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2278 - Brennpunkt Talan

Titel: 2278 - Brennpunkt Talan
Autoren: Unbekannt
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wirklich nur im Notfall. Schließlich begeben wir uns in die Höhle des Löwen. Ich traue dem Frieden nicht."
    Der schwere gepanzerte Gleiter schob sich mittels Antigravfeldern aus der Solaren Residenz, hob sich auf Fahrthöhe und beschleunigte dann mit den Gravojet-Triebwerken in Richtung Westen. In rascher, wenn auch kaum halsbrecherisch zu nennender Fahrt ging es über die Gobi und die Landmasse des asiatischen Kontinents über den Bosporus und die Ägäis bis zur stiefelähnlichen Silhouette Südeuropas, die so historische Orte wie Rom und Neapel hervorgebracht hatte.
    Für Adams war es ein beruhigendes Gefühl, den Gleiterstrom über Terrania zu durchfliegen. Noch vor Jahresfrist hätte er keine Prognose gewagt, wie schnell eine solche Verkehrsdichte erreicht wäre. Natürlich war sie weit vom Niveau vor 1331NGZ entfernt, doch sie war ein Symbol für den ansteigenden Wohlstand der Menschen. Genau das, was sie brauchten.
    Es gab schließlich genügend Dinge, die sie nicht brauchten. Da war die permanente Bedrohung durch das aggressiv expandierende Huhany'Tussan, das Göttliche Imperium des aufgeblasenen und trotzdem extrem gefährlichen, unsterblichen Imperators Bostich L, die in letzter Zeit allerdings vor allem im Hayok-Sternenarchipel zum heißen Krieg aufgeflammt war. Da war die drastisch beschnittene Reichweite von Raumschiffen, Funksprüchen und Ortungsinstrumenten. Nicht zu vergessen der extrem erhöhte Schwund an Hyperkristallen bei zugleich nachlassender Leistung.
    Da waren ganze Sternhaufen - er wusste zumindest von Jamondi alias Camouflage und der Paukenwolke -, die mehr oder weniger unverhofft aus dem Hyperraum ins Standarduniversum stürzten und allerlei unliebsame Überraschungen ausspeien konnten, ähnlich wie die Büchse der Pandora. Da war die Leiche einer Superintelligenz inmitten der Sonne Sol, die eine Verbindung in die Große Magellansche Wolke spannte.
    Aber das waren alles Angelegenheiten, die sich seinem direkten Zugriff entzogen und die nicht - noch nicht -direkt auf Terra wirkten. Eine andere Sache jedoch war möglicherweise in den Bereich des Beeinflussbaren gerückt: die sektiererische Gruppe um Carlosch Imberlock, die so genannten Gläubigen des Gottes Gon-Orbhon.
    Gon-Orbhon mochte vieles sein, aber ganz gewiss kein Gott. In jedem Fall stellten er und seine Kirche eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung Terras dar.
    Seine Anhänger waren Gegner der Technik, zumindest gaben sie dies vor; sie beteten das „Erwachen" ihres Gottes an, verkündeten das darauf sich anschließende Weltende einschließlich ihrer eigenen Erhebung und der Vernichtung aller anderen, und sie verübten Attentate. All das war mittlerweile nachgewiesen und doch wieder nicht, so merkwürdig dies auf einen Außenstehenden wirken mochte.
    Julian Tifflor bekam die Angelegenheit zudem nicht recht in den Griff, weil sich Gon-Orbhons Jünger praktisch überall befinden konnten und die Hauptmasse der Fanatiker zudem direkt am Nervenzentrum der LFT hauste: Zwischen Solarer Residenz und Waringer-Akademie hatten sie ihren schwarzen, stachligen „Tempel der Degression" erbaut.
    In den letzten Tagen hatten sich die Rahmenbedingungen allerdings verändert, und Adams rechnete sich dies zum Verdienst an: Carlosch Imberlock hatte den Tempel, den Mittelpunkt des Kultes, auf einen anderen Kontinent verlegt und eigens ein neues Grundstück gepachtet: den Vesuv. Es war dem buckligen Finanzgenie klar, dass der Sektierer damit gewiss einen oder mehrere Hintergedanken verband, aber dieses Risiko war kalkulierbar. Die Jünger Gon-Orbhons würden sich nun am Vesuv einfinden, einer nach dem anderen, und dadurch den Würgegriff um Terrania lockern. Sie würden sich selbst angreifbar machen. „Und du hast sowieso noch einen Somer mit ihnen zu rupfen, habe ich Recht?", unterbrach Scorchy Adams' Gedankengang, als habe dieser laut vor sich hin gesprochen. „Schließlich haben sie versucht, dich von Bre Tsinga ermorden zu lassen."
    „Wie? Oja, ganz recht. Woher weißt du, woran ich gerade ..."
    „... gedacht habe? Ganz einfach: Ich bin dein persönlicher Sicherheitsassistent. Ich kenne dich. Darauf bin ich programmiert. Und ich verstehe dich. Sogar mein Äußeres. Kein Problem, Homer."
    Homer blinzelte irritiert. „Du verstehst mich und dein Äußeres? Sprich nicht in Rätseln."
    Scorchy grinste breit und entblößte seine nadelspitzen Zähne. „Komm schon, Homer. Ich bin ein Symbol. Du liebst Symbole, weil in deiner
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