Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
226 - Das Schädeldorf

226 - Das Schädeldorf

Titel: 226 - Das Schädeldorf
Autoren: Mia Zorn
Vom Netzwerk:
auf sich geladen haben, dass es ständig von Taifunen überzogen wird«, knurrte er. Während er über das Schiff hastete und alles in Sicherheit brachte, was ein Sturm davon wehen konnte, hielt er immer wieder Ausschau nach Aruula und Matt. Doch außer dem Knacken der Äste und dem Rascheln des Laubs kam kein Laut aus dem Mangrovenwald, der auf die Rückkehr der beiden hoffen ließ.
    Als die ersten Blitze vom Himmel zuckten, war der Seher gerade dabei, den Anker zu beschweren, indem er ein mit Steinen beladenes Fischernetz daran befestigte. Der aufkommende Wind peitschte ihm die Haare ins Gesicht und zerrte an seiner Kutte. Schwerfällig watete er aus dem Wasser. Noch einmal prüfte er das Tau, das den Segelmast auf dem Boot und einen dicken Mangrovenstamm am Waldrand miteinander verband. Das muss einfach halten, dachte er grimmig.
    In diesem Moment schlug mit einem Krachen ein Blitz in den Wald ein. In einer gewaltigen Stichflamme gingen gleich mehrere Bäume in Flammen auf. Zu weit weg, um der Yacht gefährlich zu werden. Trotzdem fluchte Yann. »Schon verstanden!«, brüllte er in den Sturm. Als ob das Wetter das letzte Wort haben wollte, prasselten Regenkaskaden auf ihn nieder und er machte, dass er ins Schiff kam.
    Zum wiederholten Male überlegte er, ob er nicht doch besser in der unterirdischen Kammer Schutz suchen sollte. Jedoch bei dem Gedanken an die merkwürdigen Energieströme wollte er sich lieber vom Taifun davon wehen lassen, als dort allein das Ende des Orkans abzuwarten. Obwohl er mit zwei Hydritengeistern im Kopf natürlich so allein nicht war.
    Der Seher entzündete in der Kajüte eine Lampe, zog sich trockene Sachen an und machte es sich auf den roten Plüschpolstern bequem. Er trank Wein und knabberte an einem Stück Brot. Draußen tobte der Sturm. Doch obwohl die Yacht hin und her geworfen wurde und die Windböen wie wilde Tiere durch sämtliche Ritzen des Schiffes heulten, kam es Yann so vor, als sei dieser Taifun wesentlich schwächer als der, den sie vor Tagen auf dem offenen Meer erlebt hatten. Vielleicht würde er bald schon vorbei sein.
    Plötzlich meldete sich Gilam’esh zu Wort. Empfängst du auch diese Geistespräsenz?, fragte er an Nefertaris Adresse. Eine Weile schwiegen sie, dann hörte Yann die Hydritin antworten: Ja! Sie fühlt sich seltsam vertraut an, aber doch irgendwie… tot. Und sie scheint stetig näher zu kommen!
    Dem Seher blieb vor Schreck der Bissen Brot im Halse stecken. Nachdem sein Hustenanfall vorüber war, lauschte er nach draußen. Der Sturm hatte nachgelassen. Nur der Regen trommelte gleichmäßig gegen die Schiffswände. Sonst war nichts zu hören. Kein beunruhigendes Geräusch. Trotzdem sprang Yann alarmiert auf und verbarrikadierte die Kajütentür. Mit einer Axt bewaffnet, lief er zum Fenster. So sehr er auch starrte, er sah nichts als graue Regenvorhänge da draußen. Dennoch war er sich sicher: Das, was die Hydritengeister wahrnahmen, näherte sich dem Schiff!
    Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, hörte er in seinem Rücken ein Scharren und Kratzen. Voller Entsetzen drehte Yann sich um. Kein Zweifel – jemand machte sich an der Tür zu schaffen!
    »Matt? Aruula? Seid ihr das?«, rief er mit bebender Stimme. Ein merkwürdiges Zischen erklang. Gleichzeitig wurde die Kajütentür mit einem gewaltigen Lichtstrahl aus der Verankerung gesprengt. Yann keuchte. Geblendet nahm er eine menschliche Gestalt wahr. Er spürte einen dumpfen Schlag an seiner Schläfe. Dann umfing ihn Dunkelheit.
    Als Yann wieder zu sich kam, lag er auf einem stinkenden Haufen aus Stofffetzen und Laub. Steinwände umgaben ihn, und aus der Ferne drangen Stimmen an sein Ohr. Als sein Auge sich an das dämmerige Licht gewöhnt hatte, erkannte er, dass er sich unter der Erde befinden musste.
    Er lag in einem Gewölbe, aus dem nach zwei Seiten tunnelförmige Schächte abzweigten. Zehn Schritte links von ihm, war eine glatte Felswand, in deren Mitte sich eine türgroße Öffnung befand. Sie führte in eine geräumige Halle, die in ein grünliches Licht getaucht schien. Rechts von ihm brannte in dem Durchlass zu einem der Schächte ein Lagerfeuer. Von dort kamen die Stimmen.
    Yann Haggard richtete sich auf, um besser sehen zu können. Sein Kopf schmerzte höllisch bei dieser Bewegung. Gleichzeitig stießen seine Finger an einen aufgeschichteten Haufen Feuerholz. Einige der Scheite lösten sich und rutschten nach unten. Sie verursachten ein tönernes Geräusch. Der Seher wollte es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher