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2213 - Der Traum von Gon-Orbhon

Titel: 2213 - Der Traum von Gon-Orbhon
Autoren: Unbekannt
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schwebte Carlosch Imberlock über den auf und ab wogenden Köpfen, streckte beide Arme in die Höhe und richtete die Blicke aus seinen flammenden Augen direkt auf sie - und nur auf sie, als sei sie der einzige Mensch, der von Interesse für ihn war. „... in zwei Klassen!" Seine Stimme brachte etwas in ihr zum Vibrieren. Sie wehrte sich dagegen, aber sie spürte, dass sie schwach war. „In jene, die nach ihrem Tod würdig sind, Gon-Orbhon zu dienen, und jene, die einfach verlöschen werden und spurlos verschwinden, als hätten sie niemals existiert."
    Das Stimmenmeer rauschte. In einem eigenartigen Rhythmus, der sie innerlich verkrampfen ließ; ihre Nerven waren aufs Äußerste angespannt. Sie konnte nichts dagegen tun, plötzlich klangen die Stimmen laut und schrill, brandeten vereinigt gegen das unsichtbare Hindernis in ihrem Inneren.
    Mondra Diamond schluckte mühsam. Der Hals war ihr eng geworden, und ihr Mund war so trocken, dass sie keinen einzigen Laut hervorbrachte. Sie hasste diesen vollbärtigen Mann, seine tiefblauen Augen und das wallende braune Haar, sie hasste ihn mit jeder Faser ihres Wesens. „Alle jenen Narren, die Ingenieure, Techniker, Arbeiter, die Wissenschaftler und Wirtschaftsplaner, tun schlechte Werke. Sie verrichten nicht Gon-Orbhons Werk des Untergangs, sondern errichten lästerliche Werke, die sie Fabriken nennen. Damit versündigen sie sich gegen Gon-Orbhon und verurteilen sich zugleich, zum Nichts zu werden, so erbärmlich zu verlöschen, als wären sie niemals ein Licht gewesen."
    „Was'n los mit dir, alte Tante?", vernahm Mondra eine helle, ihr nur allzu vertraute Stimme. Jemand boxte ihr in die Seite. „Gehörst du etwa auch schon zu jenen, die sich nicht mehr für fazze Musik interessieren?"
    Eine etwa dreißig Zentimeter lange Feder tanzte vor ihren Augen; die Bewegung wischte die wogenden Köpfe hinweg, das Stimmenmeer toste und schrillte leiser und leiser. Plötzlich konnte sie wieder einzelne Stimmen unterscheiden: Einige Männer und Frauen wandten sich von Carlosch Imberlock ab und strebten zur Rohrbahnstation, wobei sie in abfälligster Weise über das Medium schimpften. Empört stellten sich ihnen andere in den Weg, um leidenschaftlich gegen die Kritik zu protestieren und für Imberlock einzutreten. Ein Mann verlor die Kontrolle über sich und ging mit den Fäusten auf jene los, die mit dem Medium nicht einverstanden waren.
    Mondra wollte eingreifen, doch nun kam Bewegung in die Menge. Männer, Frauen und Kinder schoben sich zwischen sie und die Kritiker, sodass sie nicht mehr sehen konnte, was vorging. „Reiß dich zusammen!", ermahnte sie Bre Tsinga. „Wir sind nicht hier, um uns als Ordnungspolizei aufzuspielen, sondern um herauszufinden, was dieser Carlosch Imberlock treibt und was er beabsichtigt."
    „Mir reicht, was ich gehört habe." Jordo tanzte vor ihr herum. Er hüpfte von einem Bein aufs andere, drehte sich um sich selbst, wobei er tief in die Knie ging und beide Arme nach oben streckte. Mit spitzen Schreien untermalte er seinen Tanz. Die Feder auf seinem Kopf wippte im Rhythmus. Von unten herauf blickte er Mondra feixend an. „Du solltest auch mal wieder tanzen, alte Tante", riet er ihr. „Tanz macht frei -wenn man schon keine fazze Musik hören kann."
    „Ich spreche die reine, die unverfälschte, die unvergleichliche Wahrheit, die mir von Gon-Orbhon eingegeben wurde. Ihr werdet mir folgen. Ihr werdet meine Jünger sein!"
    Mondra hielt sich die schmerzenden Ohren zu. Einer der Helfer Imberlocks hatte die Lautsprecher so weit aufgedreht, dass sie die Schallwellen körperlich spürte. Ihr war, als bekäme sie in rascher Folge von unsichtbarer Hand Schläge auf die Brust. „Ihr seid frei! Ihr könnt wählen! Entscheidet euch zwischen dem Glück, Gon-Orbhon dienen zu dürfen, in seinem Schatten in ein ewiges Leben zu treten -oder dem Verlöschen, der qualvollen Auflösung ins Nichts! Nutzt diese Freiheit."
    Die Faszination war spürbar. Mondra hämmerte das Herz in der Brust. In ihren Ohren rauschte das Blut. „Entscheide dich!"
    Hatte er direkt zu ihr gesprochen? Hatte sie seine Stimme in ihrem Inneren vernommen?
    Mondra blickte ihre Freundin Bre an. Eiskalt lief es ihr über den Rücken. „Was ist los? Seid ihr nicht in der Lage, wenigstens das zu organisieren?", herrschte Homer G. Adams den Beamten an, der zu ihm in sein Arbeitszimmer gekommen war. Es geschah nur selten, dass der Unsterbliche die Fassung verlor. „Nichts läuft. Wie soll ich arbeiten,
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