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2277 - Die Macht der Sekte

Titel: 2277 - Die Macht der Sekte
Autoren: Unbekannt
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Freizeitanlage im Neandertal-Design, Wohntürme im Neoretroklassizismus, Festivals rings um das ehemalige Upanishad-Gelände unweit des Mount Everest... Die Liste ließe sich beinahe endlos fortsetzen.
    Auch Datone selbst war ein überzeugter Terra-Nostalgiker. Er würde den Vesuv und seine Heimat nie verraten.
    Unwillig blickte er zu den drei Terranern. Schön, vielleicht hatten sie eine neue Heimat gefunden. In Gon-Orbhon, in ihrem Tempel. Aber was wollten sie hier? Sie verhielten sich so, als suchten sie nach etwas. Als beäugten sie neues Terrain. Sie sagten kein Wort zu viel, besichtigten gründlich jeden Bereich des Vesuv, den er ihnen zeigte, gingen viele Wege zu Fuß, die eigentlich gar nicht auf dem Programm standen.
    Datone zeigte nicht, wie sehr ihn das beunruhigte. Er legte im Umgang mit ihnen jene selbstbewusste Haltung an den Tag, die er sich schon vor langer Zeit angeeignet hatte. Ein Fremdenführer musste mit allen Leuten gut auskommen.
    Dabei fieberte er dem Augenblick entgegen, an dem die Führung endlich vorbei sein sollte, und als der Gataser beim Abschied beide Hände in seine nahm und ihm überschwänglich für diesen tiefen Einblick in die Urgewalten der Natur dankte, war Datone sehr froh darüber.
    So brauchte er den drei Sektierern nur kurz die Hand zu drücken. Er wusste nicht, warum, aber er empfand große Sorge
     
    1.
     
    Wie im Flug waren die letzten Monate vergangen. Aus der tiefsten Krise heraus war die Wirtschaft wieder angesprungen und boomte wie zu den besten Zeiten des Solaren Imperiums. Alles war neu und aufregend. Etwas primitiver vielleicht als vor dem Hyperimpedanz-Schock, aber genau das war ja die Herausforderung.
    Aus Sicht der Regierung und der Wirtschaft kann es eigentlich nicht besser laufen, überlegte der Residenz-Minister, als er gebeugt ans Fenster trat, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Er blickte nachdenklich zum Horizont, wo die mächtigen Kontrolltürme des Terrania Space Port aufragten.
    Psychologisch und sozial waren allerdings Klüfte aufgesprungen, mit denen keiner mehr gerechnet hatte. Der Verlust geliebter Menschen und Tiere infolge der Syntron-Katastrophe und die nackte Existenzangst waren Ursachen hierfür, und die ließen sich nicht einfach mit Geld und Arbeit wieder ungeschehen machen. Auch auf religiöser Ebene lief nicht alles zum Besten: Wie aus dem Nichts hatte die „Sekte" des „Gottes Gon-Orbhon" einen kometenhaften Aufstieg hingelegt; ihr Verkünder, Carlosch Imberlock, schaffte es in kürzester Zeit, eine in die Millionen gehende Anhängerschaft für sich zu gewinnen. Sie glaubten an die Macht Gon-Orbhons, an Untergang und Wiedergeburt, was im Gegensatz stand zum Credo der LFT.
    Zumindest verstand Homer Gershwin Adams das so. Er seufzte schwer. Das alles waren Problemfelder, für deren Lösung er nicht der geeignete Mann war.
    Und doch berührten sie seinen Wirkungskreis, erschwerten seine Arbeit. Genauso wie die Schattenwirtschaft, die plötzlich wieder allüberall gedieh: Umstellungen auf neue Techniken, Versorgungsengpässe ,Positronik-Knappheit, Wirtschaftsprobleme in der Liga und vieles andere mehr - das alles war ein idealer Nährboden für Schwarzmarkt, Schmuggel und Erpressung. Dem Verbrechen konnte Adams entgegenwirken, doch es genügte nicht. Denn an diesem Punkt kamen wiederum jene Problemfelder ins Spiel, die sich seiner Kontrolle entzogen: Verwirrung, Verunsicherung und Ängste der Menschen hatten den Drogenkonsum ansteigen lassen, sodass mafiose Organisationen neue Absatzmärkte erschlossen hatten.
    Trotzdem war der Residenz-Minister stolz auf das Geleistete: Der nach gelebten Jahren älteste Mensch der Welt konnte auf den steigenden Export verweisen, nicht nur innerhalb des Solsystems, sondern auch in entferntere Bereiche der Liga, jedenfalls, soweit der Hyperimpedanz-Schock solche Flüge zuließ. Etliche Zulieferund Herstellerbetriebe für Geräte, die dem neuen technologischen Niveau angepasst waren, verzeichneten stetige Gewinne. Sie bezahlten ihrerseits die teuer gewordenen Hyperkristall-Importe von anderen Welten, sodass der Galax eifrig zirkulierte. Die Verhältnisse auf Terra und im näheren Umkreis des Solsystems normalisierten sich allmählich.
    Der einzige Bereich, auf den nichts von dem, was Adams auch unternahm, irgendeinen Effekt hatte, war die „Kirche" Gon-Orbhons, insbesondere die Selbstmordattentate seiner Jünger. Sie verunsicherten die Bevölkerung am stärksten. Auch der Staat war lange Zeit vollkommen
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