Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2278 - Brennpunkt Talan

Titel: 2278 - Brennpunkt Talan
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
vollzog er sie auch jetzt wieder nach. Vom ersten Spatenstich bis zum großen Loch, dem Einsatz der Desintegratoren und dem Aufbau des Tempels der Degression hatte er sich jede Veränderung am erloschenen Vulkan eingeprägt. Er hatte es ebenso gewissenhaft getan wie bei seinen Statistiken und Wachstumskurven, mit denen er sich gewöhnlich beschäftigte.
    Vor seinem geistigen Auge wuchs das schwarze Gebilde Meter für Meter in die Höhe. In Terrania hatten die Jünger es demontiert und hierher geschafft. Ganz Terra rätselte, was der Ortswechsel zu bedeuten hatte.
    Seit einiger Zeit war es merkwürdig still um Carlosch Imberlock und seine Anhänger geworden. Die Selbstmordanschläge hatten aufgehört, die Anhänger des fernen Gottes schienen sich über Nacht in Lämmer verwandelt zu haben, in schweigende, brave Lämmer.
    Die Menschen in Terrania atmeten auf, bei LFT und TLD jedoch herrschte Alarmstimmung. Im Unterschied zu den Monaten davor und überhaupt dem ganzen Jahr 1332 NGZ nahm die Ruhe um den Tempel der Degression beinahe gespenstische Züge an. Zehntausend Anhänger Imberlocks bewohnten das Bauwerk, weitere zwanzigtausend hatten sich in Neapel und seinen Vororten niedergelassen.
    Unauffälligere Touristen hatte die Gegend seit Jahrtausenden nicht erlebt.
    Genau an dieser Stelle sah Homer den Knackpunkt. Es handelte sich nicht um harmlose Zeitgenossen, die zum Baden ans Meer gefahren waren. Da steckte mehr dahinter. „Näher heran!", wies der Residenz-Koordinator den Autopiloten an. Rings um den Vesuv gab es keine Lufthoheit der Imberlock-Sekte. Sie hatte lediglich das Grundstück am Berg gepachtet, wo der Tempel stand und das Loch klaffte.
    Wozu diente es? Wohl kaum, um ins Innere der Erde hinabzusteigen. Das hätten sie einfacher haben können. Um einen Bunker zu bauen - auch ziemlich unwahrscheinlich.
    Egal, wozu es dienen sollte, Misstrauen war angebracht. „Scorchy", wies der Terraner den Roboter an. „Lass transportable Paratronprojektoren um das Gelände stationieren, um es vollständig abschirmen zu können."
    „Die Dinger sind auffällig", lehnte Scorchy ab. „Außerdem müssen wir sie von verschiedenen Planeten und Monden des Sonnensystems zusammentragen, wenn du nicht ein paar Raumschiffe ausschlachten lassen willst. Eine Verringerung der Flottenstärke wäre allerdings eine Riesendummheit, wie du selbst genau weißt."
    „Widersprich nicht! Der Zeitrahmen beträgt eine Woche!", versuchte Adams es nochmals. „Und ob ich dir widerspreche, Homer", hielt der Mini-Stalker entgegen. „Das lässt sich in der kurzen Zeit nicht machen. Und das alles ist verflixt teuer. Die Kosten..."
    Für einen Ökonomen stellten Kosten in einem solchen Fall ein äußerst hinterhältiges Argument dar. Homer sah im Geist sein Vorhaben wie eine Seifenblase platzen. Der Roboter stand dem Original in Hinterhältigkeit und psychologischer Kriegführung in nichts nach. „Wenn es um die Menschheit geht, dürfen Kosten keine Rolle spielen", argumentierte der Aktivatorträger. „Wir schaffen das."
    Im Schutz eines Defiektorfelds erklomm Homer G. Adams die Flanke des Vesuv. Als ihm das Gelände zu steil wurde, schaltete er den Antigrav ein. Der Tempel mit seinen Stacheln wirkte aus der Nähe noch viel bedrohlicher.
    Es war nicht der einzige in der Milchstraße. Auf Ash Irthumo im Sternenozean von Jamondi stand ebenfalls einer. Dort hieß er Crythumo.
    Seit dem Eintreffen dieser Meldung fragte Homer sich, wie viele solcher Tempel in der Milchstraße existierten und wie viele Anhänger Gon-Orbhon in den einzelnen Sternhaufen besaß oder besessen hatte.
    Hinter einem Felsvorsprung hielt der Terraner an, ließ seinen Blick über das Gelände schweifen. Es herrschte dichter Gleiterverkehr. Imberlocks Leute machten von der reichlich vorhandenen Freizeit Gebrauch. Sie trieben sich in Neapel und Umgebung herum, manche unternahmen Ausflüge ins Hinterland. Dabei scherten sie sich weder um den Einbruch der Nacht noch um den Beginn des neuen Morgens, geschweige denn dass sie zu Fuß gingen, sie, die sich stets so brüsk gegen die Technik gestellt hatten. Sie verhielten sich, als stünde ihnen alle Zeit des Universums zur Verfügung.
    Und das soll es dann gewesen sein?, fragte Adams sich. Eineinhalb Jahre Terror und anschließender Frieden?
    Wenn da nicht das Buch Gon gewesen wäre, hätte er es vielleicht geglaubt. So aber argwöhnte Homer, dass in absehbarer Zukunft etwas Fürchterliches geschehen könnte und die Anhänger Imberlocks
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher