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230 - Gilam'esh'gad

230 - Gilam'esh'gad

Titel: 230 - Gilam'esh'gad
Autoren: Stephanie Seidel
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schimpfte sie beim Betreten des leer gepumpten Raums. »Wie ich dabei meine Arbeit erledigen soll, ist mir schleierhaft! Ganz nebenbei muss ich mich ja auch noch um die Klonkörper kümmern!«
    »Ach komm, die wachsen doch von ganz allein! Sogar der Neue, den du für Pozai’don angesetzt hast, entwickelt sich prächtig!«, erklang eine vertraute Stimme.
    »Matt!« Quart’ol trat an das Hummerschalenbett. »Wie geht es dir, alter Freund?«
    Matthew Drax bemühte sich redlich, nicht zu wimmern, als Quart’ol ihm kameradschaftlich auf den Rücken klopfte. Es gelang nicht.
    »Hmm-m! So ist’s recht!« Clarice verschränkte die Hände und nickte zufrieden. »Mach weiter, Quart’ol! Ich will ihn weinen hören! Dann endet hoffentlich das Genörgel von wegen Lass mich endlich hier raus, mir fehlt doch gar nichts!«
    »Ist doch auch wahr!«, begehrte Matt auf. »Die paar Brandbläschen heilen ganz von allein!« Matt sah aus wie ein gekochter Hummer, was irgendwie gut zu dem Bett passte, in dem er lag. Man sah ihm die Schmerzen an, die er so hartnäckig leugnete.
    Aruula wusste, warum er das tat. Finster blickte sie von ihrem Geliebten auf dessen Freund.
    »Maddrax will nicht nur raus aus dem Bett, er will raus aus der Stadt!«, knurrte sie den Hydrit an. »Er glaubt, dass die Welt untergeht, wenn wir nicht sofort aufbrechen, um diese Antarktiswaffe zu suchen.«
    Pozai’don hatte ihn an seinem Krankenlager besucht, sobald es Clarice gestattet hatte, und ihm alles erzählt, was er über die Waffe wusste, die er inzwischen als sein größtes Verbrechen bezeichnete. Er hatte damals seine Wissenschaftler ermutigt, über die Grenzen des Vertretbaren hinaus zu experimentieren und die Zeitstrahl-Technik der Hydree zu benutzen, um eine Anlage zu erbauen, die alle von Menschen je erdachten Waffensysteme in den Schatten stellte. Am Südpol war sie deshalb entstanden, weil sie die Magnetfeldlinien der Erde nutzte, um ihre Energiespeicher aufzuladen.
    Gilam’esh glaubte daran, dass Pozai’dons Reue echt war. Der skrupellose Herrscher hatte sich über die Jahrtausende verändert. Er war in der Kammer der Macht bereit gewesen, sein Leben zu riskieren, um Quart’ol zu retten.
    Und so wie er, hatte sich auch Gilam’esh’gad verändert. In den letzten zehntausend Jahren war nichts Tröstliches in ihr gewesen, keine Wärme, keine Hoffnung. Nur Leere und Stille und ein Gezeitenstrom, der in immerwährender Monotonie durch düstere, algenverhangene Straßen wogte.
    Und jetzt? Licht, wohin man sah. Bunte Fische, prächtige Bauten. Weite! Der Park war wieder ein Naherholungsgebiet, technische Anlagen funktionierten wieder. Es gab Kinderlachen und medizinische Versorgung, ein Forschungsprojekt, das Heilung versprach –– und einen uralten Herrscher, dessen Liebe zur Stadt und eiserner Durchhaltewille dazu beigetragen hatten, dass ihr letzter Lebensfunke nicht erlosch.
    Pozai’don gab den Anstoß für Matts Aufbruch ins Ungewisse, und die Gefährten vollendeten das Werk. Jeder auf seinem Platz, und jeder auf seine Weise. Zusammen hatten sie die Seele von Gilam’esh’gad aus dem Dunkel geholt.
    Quart’ol nickte zufrieden.
    Alles war gut.
    ENDE
    [1] Siehe Maddrax Nr. 197 »Der Geist im Kristall«
    [2] Siehe Maddrax Nr. 186 »Wächter der Stille«
    [3] Siehe Maddrax Nr. 58 »Sub Sisco«
    [4] Siehe Maddrax Nr. 186 »Wächter der Stille«
    [5] Siehe Maddrax Nr. 193 »Kurs in den Untergang«
    [6] Siehe Maddrax Nr. 189 »Die Regenbogenschlange«
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