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2277 - Die Macht der Sekte

Titel: 2277 - Die Macht der Sekte
Autoren: Unbekannt
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Somma und San Sebastiano nahezu vollständig zerstört. Aber Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts wurden zunächst Sensoren und Dämpfungsfeldprojektoren installiert und von Zeit zu Zeit erneuert. Es gab zwar Evakuierungspläne für die mehr als eine Million Einwohner, die im Falle eines Ausbruchs unmittelbar bedroht gewesen wären, aber man wollte auf Nummer Sicher gehen. Und das ist seither der Stand der Dinge."
    „Also geht vom Vesuv keine Gefahr mehr aus. Wie kommt es dann, dass der Mythos vom Feuer speienden Berg noch so lebendig ist?" Es war die Einzelperson in Begleitung des Pärchens, ein etwas gebeugt gehender Glatzkopf mit Hakennase.
    Dem Klang seiner Stimme nach kam er nicht aus dieser Region.
    Eine eigenartige Gruppe ... Datone fragte sich, was sie wohl hierher führte. „Bei der magentafarbenen Kreatur der Flamme", antwortete der Gataser. „Wir haben es hier mit Urgewalten der Erde zu tun, die sich durch Aufwölbungen des Erdmantels ein Ventil suchen. Wann hat ein Wesen schon Gelegenheit, dem tosenden Inferno im Inneren eines planetaren Organismus so nahe zu sein? Wann kann es Zeuge der gewaltigen Energien werden, die den Ursprung allen Seins bilden? Doch nur, wenn es sich mit den entfesselten Gewalten von Mutter Natur vertraut macht."
    Datone schloss kurz die Augen und überging den Kommentar des Gatasers. „Damit berührst du einen wunden Punkt", sagte er zu dem Glatzkopf. „Das Interesse am Vesuv hat in den letzten Jahren leider stark nachgelassen. Die gesamte Tourismusbranche hat es in diesen unruhigen Zeiten sehr schwer. Eigentlich finden nur noch wenige Spezialisten ..." Er deutete scheinbar beiläufig auf den Gataser. „... den Weg zu uns. Besteigungen des Vesuv gehören in den seltensten Fällen noch zum Programm."
    Der Mann strich sich mit der Rechten durch das hagere Gesicht. „Das haben wir gemerkt. Wir mussten mehrere Tage warten, bis diese Tour zustande kam."
    Datone erstarrte. Er konnte den Blick nicht vom Handgelenk des Mannes wenden.
    Als er die Hand nach vorn genommen hatte, war Datone ein Abzeichen am Saum des Ärmels aufgefallen. Und was er da sah, gefiel ihm ganz und gar nicht.
    Er schluckte ein wenig, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen. Er spähte kurz zu dem Pärchen hinüber. Nachdem er wusste, wonach er zu suchen hatte, fand er das Emblem auch an ihren Ärmeln. Unauffällig, aber unmissverständlich: ein stehendes Schwert vor einem flach liegenden Oval. Das Zeichen des Gottes Gon-Orbhon! „Tut mir Leid." Datone breitete die Arme aus. „Aber ich hoffe, das hat eure Urlaubspläne nicht beeinträchtigt."
    „Wir sind nicht auf Urlaub hier", sagte der Mann.
    Datone zog es vor zu schweigen. Er war jetzt sogar froh darüber, dass der Gataser wieder das Wort an sich riss und sein Wissen über Vulkanismus im Allgemeinen ausbreitete - Details, die Datone viel zu weitschweifig erschienen. Aber das gab ihm eine Atempause.
    Die Frage, was Sektierer eigentlich hier wollten, ließ ihn nicht los. Sein Abscheu vor Gon-Orbhons Anhängern war gewaltig. Für ihn waren sie nicht normal. Niemand, der seine Heimat verriet und verkaufte, konnte normal sein. Und das taten sie zuhauf. Überall, wo sie zu Gon-Orbhon überliefen, ließen sie alles andere stehen und liegen.
    Sie vergaßen ihre Vergangenheit. Sie verrieten das alte Terra.
    Datones Heimat war der Vesuv. Er liebte ihn, seit er mit seinen Eltern als Kind von Boston hierher gezogen war; eine Suchanfrage bei NATHAN hatte nämlich ergeben, dass die Datones einen Vorfahren gehabt hatten, der vor zweitausend Jahren eine Italienerin geheiratet und deren Namen angenommen hatte. Es war zwar nicht mehr zu ermitteln, woher die Familie Datone damals tatsächlich stammte, aber ein Ort wie das in sich selbst vergessene Rom oder die nach wie vor von Mode besessene Stadt Mailand übten auf Bartos Eltern wenig Anziehungskraft aus. Doch der Vesuv ... Irgendwie waren sie hierher geraten, und vom ersten Augenblick an hatten sie gespürt, dass hier ihre Heimat war, in dem kleinen Vorort Neapels, von dem aus man den Vulkankegel gut - aber aus sicherer Entfernung - betrachten konnte.
    Die Datones waren damit keineswegs ein Einzelfall. Auf ganz Terra war in den 1320er Jahren eine Nostalgiewelle entstanden, ein Retro-Trend, der sich auf ganz unterschiedliche Aspekte terranischer Vergangenheit stürzte und die moderne Welt daran anpasste: Polizeistationen wie aus dem Wilden Westen des
     
    19.
     
    nachchristlichen Jahrhunderts, eine
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