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2233 - Das Specter

Titel: 2233 - Das Specter
Autoren: Unbekannt
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schlechtere Arrangements. Ich erfreue mich einer gewissen Narrenfreiheit. Muss zwar Tag und Nacht erreichbar sein, doch solange nichts passiert, was meinen Einsatz erforderlich macht, kann ich tun und lassen, was ich will. Und das ist, wie du inzwischen mitgekriegt haben solltest, Garrabo spielen."
    Das Zucken um seine Mundwinkel und sein generell flattriger Habitus veranlassten mich zu der Frage, ob er auch noch anderen Süchten fröne.
    „Worauf spielst du an? Eyemalin? Nein. Nie angerührt, das Zeug. Macht dich für Stunden zum Gott, für Wochen zum Bettler. Ich bin doch nicht mein eigener Feind!"
    Ich fragte, wo dann sein Problem liege.
    „In einer Abmachung, die seit langem besteht. Und welche lautet wie folgt: Ich muss mich unbedingt vom Hof des Tatos fern halten und ganz besonders von Ascari da Vivo." Dies, konstatierte ich, würde sich mit der bevorstehenden Operation wohl nicht vereinbaren lassen. „Eben. Ich bin tot, wie immer ich mich auch entscheide. Restauriere ich die hochedlen Gesichtszüge der Mascantin nicht, bringst du mich um. Bekommt die SENTENZA spitz, wo und für wen ich tätig bin, blasen die mir das Lebenslicht aus."
    „Warum? Was steckt dahinter?"
    „In deiner fast schon wieder liebenswerten Sturheit, Hund, wirkst du erstaunlich glaubhaft. Dennoch habe ich zu viel über die Welt gelernt – und nicht selten auf die härteste Tour –, als dass ich es unter den gegebenen, äußerst brisanten Umständen wagen würde, dich völlig ins Vertrauen zu ziehen. Entweder du erweist dich als der, welcher zu sein du vorgibst, und findest selbst heraus, warum ich in der Klemme stecke – oder ich greife mein Skalpell nicht an. Es sei denn, um es mir selbst ins Herz zu rammen. Und glaub mir, ich wüsste, wie ich zustechen muss."
    „Du verlangst also von mir", resümierte ich, „dass ich einen Sachverhalt aufkläre, über den du selbst Bescheid weißt, den du aber nicht juristisch einwandfrei belegen kannst. Und du weigerst dich, mir irgendwelche weiteren Hinweise zu geben."
    „Richtig. Schaffst du das nicht, begehe ich einen möglichst schmerzfreien Suizid. Sei versichert, ich habe alle diesbezüglichen Vorkehrungen getroffen. Dann kannst du versuchen, Ascaris Narben eigenhändig auszubügeln. Oder aber du löst mein Problem – dann wird auch das deinige behoben sein.
    Im Übrigen habe ich dir alle wichtigen Hinweise bereits genannt."
    Als Erstes ließ ich sämtliches Personal in Eurem Palastteil umgehend durch Kralasenen aus der LEOTARD ersetzen. Dadurch sank zwar das kulinarische Niveau ein wenig, wofür ich dich, Hochedle, um Verständnis bitte. Doch ich wollte kein Risiko eingehen.
    Als Nächstes machte ich mich auf die Suche nach Mitgliedern der SENTENZA, die in diese Sache involviert sein konnten. Ich hegte einen Verdacht, wo ich welche finden würde, und jener Verdacht bestätigte sich.
    Hipet Eress wollte die Operation nur mit seinem eigenen Besteck durchführen, das sich noch in seiner Wohnung befand. Diese lag im Stadtteil Eubanu, nahe dem Stadtzentrum, zwischen dem Galrar-See und Etymba.
    Wir flogen mit dem Gleiter hin, parkten jedoch nicht vor dem Haus in der Nardber-Gasse, in dem der Chirurg residiert, sondern zwei Straßen weiter bei einem Tempel, dessen zwei spitze Türme die niedrigen, noch aus terranischer Zeit stammenden Wohnhäuser überragen. Ich schloss Eress im Gleiter ein und machte mich zu Fuß auf, die Nardber-Gasse zu erkunden. Es war später Abend, die schmale, finstere Gasse leer bis auf einen unverdächtigen alten Mann, der mit einem hinkenden, sechsbeinigen Tier spazieren ging. Aus einem spärlich beleuchteten Lokal schräg gegenüber von Hipets Adresse erschollen Musik und Stimmengewirr.
    Ich trat ein, setzte mich an die Bar und orderte etwas Vergorenes, das ich zur Hälfte in einen Blumentopf goss, als niemand hersah. Die wenigen Gäste, überwiegend junge Kolonialarkoniden der Unterschicht, gaben sich ihren Gesprächen und Getränken hin. Erstere waren, nach dem zu schließen, was ich aufschnappte, bedeutend geistloser als Letztere. Nachdem ich die Überzeugung gewonnen hatte, dass weder das Lokal noch seine Besucher irgendetwas mit der SENTENZA zu tun hatten, zahlte ich und trat wieder auf die Gasse. Das Haus links neben jenem, in welchem Eress einen Teil der fünften und obersten Etage gemietet hatte, wurde renoviert und war daher eingerüstet. Mit Hilfe der Infrarot– und Teleskop-Funktionen meiner Augen entdeckte ich ganz oben am Gerüst, im Schatten eines
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