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222 - Angriff auf die Wolkenstadt

222 - Angriff auf die Wolkenstadt

Titel: 222 - Angriff auf die Wolkenstadt
Autoren: Jo Zybell
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Er hatte ja recht, der Daa’mure, leider.
    Also feierten sie jetzt Hochzeit nach dem Huutsi-Ritus: tausend Zeugen, zwei Brautführer, ein festlich geschmücktes Hochzeitszelt, ein blütenbestreutes und nach tausend Blumen duftendes Lager und eben eine Menge Lärm.
    Die Krieger warfen ihre Federbüsche in die Luft. Viele schlugen mit den Schwertern gegen ihre Schilde, andere klatschten in die Hände. Einige begannen zu tanzen, manche schlugen Saltos und Räder. Allmählich gerieten sie außer Rand und Band.
    Zwei Tage feiern hatte Daa’tan angeordnet. In Schichten natürlich – die Wachen, Patrouillen und Spähtrupps würden weiterhin von Sonnenaufgang bis Sonnenaufgang unterwegs sein. Der junge König rechnete nicht damit, vor Ablauf von mindestens zwei Tagen von seinem und Elloas Hochzeitslager aufzustehen. Eher später. Erst wenn er sich ausgetobt, erst wenn der Orkan in seinen Lenden sich gelegt hatte, wollte er seinen Feldzug fortsetzen. Erst wenn er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.
    Und dann stand sie vor ihm. »Mein König«, sagte sie und machte eine Art Knicks. »Ich fühle mich geehrt, das Hochzeitslager mit dir teilen zu dürfen.«
    »Davon gehe ich aus«, sagte Daa’tan, fasste ihre Rechte und zerrte sie ins Zelt. Er bebte, seine Knie waren weich, er schluckte unablässig. Sie aber setzte ihren Turban ab und begann lächelnd, sich auszuziehen.
    Draußen vor dem Zelt betrachteten Mombassa und Grao’sil’aana verwundert die noch wogende Eingangsplane des Königszeltes. Daa’tan und seine Königin waren so schnell dahinter verschwunden, dass die beiden Brautführer nicht einmal ihre Glückwünsche losgeworden waren.
    Sie stellten sich rechts und links neben der Eingangsplane auf. Der Daa’mure verharrte völlig still und blickte verständnislos zu der Menge der tanzenden, klatschenden, trommelnden Krieger. Er begriff nicht, was diese Kreaturen namens Menschen derart in Aufruhr versetzte. Mit dem kühlen Interesse eines distanzierten Beobachters nahm er die überbordenden Emotionen dieser Primärrassenvertreter wahr.
    Und das seltsame Gebaren Mombassas, des Generalfeldmarschalls: Der hob seine langen Arme über den Lioonschädel, begann rhythmisch zu klatschen und stieß im gleichen Rhythmus sein mächtiges Becken nach vorn.
    Nicht lange, und die Menge der schwarzen Krieger klatschte im gleichen Rhythmus und ließ gleichfalls den Unterleib zucken. Jubel und Gesang mischte sich in Getrommel, Geklatsche und Motorengebrüll.
    Drinnen im Zelt hörte man es bald keuchen und stöhnen.
    Die Fanfarenklänge wurden deutlich leiser, der Trommelwirbel riss ab und das Gestampfe der Roulermotoren verstummte.
    Nach und nach legte sich auch das Jubelgeschrei der schwarzen Krieger. Alle standen sie ruhig und lauschten. Bald herrschte eine so große Stille, dass man auch in den letzten Reihen der Krieger schon taub sein musste, um die Geräusche zu überhören, die der König und die Königin von sich gaben.
    »Musik!«, zischte Mombassa. Er schnitt Grimassen, ruderte mit den Armen und deutete aufgeregt auf die Trommler und Fanfarenbläser. Im selben Augenblick ertönte aus dem Zelt ein lang gezogener Schrei, und endlich fingen die Trommler und die Fanfarenbläser wieder an zu lärmen. Die Krieger applaudierten und jubelten.
    Für Mombassas Geschmack schrie und stöhnte die Königin allerdings ein wenig zu geziert, als dass er ihr die Wollust und das Erklimmen des Lustgipfels wirklich abnahm.
    ***
    Bei Sonnenaufgang kroch Nefertari aus dem Erdloch unter dem Kadaver des Kamshaas. Sie klopfte den Sand aus Haaren und Pelzmantel und schlug sich auf die kalten Beine und Arme, denn sie fröstelte. Kühl war auch diese Nacht in der Wüste gewesen – nicht ganz so eiskalt wie die viel zu vielen Nächte zuvor, die sie schon in dieser mörderischen Einöde hatte verbringen müssen, aber immer noch kühl. Die Restwärme des Kadavers hatte sie im Erdloch die halbe Nacht lang warm gehalten. In der zweiten Nachthälfte hatte der Pelzmantel ausreichen müssen.
    Es war ein schmutzig-grauer, vermutlich ehemals weißer Mantel mit quastigen Zotteln. Er reichte ihr bis an die Knöchel und war auch an den Schultern ein gutes Stück zu groß.
    Nefertari hatte ihn gleich in der zweiten Woche nach Beginn ihrer Wanderung in den Gepäckballen einer Karawane gefunden, die wider alle Vernunft versucht hatte, die Wüste von Süden nach Norden zu bezwingen.
    Die Karawane hatte aus siebzehn tierischen und neunzehn menschlichen Skeletten
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