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2213 - Der Traum von Gon-Orbhon

Titel: 2213 - Der Traum von Gon-Orbhon
Autoren: Unbekannt
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die Lippen der blonden Frau. „Ich ... ich fürchte, ich kann nicht mehr klar denken", stammelte Mondra. „Hilf mir."
    „Übertreibst du nicht ein wenig? Wir haben uns auf seine Fersen geheftet, weil wir hofften, Hinweise darauf zu finden, dass er mit den Anschlägen und Attentaten zu tun hat." Die Xenopsychologin schien ruhig und gelassen zu sein. Von dem Einfluss des Mediums schien sie nichts zu spüren. „Bisher konnten wir nicht beweisen, dass es eine Verbindung zwischen den Einzeltätern und der Sekte Imberlocks gibt."
    „Das ist richtig." Mondra hatte Mühe, in die Realität zurückzufinden. Das Schwindelgefühl, das sie erfasst hatte, ebbte ab. „Die Sekte ist gefährlich, aber wir können sie nicht verbieten, solange wir ihr keine kriminellen Machenschaften nachweisen können."
    Bre zuckte erneut mit den Achseln, als sei sie an diesem Thema nicht mehr sonderlich interessiert. „Er errichtet überall auf der Erde Zentren, die er Kirchen nennt. Nun ja, für mich sind es eher Eigenheime für Jünger seiner Sekte, die immer auch einen größeren Raum enthalten für Andachten und Versammlungen."
    „Schwert und Schild für Gon-Orbhon."
    „Wie bitte? Was hast du gesagt? Es war so laut. Ich habe dich nicht verstanden."
    „Ach, nichts weiter." Mondra horchte in sich hinein, und ihre Unruhe stieg.
    Der Zustrom an Gläubigen zu der Sekte Carlosch Imberlocks war ihr rätselhaft. „Wann?", schrie jemand über die Köpfe der Menge hinweg. „Wann ist es endlich so weit?"
    „Ja, wann kommt der Tag, an dem du uns das Buch Gon-Orbhons zeigen wirst?", rief eine junge Frau, die sich ihren Schädel vollkommen kahl geschoren hatte. Ihr Gesicht glühte vor Eifer. „Warum müssen wir warten?"
    „Ich habe geträumt!", verkündete eine hochgewachsene, schwarzhaarige Frau. Sie reckte ihre Arme Imberlock entgegen. „Ich habe geträumt."
    Mondra verspürte eine gewisse Betroffenheit, die nicht weichen wollte. Ihr war, als blicke sie in einen tiefen Brunnen, der sich in ihr selbst befand und dessen silbern schimmernder Wasserspiegel immer höher stieg. Sie meinte, in dem Wasserspiegel einen Schild und ein Schwert zu sehen, das Symbol des Gottes Gon-Orbhon.
    Der Boden schien unter ihr zu weichen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich immer mehr, und das Blut pulste stärker als zuvor durch ihre Halsschlagadern.
    Gon-Orbhon wird kommen, und jene werden verlöschen, die sich ihm verweigern.
    Das Gesicht Bres schien sich zu verzerren. Die Augen der Freundin schienen größer und immer größer zu werden. Schild und Schwert spiegelten sich auf erschreckende Weise in ihnen.
    Ein fürchterlicher Schrei ertönte. Er fuhr Mondra förmlich durch Mark und Bein.
    Was ihm wert war, zog in diesen Sekunden an ihm vorbei, die er für die letzten seines Lebens hielt. Die Vernunft drängte ihn dazu, einfach stehen zu bleiben und sich in der Hoffnung zu stellen, dass man wider Erwarten nicht auf ihn schießen würde. Doch die Beine bewegten sich gegen seinen Willen.
    Seltsamerweise bedauerte er nicht, dass sein kurzes Leben zu Ende war. Schmerzlicher war, dass er seine Tochter Sagha nicht mehr sehen würde. Er sah ihr schönes, ebenmäßiges Gesicht mit den großen, ausdrucksvollen Augen vor sich, meinte, ihr helles Lachen zu hören, das er so liebte, und die herzliche Umarmung, mit der sie ihn zu begrüßen pflegte. Er begegnete ihr in einem blühenden Garten, sie lief durch das Gras, und Wind ließ ihr Haar wehen.
    Er meinte, ihre Stimme zu hören, als sie ihm versprach, ihm Enkel zu schenken, sobald sie den richtigen Mann gefunden hatte. Sie wollte Kinder auf natürliche Weise. Auf keinen Fall wollte sie ihre Kinder designen, wie es viele Frauen taten, indem sie exakt festgelegtes Erbgut kauften. „Ich weiß, das ist furchtbar altmodisch", lachte sie, „aber ich finde diese Lösung schön und vor allem romantisch. Hin und wieder kann ich richtig sentimental sein."
    Sie war jung, sportlich und dabei elegant. Voller Ehrgeiz hatte sie ihre Ausbildung in Wirtschaftswissenschaften absolviert und danach Angebote aus der Wirtschaft erhalten, die zu allem Stolz berechtigten. Dann aber war die Wirtschaft unter dem Versagen der Syntronik zusammengebrochen, und alle großen Pläne hatten sich in nichts aufgelöst.
    Er bewunderte sie dafür, mit welcher Haltung sie diesen Schicksalsschlag hingenommen hatte. Er war sicher, dass andere daran zerbrochen wären. Bei ihr aber hatte die neue Situation den Ehrgeiz angestachelt.
    Eine radikal veränderte Lage
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