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2298 - Bericht eines Toten

Titel: 2298 - Bericht eines Toten
Autoren: Unbekannt
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hatte keine Möglichkeit, den Kurs zu ändern.
    Plötzlich kam die Kapsel mir vor wie ein fliegender Sarg. Sollte sich ein Hindernis in der Ortung abzeichnen, irgendein Trümmerstück, ein Wrack, konnte ich nicht ausweichen. Ich würde hilflos mit ansehen müssen, wie es immer größer wurde, der Aufprall immer näher rückte...
    Vielleicht würde die Kapsel auch ins Feuer der kämpfenden Einheiten geraten. Dann konnte mir gleichgültig sein, ob sie von einem Schuss der Kybb-Titanen oder unserer eigenen Einheiten getroffen wurde.
    Trotzdem aktivierte ich den Notsender und nahm den Holowürfel aus seiner Verankerung.
    Lange sah ich ihn an und drehte ihn in der Hand.
    Ich dachte an Cejonia, Maj und Xonas. An Ravel. Fragte mich, ob sie noch lebten. Ob Terra noch lebte.
    Und ich dachte an Harinta. Ich dachte an die Furcht vor der Schlacht, die mich fast um den Verstand gebracht hatte.
    Fast? Sie hatte mich um den Verstand gebracht.
    Und ich dachte daran, dass ich Harinta in die intakte Rettungskapsel geschoben hatte, obwohl sie viel schwerer verletzt gewesen war als ich.
    Ich hoffte, dass sie es schaffte. „Kalt ist die Nacht", flüsterte ich, „kalt ist mein Herz, und ich bin allein..."
    Die Worte kamen mir sehr pathetisch vor.
    Dann lösten sich andere Worte von meinen Lippen, aus meinem Herzen, verhallten in der Nacht. Vielleicht würde man die Kapsel finden, die Worte hören. Plötzlich wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass jemand erfuhr, was geschehen war.
    Und Verständnis für mich und mein Handeln aufbrachte.
    Ich aktivierte den Datenspeicher. „Mein Name ist Dares Aramo", sagte ich. „Ich war auf dem ENTDECKER FRANCISCO DE ORELLANA stationiert, und das ist meine Chronik ..."
    Protokolle der Unsterblichen Homer G. Adams „Das ist mein Werk?"
    Ich musterte Gon-Orbhon aus dem Augenwinkel. Sein ebenmäßiges Gesicht verriet nichts von seinen Gefühlen, doch seine Stimme zitterte.
    Große Teile von Neapel lagen unter Asche begraben, andere waren in Rauch aufgegangen.
    Fast die halbe Stadt war zerstört. Gon-Orbhon schaute fassungslos über eine schreckliche graue Monotonie. Keine Pflanze, kein Tier hatte den Ausbruch überstanden. Die völlige Vernichtung der Vegetation war noch das kleinere Übel.
    Viele Überlebende suchten nach Familienangehörigen. Ich befürchtete, dass es niemanden gab, der nicht einen Vater, eine Schwester oder einen anderen Verwandten vermisste. „Das habe ich angerichtet ... ohne meinen Willen, über unglaubliche Zeiten ..."
    Das war sein Werk und nicht nur das. Es war nur die Spitze des Eisbergs, aber das sagte ich Gon-Orbhon nicht. Noch niemand hatte die Toten gezählt, doch die Evakuierungsmaßnahmen hatten gegriffen. Die meisten derjenigen, die den ersten Ausbruch überlebt hatten, hatten die Stadt noch rechtzeitig verlassen können. .
    Aber Zehntausende von Menschen waren hier gestorben.
    Ich fürchtete mich davor, was ich noch erfahren würde. Wie viele Angehörige der terranischen Flotte den Kampf ums Sonnensystem nicht überlebt hatten ...
    Und ich fragte mich, wie Gon-Orbhon damit fertig werden würde, auch wenn wir es letzten Endes nur ihm verdankten, dass es überhaupt Überlebende gab.
    Ein gewaltiger dunkler Schatten fiel über die Einöde aus Asche, Bimsstein und erstarrter Lava.
    Ich legte den Kopf zurück und sah nach oben. Ein riesengroßes Objekt senkte sich langsam aus dem Himmel und verharrte über dem Vesuv.
    Aber diesmal war es kein Kybb-Titan.
    Diesmal war es ein terranischer ENTDECKER.
     
    EPILOG
     
    27. Mai 1333 NGZ
     
    Stille nach dem Sturm Perry Rhodan sah aus der Schleuse der kleinen Korvette ins All hinaus. Es kam ihm nicht so dunkel wie sonst vor. Die Zahl der mit bloßem Auge sichtbaren Sterne schien sich verzehnfacht, wenn nicht sogar vertausendfacht zu haben.
    Aber es waren keine Sterne, sondern Positionslichter terranischer Einheiten, die nach Überlebenden suchten, Hilferufen nachgingen, Trümmer beseitigten.
    Doch ihr Licht war kalt, so kalt, dass Rhodan unwillkürlich fröstelte. So kalt wie die Nacht, so kalt wie sein Herz.
    Seine Gedanken waren leer. Fast hatte es den Anschein, als habe er keine Kraft mehr, überhaupt noch etwas zu denken und zu fühlen. Trauer, Entsetzen, Erleichterung ... das alles würde sich vielleicht später einstellen, wenn er verarbeitet hatte, was an diesem 27. Mai 1333 NGZ geschehen war.
    Dem Tag, an dem er Entscheidungen hatte treffen müssen, die das Leben von Millionen von Menschen beeinflusst und auch
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