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230 - Gilam'esh'gad

230 - Gilam'esh'gad

Titel: 230 - Gilam'esh'gad
Autoren: Stephanie Seidel
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gerupft haben, ist jetzt schon größer als von Vogler geplant.«
    »Und das, wo er jede Pflanze beim Namen nennt«, scherzte Clarice. Sie legte eine Hand auf Quart’ols Schulter. »Danke, dass du ihm die Kinder anvertraut hast! Es hilft ihm ganz enorm, seine Ängste zu überwinden.«
    »Es ist auch gut für die Kleinen«, winkte Quart’ol ab. Dann sah er sich um und fragte: »Wo sind Matt und Aruula?«
    »In der Krankenstation.« Clarice setzte sich in Bewegung. »Komm mit, ich war sowieso auf dem Weg dorthin.«
    Die Marsianerin brachte Quart’ol auf den neuesten Stand, während sie ihn durch den großen Eingangsbereich der Medizinischen Abteilung führte. Clarice und Aruula hatten unermüdlich gearbeitet, um die Krankenstation so herzurichten, dass sie den neuen Anforderungen genügte.
    Das Gros der geretteten Hydriten hielt sich außerhalb des Wissenschaftszentrums auf. Vogler hatte sich rührend um sie gekümmert, ihnen Unterkünfte beschafft und für alle, die körperlich in halbwegs guter Verfassung waren, ein Beschäftigungskonzept entwickelt. Aber vielen Hydriten ging es schlecht. Sie benötigten medizinische Versorgung, deshalb wollte Clarice sie auf der Krankenstation unterbringen. Dort sollten sie sich im Wasser aufhalten können – was für Yann wiederum nicht möglich war.
    Ebenso wenig für Matt, den Clarice kurzerhand eingewiesen hatte. Seine verbrühte Haut würde in steriler Umgebung besser heilen, das wusste die Wissenschaftlerin, da konnte ihr etwas schwieriger Patient von Freiheitsentzug reden, so viel er wollte. Unter Mithilfe von Aruula und Quart’ol hatte sie in einer Ecke der Krankenstation bionetische Wände hochgezogen. Dieser Bereich wurde für Matt und Yann anschließend leer gepumpt.
    Nefertari war inzwischen wieder in Yanns Körper zurückgekehrt. Die Hydritin hatte ausgiebig mit den dreizehn Geistwesen gesprochen, die seit dem Untergang der Stadt von deren Wächter gepflegt wurden. Sie bestätigten Pozai’dons aufrichtige Reue. Doch sie hatten noch mehr zu erzählen. Viel mehr! Von uralten Zeiten, den Anfängen der Hydriten, von Mythen und Legenden. Nefertari konnte gar nicht genug davon hören.
    »Ich werde ebenfalls mit den Quan’rill Kontakt aufnehmen und von ihnen lernen«, sagte Quart’ol, als Clarice den Tauchhelm aufsetzte, um die geflutete Krankenstation betreten zu können. »Stell dir das nur mal vor: Die dreizehn Geister wissen alles, aber auch wirklich alles über die Geschichte meines Volkes!«
    »Und das Meiste davon werden sie für sich behalten.« Clarice zwängte sich durch die bionetische Schleuse. »Was glaubst du, warum dieses Wissen auf dreizehn Hydriten aufgeteilt wurde? Euch würden die Köpfe platzen, wenn ihr all das verarbeiten wolltet.«
    Quart’ol folgte ihr schweigend. Die Hummerschalenbetten der Krankenstation waren alle belegt. Schwarzhäutige, verwachsene Hydriten grüßten mit schwacher Stimme, wenn Clarice an ihnen vorbei schwamm, und es tat dem Wissenschaftler in der Seele weh, seine Artgenossen leiden zu sehen. Doch Clarice hatte gute Neuigkeiten für ihn.
    »Weißt du noch, wie oft wir über den Sinn und Zweck dieser Genkugel spekuliert haben, die Aruula in Ausala entdeckt hat [6] ?«, fragte Clarice und nickte. »Gestern hatte ich diesbezüglich eine längere Unterhaltung mit Gilam’esh. Er sagte, zu seiner Zeit wären sie auf dem Mars ein fester Bestandteil jeden Labors gewesen. Die Kugeln sind unterschiedlich konzipiert, je nach zugedachter Aufgabe. Aber eines besitzen sie alle: Stammzellen mit dem DNS-Profil jeder erdenklichen Spezies.«
    Genforschung war nicht Quart’ols Fachgebiet. »Du meinst, diese Kugeln sind eine Art Erste-Hilfe-Kasten?«, fragte er.
    »So kann man’s nennen.« Clarice lächelte. »Sobald ich die passenden Stammzellen gefunden und separiert habe, werde ich in der Lage sein, intaktes Genmaterial in die krankhaft veränderte DNS der Hydriten einzuschleusen.« Sie seufzte. »Der jetzigen Generation nützt das leider wenig. Es wird ihre Schmerzen lindern, Gelenke richten, die Kopfschwellung reduzieren. Aber vor allem sorgt es dafür, dass die nächste Generation weniger belastetes Erbgut übernimmt! Ich bin zuversichtlich, dass ich langfristig die Folgen der schrecklichen Seuche aufheben kann.«
    »Das ist ja wundervoll!«, rief Quart’ol. »Was für eine gute Nachricht!«
    Clarice erreichte die Schleuse zum nächsten Krankenzimmer und tauchte hinein.
    »Helm auf, Helm ab – so geht das die ganze Zeit!«,
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