegelung, es schwang auf!
    »Wudan! Nein, bitte nicht!«, keuchte Aruula. Nur eine halbe Armlänge trennte die Decke noch vom Boden, und sie bewegte sich noch immer!
    Da erschien eine tastende Hand
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