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2277 - Die Macht der Sekte

Titel: 2277 - Die Macht der Sekte
Autoren: Unbekannt
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schon lange nicht mehr aktiv", begann Datone seinen Vortrag, „und dass es so bleibt, dafür haben unsere Wissenschaftler natürlich gesorgt.
    Aber dieses Spektakel - darauf bestanden die Terra-Nostalgiker. Immerhin haben wir hier ein Sprichwort: Vedi Napoli epoi muori - Neapel sehen und getrost sterben.
    Diese Stadt ist die Perle der Region, aber viele betrachten den Anblick des Vesuv als Höhepunkt ihres Lebens."
    Der Gataser wackelte missbilligend mit dem Tellerkopf und wies auf einen kleinen Datenblock. „Was Venus anging, hattest du Recht. Aber hier steht, das hier sei bloß der Monte Somma. Der eigentliche Gipfel..." Er deutete auf den Schattenriss, den der Berg im grellen Sonnenlicht bildete. „... ist dort oben."
    Datone nickte säuerlich. Wenn er den Blue richtig einschätzte, würde bestimmt gleich der übliche Vortrag des begeisterten Laien kommen.
    Datone täuschte sich nicht. „Der erste Ausbruch erfolgte vor mehr als fünftausend Jahren", lögte der Gataser los. „Dabei wurden vier Nachbarorte, darunter Pompeji, unter den Aschemassen vollständig begraben. Ein gewisser Pinius der Jüngere und Ältere hat darüber berichtet, und ..."
    „Plinius zwar, aber der Rest stimmt so ungefähr", unterbrach Datone. „Aber es gibt noch mehr zu sehen und zu staunen: Die Ausgrabungen im Vesuvgebiet selbst, die Zusammensetzung der Schuttmassen und die Art der Zerstörungen lassen uns einen tiefen Blick in die ferne terranische Geschichte tun."
    „Mich fasziniert eher das Spektakel an sich", schwadronierte der Gataser träumerisch. „Man stelle sich das nur einmal vor: Plantagen voller Vurga-Beeren hatten die Terraner an den fruchtbaren Abhängen des Vesuv angebaut und das Land dicht besiedelt, als das Unglück geschah und der Vulkan, der jahrhundertelang keine Regung von sich gegeben hatte, aufbrach und alles verschlang. Die Wiederherstellungsarbeiten waren noch nicht einmal beendet, als der Vesuv sechzehn Jahre später erneut .ausbrach."
    Datone entgegnete nichts. Natürlich assoziierten viele Fremde die Vurga-Beere mit Terra, weil eine terranische Firma seit Jahrhunderten exklusiv den köstlichen Vurguzz produzierte und vertrieb. Aber abgesehen davon, dass die Vurga-Beere nur auf einem einzigen Planeten gedieh - und das war definitiv nicht die Erde -, hatten die alten Kulturen Mitteleuropas mit dem Wein ein Getränk hervorgebracht, das dem Vurguzz in vielerlei Hinsicht mehr als gewachsen war. Aber das wollte er jetzt nicht unbedingt erläutern müssen; der Lulatsch mit dem zarten blauen Flaum, dem Tellerkopf mit seinen vier Augen und den sieben Fingern an jeder Hand hätte etwas anderes gefunden, mit dem er vermeintlich auftrumpfen konnte. Er war eindeutig die exotischste Gestalt der Gruppe, die er auf den Vesuv geführt hatte, aber auch die arroganteste - und ein schrecklicher Besserwisser.
    Datone wandte sich an die anderen, die hinter dem Gataser standen, die drei seltsam düster wirkenden Terraner. Zwei schienen ein Pärchen zu sein, er blond gelockt, sie mit rötlichem Kraushaar. „Bitte folgt mir."
    Er begab sich auf dem schmalen Pfad zu einer halbrunden Plattform. Wie eine Zunge ragte sie über den Kraterrand hinaus, auf allen Seiten von unsichtbaren Energiefeldern gesichert. „Wo wir jetzt stehen", begann er mit erhobener Stimme, „befand sich nach dem ersten Ausbruch noch solider Fels. Erst beim zweiten Ausbruch, den unser Freund gerade erwähnte, wurde die Spitze des Vulkans weggesprengt. Anschließend rasten mehrere pyroklastische Ströme mit fünfundsechzig bis achtzig Stundenkilometern durch die Küstenstadt Herculaneum, das heutige Ercolano, und vernichteten dort alles Leben."
    Der Tellerkopf des Gatasers wackelte verzückt, und Datone hoffte, dass der Blue es dabei bewenden ließ. Er wollte ungestört seine Führung abhalten. „Zwischen 203 und 1139 alter Zeitrechnung gab es elf weitere Ausbrüche", fuhr er fort, „dann kam der Vesuv fünfhundert Jahre lang zur Ruhe, bis 1631 wieder eine gewaltige Eruption erfolgte, die viertausend Tote forderte." Er richtete den Blick auf das terranische Pärchen, das grimmig in den Krater hinabstarrte. „Im achtzehnten Jahrhundert wurde dann Pompeji wiederentdeckt und teilweise ausgegraben."
    „Es gab noch andere Ausbrüche", meldete sich der Gataser eifrig zu Wort. „Bei einem wurde der Berg sogar um rund zweihundert Meter niedriger."
    „Ungefähr zwanzig weitere gab es", knurrte Datone, „und 1944 nach Christus wurden die Städtchen Massa di
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