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2213 - Der Traum von Gon-Orbhon

Titel: 2213 - Der Traum von Gon-Orbhon
Autoren: Unbekannt
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von Anhängern der Sekte um Gon-Orbhon.
    Adams schätzte, dass Zehntausende überwiegend schwarz gekleideter Menschen an dem Bereich des Terroranschlags vorbeizogen. Sie wurden abgedrängt von uniformierten Polizisten, damit sie sich dem Trümmergelände nicht allzu weit nähern konnten.
    Whee schaltete um und vergrößerte einige Ausschnitte des Monitorbildes. Jetzt war klar zu erkennen, dass die Demonstranten Plakate und Transparente hochhielten, mit denen sie unverhohlen für die Sekte des Gottes Gon-Orbhon warben. Auf vielen Plakaten war das Gesicht von Carlosch Imberlock abgebildet. Die Charakteristika seines Gesichts - die welligen, schulterlangen braunen Haare, die scharf gekrümmte, schmale Nase und die Augen mit ihrem intensiven Dunkelblau - wurden fast überall in übertriebener Weise betont, ohne dass dadurch Entstellungen eintraten. Im Gegenteil. Homer G. Adams befand, dass diesen Plakaten eine gewisse Ausstrahlung anhaftete, dass eine Faszination von ihnen ausging, der sich viele offenbar nicht entziehen konnten. „Gon-Orbhon kommt!", skandierten die Demonstranten. „Öffnet euch dem wahren Gott, denn er ist die Zukunft.
    Verschließt euch, und ihr werdet erlöschen. Erlöschen! Erlöschen!"
    Andere riefen: „Nieder mit den Tempeln der Sünde! Keine Fabriken!"
    „Es klingt wie eine Drohung", stellte Steve Whee mit heiserer Stimme fest. „So ist es wohl auch gemeint. Carlosch Imberlock will die Menschen einschüchtern. Er nutzt ihre Verunsicherung schamlos aus, die durch den Ausfall der Syntronik entstanden ist."
    „Verunsicherung!" Whee seufzte. Verlegen strich er sich mit dem Handrücken über den Mund. „Meine Frau wollte heute für diese Woche Lebensmittel einkaufen. Die Hausautomatik funktioniert nicht mehr, und vor dem Versorgungsdepot warteten Tausende. Die meisten vergebens. So auch meine Frau. Sie fragte mich, wie die Leute ihre Kinder ernähren sollen. Ich konnte ihr keine befriedigende Antwort geben."
    Adams blickte ihn überrascht an. Er zeigte auf seinen Arbeitstisch. „Dort liegt ein Bericht, in dem es heißt, dass es keine ernsthaften Versorgungsengpässe mehr gibt."
    „Rechnerisch stimmt das, gerechnet auf die Bewohner von Terrania", bestätigte Whee, „aber die Menschen kommen zu Zehntausenden von überall her in die Stadt. In der Provinz ist die Versorgung nach wie vor mangelhaft, und bei uns verschärft sich die Lage, weil wir den Zustrom der Menschen nicht verkraften können. Je mehr kommen, desto größer wird zugleich auch das Heer jener, die auf Carlosch Imberlock hereinfallen."
    „Das kann ich mir gut vorstellen. Jemand hat mal gesagt: Religion ist das Krankenhaus der Seelen, welche die Welt verwundet hat."
    Mit seinem Team stand Adams vor einem schier unüberwindlichen Berg von Schwierigkeiten. Das Problem wäre nicht so groß gewesen, wenn die Versorgung nicht an allen Fronten gleichzeitig zusammengebrochen wäre. „Wir werden es scharfen", unterstrich er. „Bisher haben wir alle großen Probleme bewältigt, und das wird auch dieses Mal so sein. Wir haben zahlreiche Fabriken über den ganzen Erdball verteilt, in denen bereits die Positronikproduktion angelaufen ist. Somit können wir die dringend nötigen Bauteile in sehr naher Zukunft ausliefern."
    Whee teilte seinen Optimismus nicht. „Überall, wo uns die Probleme über den Kopf wachsen, schlägt die Sekte zu. Zugleich sorgen Fanatiker dafür, dass weitere Schwierigkeiten entstehen. Mir ist ein Rätsel, woher sie so viel Sprengstoff haben und wieso es bisher nicht gelungen ist, die Täter zu identifizieren und auszuschalten."
    „Verantwortlich ist ohne jede Frage Carlosch Imberlock." Adams zweifelte nicht im Geringsten daran, dass es so war. „Wir sollten seine Sekte verbieten und ihn verhaften."
    „Du weißt, dass wir das nicht können. Nach allem, was der Terranische Liga-Dienst und die Polizei bisher herausgefunden haben, hat er selbst nichts mit den Terroranschlägen zu tun. Seine fanatischen Anhänger handeln aus eigener Initiative, und dafür können wir ihn nicht verantwortlich machen. Außerdem garantiert unsere Verfassung ausdrücklich die Religionsfreiheit, sodass er das Recht hat, in dieser Weise für seinen Glauben zu werben."
    Der Aktivatorträger war sich darüber klar. Whee hätte es nicht erwähnen müssen. Auch ein Mann wie Carlosch Imberlock stand unter dem Schutz der Liga-Gesetze. „Ich will, dass alle Positronikfabriken bewacht werden", ordnete der Wirtschaftsexperte an. „Wir können und
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