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230 - Gilam'esh'gad

230 - Gilam'esh'gad

Titel: 230 - Gilam'esh'gad
Autoren: Stephanie Seidel
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sollen.«
    »Hmm-m«, machte Quart’ol. Er schwamm ein Stückchen vorwärts, leuchtete das Gestein ab. Es war so glatt! Ganz anders als die üblichen rauen Wände mit ihren Pusteln und Beulen. Der Raum hatte auch keine Ecken. Er formte einen perfekten Kreis.
    Wo waren die Waffen?
    »Was sind das für Löcher in der Decke?«, fragte Vogler mit bebender Stimme. Der Waldmann hatte Todesangst.
    Quart’ol richtete den Scheinwerfer nach oben. Bis auf eine Aussparung in der Mitte war die Decke von gleichmäßig angeordneten Löchern übersät. Es passte höchstens eine Hand hindurch. Das genügte allerdings, um Speere oder schneidende Waffen auszufahren.
    Todesmutig stieß sich Quart’ol ab und glitt hinauf. Fünfzehn, zwanzig Meter vielleicht. Es nützte ja nichts – er musste wissen, was sich da oben versteckte. Quart’ol kniff die Augen zu und drehte den Kopf zur Seite, während er seine Hand in eines der Löcher schob. Halb erwartete er, dass er sie entweder gar nicht oder zerschlitzt zurückbekam. Doch da war nichts. Nur Dunkelheit und Wasser.
    Erleichtert wandte sich der Hydrit seinen Gefährten zu. »Alles in Ordnung!«, sagte er und machte sich auf den Rückweg. Aber warum starrte ihm Vogler so entsetzt über die Schulter? Warum tastete Clarice so fahrig nach dem Sichtfenster ihres Tauchhelms, als wollte sie ihre Hand auf den Mund legen? Stirnrunzelnd folgte Quart’ol den Blicken der Marsianer. Er drehte sich um und fuhr mit einem Aufschrei zurück.
    Die Decke kam hinter ihm her.
    »Ich soll… was?« , rief Aruula. Ungläubig starrte sie den Wächter an. »Du willst, dass ich Gilam’esh dazu überrede, in diesen… diesen Brei zu wechseln?«
    »Das ist eine Nährlösung«, sagte Pozai’don streng. Er hob seine Hand, ließ die Finger sacht und ohne Berührung an der schimmernden Masse entlang gleiten, die das Gewinde der riesigen Schneckenmuschel füllte. Dreizehn amorphe Einschlüsse pulsierten darin.
    Dreizehn Geister.
    Die lebende Chronik der Hydriten.
    Aruula war das egal. Auch die uralten Apparaturen ringsum ließen sie kalt. Tekknik hatte die Barbarin selten beeindruckt, und in diesen Momenten gab es wahrlich Wichtigeres, auf das sie sich konzentrieren musste. Hastig blickte sie zu der hydritischen Sanduhr hin, mit ihren Seesternchen, die unaufhaltsam herunter fielen. Tick, Tick. Tick. Dann wandte sie sich Yann zu. Er lag noch immer reglos am Boden.
    Aruula nahm seine Hand in die ihre. Als ob sie ihn wärmen könnte, hier im Wasser.
    »Was ist jetzt? Wirst du es tun oder nicht?«, fragte Pozai’don ungeduldig.
    Die Barbarin sah zu ihm auf, ohne Yann loszulassen. »Warum ich?«
    »Du bist eine Telepathin. Du kannst den Kontakt herstellen.«
    Aruula runzelte die Stirn. »Das kannst du doch auch! Deine Fähigkeiten sind mindestens so groß wie meine.«
    Pozai’don ignorierte den Einwand. »Bitte den Friedensbringer, zu den Quan’rill hinüber zu wechseln. Sie erwarten ihn schon. Ich will nur, dass er sich anhört, was sie zu sagen haben.«
    »Klar«, höhnte Aruula. »Bloß ein Gespräch unter Freunden. Es hat nichts damit zu tun, dass du Gilam’esh von der Stadt fernhalten willst, die deiner Eitelkeit zum Opfer gefallen ist. Stimmt’s, Pozai’don?«
    Der Hydrit wich zurück. »Was redest du da?«
    Aruula beugte sich über Yann, und ihre besorgte Miene spiegelte sich am Sichtfenster seines Tauchhelms. »Wir haben den Datenkristall gefunden mit deinem Geständnis! Gilam’esh’gad musste sterben, weil du deinen Besuchern imponieren wolltest und vermeintlich geläuterte Mar’os-Krieger in die Stadt gelassen hast, die dir dann als Gastgeschenk eine tödliche Seuche mitbrachten. Seitdem sind diese armen dreizehn Geister in deiner scheußlichen Muschel gefangen.«
    »Sie sind nicht gefangen – ich habe sie gerettet!«, rief Pozai’don. Er klang bestürzt, versuchte sich zu rechtfertigen. Aruula hörte es mit Genugtuung.
    Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Kaum merklich fuhr sie zusammen, fing sich wieder. Als sie schließlich zu Pozai’don aufsah, wirkte sie fast entspannt. Nun wusste sie, was zu tun war.
    »Quart’ol! Unternimm doch was!«, schrie Clarice. Sie schwebte neben Vogler, stieß immer wieder verzweifelt mit dem Handscheinwerfer gegen das steinerne Portal. Die beiden Marsianer wandten alle Kraft auf, erreichten aber nichts. Der Wasserwiderstand war daran schuld.
    »Haltet durch! Ich tue, was ich kann!« Quart’ol hantierte an der Decke herum, die jetzt nur noch zehn Meter
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