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2277 - Die Macht der Sekte

Titel: 2277 - Die Macht der Sekte
Autoren: Unbekannt
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hilflos gegenüber der Gruppierung gewesen, die sich auf die religiöse Freiheit berufen und jeden Zusammenhang zu den Attentätern energisch abgestritten hatte.
    Es war Balsam auf die wunde Seele der LFT, wenn die Nachrichtenkanäle - wie an diesem Tag - an prominenter Stelle verkünden konnten: Seit sieben Tagen keine Selbstmordattentate. Adams hoffte, dass diese Meldung der Wahrheit entsprach, damit dieses heiße Thema ein wenig aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verdrängt wurde.
    Es wäre schon ein großer Schritt, wenn niemand mehr in der Angst leben müsste, beim Besuch eines Einkaufszentrums oder Vergnügungsparks zu sterben. Das Vertrauen der terranischen Bevölkerung in ihre Regierung würde wieder wachsen.
    Adams seufzte. Wie sehr wünschte er sich, endlich Nachricht von Bully zu bekommen. So etwas wie Vollzug! Gon-Orbhon existiert nicht mehr, ihr seid gerettet!
    Natürlich war er nicht so naiv, das als tatsächliche Lösung zu erwarten, aber es war schön, wenn man von Zeit zu Zeit einmal träumen durfte.
    Aber immer mehr Zeit war verstrichen, in der sich trotz verschärfter Kontrollen der Einfluss der Sekte unaufhaltsam ausgeweitet hatte. Sie stellte immer kühnere Forderungen, verlangte Zutritt zu Bildungseinrichtungen, wollte ihre Irrlehre jetzt sogar offiziell über das Trivid-Netz verbreiten und Zweigstellen ihres Tempels der Degression errichten.
    Inzwischen fragte sich Adams, ob diese Auseinandersetzungen und ewigen Querelen mit den Jüngern Gon-Orbhons womöglich nie ein Ende nehmen würden.
    Nein, beschloss er, nachdem er sich wieder dem Fenster zugewandt hatte, so einfach war das nicht. Wahrscheinlich waren die Jünger der Kirche politisch gereift und betrachteten Attentate nicht mehr als legitimes Mittel. Immerhin schwächten sie damit ihre eigenen Reihen, weil stets die größten Fanatiker diesen Weg gingen.
    Andererseits war das für sie wahrscheinlich kein Problem. Die Sekte erlebte einen gewaltigen Zustrom. Adams hatte manchmal den Eindruck, dass alle, die nicht gegen sie eintraten, für sie waren. Nach ihm bekannten Zahlen waren es mittlerweile rund acht Millionen. „Residenz-Minister?"
    Er wandte den Kopf und starrte aus blassgrauen Augen die Person im Eingang an.
    Sein Leitender Residenzsekretär Thaddäus Matsumo, ein gedrungen wirkender, untersetzter Mann mit Pausbacken und kahl rasiertem Schädel, dem nur am Hinterkopf ein geflochtener schwarzer Zopf entsprang. Seine' mandelförmigen Augen verliehen ihm einen asiatischen Gesichtsausdruck. „Was gibt's?" Adams hob gespannt das Kinn. „Draußen wartet jemand, der unbedingt vorgelassen werden will."
    Adams hob die Brauen. „Ich erinnere mich an keinen Termin."
    „Er ist wohl der Meinung", sagte Matsumo gedehnt, „dass er keinen braucht."
    „Wer ist es?"
    „Carlosch Imberlock."
    Adams ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. „Er soll reinkommen."
    Was wollte der Mann? Wollte er ihn umbringen, so, wie Bre Tsinga es einmal versucht hatte, in „göttlicher Mission"? Deutlich nervöser, als es angesichts der umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen in seinem Büro notwendig gewesen wäre, ging Adams wieder zu seinem Schreibtisch, zog eine Schublade auf und setzte den Trivid-Würfel in eine Empfangsstation, die den News-Chip aktualisierte. Er brauchte ihn jetzt nur wieder aus der Schublade zu nehmen, um sich auf den neuesten Stand zu bringen.
    Dann ließ er sich in den Spezialsessel nieder, der eigens für seine bucklige Gestalt angefertigt worden war.
    Die Tür des Büros öffnete sich wieder. „Dein Gast, Residenz-Minister."
    Matsumo trat zur Seite und ließ einen Mann ein, der fast zwei Köpfe größer war als er, kräftig und muskulös gebaut. Der Neuankömmling hatte einen dunklen Vollbart und dunkelbraune, gewellte Haare, die ihm bis auf die Schultern reichten. „Es freut mich, dass du Zeit für mich findest", sagte er mit sonorer Stimme.
    Adams hatte die Arme vor der Brust verschränkt und bedeutete seinem Gegenüber jetzt mit einem Nicken, in dem Sessel vor ihm Platz zu nehmen. Sollte Imberlock getrost spüren, dass er hier alles andere als willkommen war!
    Für einen kurzen Moment begegneten sich ihre Blicke, und ein Frösteln durchlief Adams. Er glaubte, sich in den dunkelblauen Augen des Sektenführers zu verlieren wie in einem Abgrund oder einer Schlucht auf dem Grund des Meeres. „Was verschafft mir das Vergnügen?", fragte er.
    Imberlock lächelte. Er setzte sich in den Formsessel und schlug die Beine
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