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2298 - Bericht eines Toten

Titel: 2298 - Bericht eines Toten
Autoren: Unbekannt
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vertikal aus. Mit einem Schlag verdüsterte sich der gesamte Himmel.
    Die Wolke wuchs hauptsächlich nach Osten, wie vor fast 5000 Jahren, an dem Tag, an dem Pompeji, Herculaneum und sogar das fast doppelt so weit entfernte Stabiae zerstört worden waren.
    Eine zweite Explosion folgte, und diesmal schleuderte eine ebenfalls mehrere Kilometer hohe Eruptionssäule glühendes Magma in die Luft. Nach sechs Sekunden hatte sie den Rand von Neapel erreicht, und ein tödlicher Lavaregen ging auf die Stadt nieder.
    Ich fragte mich, wie viele Menschen in diesem Augenblick starben, von Bimsstein erschlagen, von Lava verbrannt oder von Asche erstickt wurden. Im Stillen bat ich Matti di Rochette um Verzeihung. Er hatte mir seine Erfindung anvertraut, und nun brachte sie Tausenden Unschuldigen den Tod. Über mein eigenes Schicksal machte ich mir nicht die geringsten Gedanken. Würden die mächtigen Bimssteinniederschläge oder der Regen aus Asche und glühenden Lavabrocken auch den Hafen erreichen, wäre ich bereitwillig in den Tod gegangen. Wir hatten keine andere Wahl. Wir mussten Gon-O aufhalten, oder die ganze Erde wäre untergegangen.
    Aber all diese Opfer! All diese Ahnungslosen, die von dem Ausbruch völlig überrascht worden waren... Ich hatte sie vermeiden wollen. Deshalb hatte ich. dafür plädiert, die Krakatoa-Sonden erst zu zünden, sobald sie. ihre genaue Position erreicht hatten. Doch dann hatte ich einsehen müssen, dass uns diese Zeit nicht blieb, wollten wir Gon-O tatsächlich aufhalten.
    Und nun ... nun mussten wir auf Gucky und Icho Tolot warten, während sich vom Vesuv zehn bis zwanzig Meter mächtige pyroklastische Ströme ergossen, mit 80 Kilometern pro Stunde auf Neapel zurasten und dabei alles Leben in ihrem Weg vernichteten. Millionen Kubikmeter von Lava wurden noch vom Sommawall aufgehalten. Ein Teil wurde abgelenkt, von Neapel weg, hin zum Meer, doch der Großteil staute sich hinter ihm. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die natürliche Barriere brechen oder einfach überspült werden würde.
    Die Minuten verstrichen quälend langsam und rasend schnell zugleich. Drei, vier Minuten seit der Eruption, fünf ... Nach sechs Minuten hatte die Lava vom Kraterrand aus das Meer erreicht.
    Fassungslos beobachtete ich das Spektakel der Vernichtung.
    Reginald Bull stöhnte gequält auf. Ich sah ihm an, dass er mit seiner Entscheidung nicht glücklich war, sie vielleicht sogar bedauerte. Doch wie hatte er einmal gesagt?
    Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen ... „Wo bleiben Gucky und Icho?" Mondra knetete nervös ihre Finger, sie war das untätige Warten satt. „Hoffentlich schaffen sie es. Der Stock wird sich wehren, ohne Gon-O ist er machtlos."
    „Wenn die beiden es nicht scharfen, dann niemand." Wie zur Bestätigung flimmerte die Luft, und der Mausbiber tauchte mit seiner Last vor uns auf.
    Im Gegensatz zu Gucky, Reginald und dem Haluter erlebte ich Gon-Orbhon zum ersten Mal aus nächster Nähe. Die drei hatten mir von der Aura berichtet, die das Kunstgeschöpf angeblich umgab, aber davon spürte ich nichts." Ich sah nur einen prachtvoll gebauten Humanoiden, dem es nicht besonders gut zu gehen schien. Er war bewusstlos, und sein Atem ging flach und laut.
    Gucky bettete ihn telekinetisch auf die Pritsche, die bislang hauptsächlich Reginald benutzt hatte. „Er ist in diesem Zustand, seit er das Stock-Relais verlassen hat. Icho hat ihn ... betäubt, aber er scheint zusätzlich in eine Trance gefallen zu sein."
    „Gon-Orbhon und Satrugar sind zum ersten Mal seit Beginn ihrer symbiotischen Beziehung räumlich voneinander getrennt!", warf Tolot ein „Faktisch könnte das den Anfang vom Ende für die Wesenheit Gon-O bedeuten."
    Bull und Mondra knieten neben dem Kosmokratengeschöpf nieder und untersuchten es.
    Gucky schrie auf und drückte die Hände an den Kopf. Ich fuhr herum, sah auf die Aufnahmegeräte und erstarrte.
    Sie zeigten, wie die Reste des Stock-Relais über dem Vulkan von einem pyroklastischen Glutstrom verschlungen wurden. Die Lava schwappte über den Kraterrand und walzte sich mit fast 100 Stundenkilometern die Bergflanke hinab. Asche- und Lavabrocken regneten vom Himmel. Ihre enorme Mobilität bekam die Glutlawine von den Gasen, die in einem tödlichen Gemisch ständig aus der Wolke drängten und sich ausdehnten. In dieser mehrere hundert Grad heißen Zone wurden die Menschen einfach verdampft.
    Der Mausbiber stöhnte nun leise vor sich hin, und im nächsten
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