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222 - Angriff auf die Wolkenstadt

222 - Angriff auf die Wolkenstadt

Titel: 222 - Angriff auf die Wolkenstadt
Autoren: Jo Zybell
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Sonnenaufgang berührte sie jemand an der Schulter. Schweißgebadet fuhr Elloa hoch. Ihre Dienerin Gelani kniete vor ihrem Lager. Draußen, vor dem Vorhang zum Windfang, sah die Königin eine Fackel flackern. Die Umrisse einer kleinen Gestalt zeichneten sich auf der Plane ab.
    »Ist es schon so weit?«, fragte sie erschrocken.
    Gelani schüttelte den Kopf. »Nein, doch Osamao hat eine Nachricht für dich, es sei dringend.«
    »Osamao? Lass ihn ins Zelt und zieh dich zurück«, befahl Elloa.
    Gelani huschte zurück in das Vorzelt, tuschelte mit Osamao und verschwand dann außerhalb des Vorhangs. Der kleine Osamao, ein Wawaa, trat ins Zelt und kam zu ihrem Lager.
    »Was gibt es denn?«, fragte Elloa unwirsch. Sie fühlte sich wie gerädert von all den schrecklichen Träumen.
    »Es geht um die alte Seherin«, sagte Osamao. »Sie ist verschwunden.«
    »Verschwunden?!« Nun war Elloa endgültig hellwach. Sie setzte sich auf. »Wie – verschwunden!«
    »Geflohen«, entgegnete Osamao. »Ein paar Männer haben gesehen, wie sie gestern in der Abenddämmerung mit einem voll gepackten Tsebra das Heerlager verlassen hat. Onkel Imyos glaubt, dass die Götter ihr böse Dinge gezeigt haben. So böse, dass sie die Flucht vorgezogen hat.«
    Aus Augen schmal wie Schlitze starrte Elloa an Osamao vorbei in die Dunkelheit des Vorzeltes. Wie Bauchschmerz kroch ein schlimmer Verdacht in ihr hoch. »Schickt Jäger los!«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen aus.
    »Fangt sie ein, möglichst noch vor Sonnenaufgang!«
    Osamao nickte und zog sich zurück.
    Die Sonne ging auf, ohne dass die Seherin eingefangen wurde. Fanfaren bliesen, und statt Osamao, Gelani oder sonst einem Vertrauten tauchten Mombassa und der Göttliche vor Elloas Zelt auf. »Wir sind hier, um dich abzuholen, Königin!«, rief Mombassa. »Wir werden dich hinüber ins Zelt des Königs begleiten!«
    Elloa atmete ein paar Mal tief durch. Dann trat sie aus dem Zelt. Hochrufe mischten sich in die Fanfaren. Das gesamte Heer hatte ich rund um die beiden Zelte versammelt. Elloa hatte ihr weißes Festgewand angelegt. Zwischen Mombassa und Grao’sil’aana schritt sie dem gelben Zelt Daa’tans entgegen. Nun gab es keinen Weg mehr zurück.
    ***
    In einer weit auseinander gezogenen Kolonne sah man sie dreihundert Meter tiefer am Nordwestufer des Sees durch eine sattgrüne Landschaft aus Büschen und Bäumen ziehen: zwei Efranten und sechs Laufvögel mit Reitern und etwa zwanzig Mann zu Fuß.
    »Eine Jagdgesellschaft auf dem Weg nach Wimereux-à-l’Hauteur«, sagte der Prinz zu Maddrax, der neben ihm in der Kabine des Luftschiffs stand. »Ich erkenne Tala an ihrem roten Umhang. Und der Hellhäutige neben ihr, das muss der Mann sein, den ihr von der Reise über den Ozean mitgebracht habt!«
    Über die Innenreling des Cockpits gebeugt, spähten Matt Drax und Prinz Akfat in den Uferwald hinunter. Es war kurz nach Sonnenaufgang. Der Prinz hatte recht – der hoch gewachsene Mann mit dem langen grauen Haar neben der rot gewandeten Leibwächterin war niemand anderes als Yann Haggard.
    »Lasst uns landen«, schlug Prinz Akfat vor. »Wenn ich mit dieser Jagdgesellschaft nach Wimereux-à-l’Hauteur reise, könnt ihr euch den Umweg sparen und direkt zum Rand der Todeswüste fliegen. Ich werde meinem Vater ausführlich Bericht erstatten.«
    Matt Drax sah fragend zu Rulfan hinüber, der am Steuerruder stand. Chira, seine Lupa, lag unter dem Kartentisch und döste.
    »Es würde uns den Umweg und viel Zeit sparen«, sagte der Albino knapp, ohne eine Miene zu verziehen.
    Zwei Tage zuvor waren sie mit der Roziere des Kaisers von Taraganda aus aufgebrochen. Taraganda – eine kleine Siedlung von Zilverbaks und einigen Menschen in den nebligen Bergwäldern ein Stück westlich des Victoriasees. Dort hatte Matt Drax zusammen mit Akfat und Chira seinen Blutsbruder Rulfan abgeholt. Dessen Geliebte, die schöne wilde Lay, lebte in Taraganda unter Gorillamutanten. Es hatte ein bewegendes Wiedersehen zwischen Chira und ihrem Herrn gegeben.
    Obwohl Rulfan von Salisbury an einer unheilbaren Krankheit litt – er war rettungslos in Lay verliebt – hatte er Matts Bitte nachgegeben und war mit ihm aufgebrochen, um Aruula zu suchen. Nach den Angaben von Prinz Victorius waren sie, ihr Sohn Daa’tan und der Daa’mure Grao auf dem Weg von Ägypten zur Wolkenstadt am Victoriasee.
    Daa’tan hatte sich in den Kopf gesetzt, die fliegenden Städte des Kaisers zu erobern. Es wurde höchste Zeit, dass Matt
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