Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2255 - Die Distanzspur

Titel: 2255 - Die Distanzspur
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Herkunft.
    Lyressea hat Recht gehabt, dachte ich. Unter dem Waldboden war etwas, das mich an eine Raumschiffshülle erinnerte. „Komm!", rief Lyressea, und mit einem Mal konnte ich mich wieder bewegen, wurde geradezu mitgerissen von ihrer Handbewegung. Ich machte drei, vier Schritte und sah, wie die Schildwache mit bloßen Händen das Metall zerfetzte, als bestünde es aus Papier.
    Nun endlich konnte ich einen Blick auf ihren Körper werfen. Perry hatte berichtet, dass sich Lyresseas Körper in den einer Art Echse verwandelt hatte, in den einer Drächin, wie er sich ausgedrückt hatte. Ich hatte nur den Kopf über diese Beschreibung geschüttelt.
    Sie war mir romantischphantastisch verbrämt vorgekommen und außerdem unglücklich gewählt. Doch nun verstand ich meinen alten Freund. Um das Unbegreifliche begreifen zu können, griff der menschliche Verstand schon mal auf flache Klischees zurück, nur um eine Schublade zu finden, in die er etwas Unfassbares legen konnte.
    Für mich sah Lyressea nicht aus wie eine Drachin. Sie sah aus wie sie selbst, doch ihre Haut war nicht mehr blau, sondern hatte einen metallisch kühlen Farbton angenommen und schien aus einem dunklen Metall zu bestehen, das sich jedoch so geschmeidig verhielt wie die eines Lebewesens - im Gegensatz zu der eines Roboters.
    Fassungslos starrte ich sie an. Für mich sah sie nun aus wie... wie die weibliche Version eines Lotho Keraete oder eines Cairol, eines Samkar ... jedenfalls eines Roboters der Kosmokraten.
    Woher kennt sie Lotho ... oder Cairol oder Samkar?, dachte ich.
    Sie ist ein Geschöpf von ES!, konstatierte der Extrasinn, als sei das Erklärung genug.
    Was es wohl auch war.
    Sie griff nach mir, hob mich hoch, als wäre ich leicht wie eine Feder, und als sie mich berührte, wurde die zeitlose Zeit wieder zeitlos. Dann ließ der Effekt wieder nach, als hätte ich mich daran gewöhnt - als könnte ich mich jemals daran gewöhnen! -, und ich nahm wieder verschwommen eine gewisse Umgebung war.
    Nur allgemeine Eindrücke. Keine Einzelheiten.
    Ein Gang. Undefiniert, einfach ein Gang, wie der in einem Raumschiff ... oder einer subplanetarischen Station. Wesen. Große, aufrecht gehende Igel, aber nicht nur mit künstlichen Gliedmaßen, sondern vollständig aus schimmerndem Metall. Roboter, deren Körper unvergleichbar plumper als der Lyresseas waren, geradezu primitiv.
    Sie waren schwer bewaffnet, doch Lyressea liquidierte sie mit bloßen Handbewegungen.
    Lautlos und in wenigen Sekunden, falls die Zeit überhaupt irgendeine Bedeutung hatte.
    Die Wesen standen da wie Statuen, und mir wurde klar, dass Lyressea sich für sie praktisch unsichtbar bewegte, sie sie nicht einmal wahrnahmen.
    Weitere Angreifer. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit - oder einem Sekundenbruchteil - gab die Schildwache ein Geräusch von sich. Wenn auch nur indirekt, indem sie bewusst einem ihrer Opfer die Zeit ließ, noch einen Funkspruch abzugeben, wie ich mir zusammenreimte. Als weitere Wesen herbeistürmten, um nachzusehen, was geschehen war, vernichtete sie sie ebenfalls.
    Ich sah, dass halb geschmolzenes Eis ihren Körper herabrieselte. Ein seltsames Bild, aber irgendwie in sich logisch. Mir wurde klar, was sich damit ankündigte. Lyressea konnte ihre Zweite Gestalt nicht endlos aufrechterhalten, ihre Kräfte gingen zur Neige. Bald würden ihre mentale Kraft erschöpft sein. Sie hatte nicht mehr viel Zeit.
    Doch nun war der Weg frei. Die Umgebung schien wieder zu erstarren und gleichzeitig zu zerfließen. Gänge, endlose Gänge. Dann ein ... Gebilde. Ein großer Klotz, unförmig, massig, schwerfällig. Rote Lichtströme schienen ihn zu durchfließen. Ich sah sie, obwohl seine Oberfläche völlig undurchsichtig war.
    Lyressea schlug ihre Krallen - die zu ihrer Ersten Gestalt gehörten, irgendwie hatte sie sie behalten, obwohl ich sie jetzt zum ersten Mal sah - in das Metall, und es gab nach wie weiches Pflanzenfett.
    Säuren sprudelten empor - Unwirklich, völlig unwirklich!, vernahm ich wie aus weiter Ferne die Stimme des Extrasinns - und zerfraßen die roten Ströme.
    Lyressea warf sich herum. Die Schnelligkeit, mit der das alles geschehen war, zeugte von einer Urgewalt, doch nun sah ich, wie sie ausatmete und zu schrumpfen schien. Ihr Körper bestand noch immer aus Metall, doch plötzlich wurde er blau. Nicht, weil sie wieder ihre ursprüngliche Gestalt annahm, sondern vor Kälte.
    Ich hörte ein Geräusch. Ein Brüllen. Verzweiflung schwang darin mit. Und ich wusste, sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher