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2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung
Autoren: Unbekannt
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versprechende Plan, Gon-Os Herrschaft über Terra zu erschüttern, musste als bereits im Vorstadium gescheitert betrachtet werden
     
    49.
     
    Dann aber geschah etwas, womit Mondra nicht im Traum gerechnet hatte.
    Ein vertrautes Geräusch erklang, näherte sich rasch: das laute Knattern eines vorsintflutlichen Verbrennungsmotors.
    Sirenes uraltes, klobiges, spezialgefedertes Motorrad, mit dem sie in der Todeskugel ihre Loopings dreht!
    Matti di Rochettes resolute Gattin kam die Straße entlanggebraust wie die wilde Jagd persönlich.
    Die Ohrenschützer ihrer ebenfalls historischen Fliegerhaube flatterten im Fahrtwind.
    Hinter ihr auf dem Sozius kauerte sich Gertraudis, die Fängerin des Piedestal-Trios, so klein es ging, zusammen. Dennoch war die ertrusische Athletin schwerlich zu übersehen.
    Die Lenker der Prallfeld-Bikes verharrten, unschlüssig, wie sie die seltsame, anachronistische Erscheinung einschätzen sollten. Sirene kurvte, das Überraschungsmoment ausnutzend, um sie herum und hielt mit ohrenbetäubend kreischenden Bremsen. „Was sagst du jetzt?", brüllte Picco begeistert Mondra zu. „Auch wir haben Verstärkung in der Hinterhand!"
    Gertraudis sprang ab. Picco schwang sich an ihrer Stelle auf den Rücksitz, sagte Sirene etwas ins Ohr, und schon jagten sie Bike, Epsaler und Rucksack hinterher.
    Die Komplizen der Fliehenden hatten ihren Schreck überwunden. Sie verständigten sich durch Handzeichen. Das Surren der Triebwerke verstärkte sich sprunghaft, als sie aus dem Stand heraus beschleunigten.
    So scheinbar mühelos, als pflücke sie ein Gänseblümchen, riss Gertraudis eine fünf Meter hohe Straßenlampe aus dem Sockel. Gleich darauf kamen die ersten zwei der heransausenden Biker in den zweifelhaften Genuss, am eigenen Leib erleben zu dürfen, wie sich ein perfekt getroffener Baseball fühlt.
    Den dritten holte Mondra aus dem Sattel, indem sie ihre Seilpistole quer über die Fahrbahn abfeuerte. Der Haken verankerte sich an einem Baumstamm auf der anderen Straßenseite; das dünne Drahtseil erwischte den letzten verbliebenen Gegner an der Brust und stoppte seinen Vorwärtsdrang relativ abrupt. „Ende der Vorstellung", sagte die Ertruserin trocken. „Aufräumen."
    Neunte Attraktion: Grande Finale Viennese 4. April 1333 NGZ 50.
    Matti di Rochette saß einsam in seinem leeren, abgedunkelten Zirkuszelt und wartete.
    Er machte sich große Sorgen. Es war schon lange nach Mitternacht, und noch kein Mitglied seines Ensembles war zurückgekehrt.
    Was trieben die? Wo steckten sie? War ihnen etwas zugestoßen?
    Der Direktor des Circus Rochette wusste nur, dass Picco Lendlivie die gesamte Truppe angewiesen hatte, sich ab etwa halb zwölf Uhr an verschiedenen Stellen im Umkreis des Donauparks zu postieren. Um ihm und den beiden „Gaststars" auf ihrem Nachhauseweg notfalls den Rücken zu decken, hatte der Plophoser erklärt.
    Mehr nicht. Worum es eigentlich ging, wusste Picco angeblich selber nicht.
    Nur Matti war im Zirkus verblieben. Einer musste schließlich die Stellung halten, und an einem Clown, Zauberkünstler und Taschendieb herrschte bei dieser mysteriösen, aber jedenfalls gefährlichen Sache wohl der geringste Bedarf.
    Gerade bricht der letzte Tag unseres Gastspiels in Wien an, dachte er melancholisch. Noch heute, allerspätestens morgen wollten wir nach Italien aufbrechen.
    Und jetzt? Hockte er mutterseelenallein am Manegenrand, wühlte mit den Zehen im Sand und starrte in die Dunkelheit. Aus der sich, je später es wurde, immer furchterregendere Schemen zu schälen schienen.
    Agenten, die ihm, Homer und Mondra auf die Schliche kamen.
    Soldaten mit Igelstacheln, die sie verhafteten und zu grausamen Folterverhören schleppten.
    Henker, die jene Strafe exekutierten, welche Carlosch Imberlock im Rahmen seines „Nulltoleranz-Edikts" eingeführt hatte - für Handlungen, die in irgendeiner Form gegen ihn und seinen Gott gerichtet waren. Was auf ihren Plan hundertprozentig zutraf.
    Schaudernd barg Matti den Kopf in den Händen.
    Worauf habe ich mich bloß eingelassen?
    Endlich hörte er Schritte. Nicht das harte Aufstampfen schwerer Kampfstiefel glücklicherweise, sondern leichtfüßiges Tänzeln.
    Babetts hübsches Köpfchen schob sich durch die Planen am Eingang. „Matti? Bist du da?"
    „Ja, ja. Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, dich wohlbehalten wiederzusehen. Was ist passiert?"
    „Keine Ahnung. Mir war nur schrecklich langweilig. Fryzzil hat pausenlos über gatasische
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