Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2204 - Planet der Mythen

Titel: 2204 - Planet der Mythen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
eine Zivilisation. Einmal hatte er geglaubt, einen Vogel zu sehen, doch der hatte sich als Wolkenfetzen am Horizont herausgestellt. In der roten Dämmerung ließen sich Entfernungen nur schwer schätzen.
    Der Terraner hob die Hände vor den Mund, formte sie zu einem Trichter und blies hinein. Die Wärme seines Atems strich über die Handflächen und verpuffte. Seine Finger waren so steif und gefühllos, dass er sie kaum noch bewegen konnte.
    Obwohl das Gebirge immer unwegsamer wurde und sich an manchen Stellen tiefe Spalten und loses Geröll unter dem Schnee verbargen, konzentrierte er sich kaum noch auf den Weg.
    Seine Gedanken glitten beinahe hypnotisch zu jenem Moment in der Silberkugel zurück, als er sich zu dem glühenden Keraete gebeugt hatte, um dessen Worte zu verstehen.
    Die Hitze war so intensiv gewesen, dass er geglaubt hatte, seine Haut müsse Blasen werfen. Wenn er die Augen schloss, spürte er die Hitze auf seinem Gesicht und roch sein angesengtes Haar. Die Erinnerung daran war so entfernt wie ein Traum.
    Er war allein ...
    Rhodan blieb stehen und blinzelte irritiert. Er hatte nur kurz die Augen geschlossen, nicht mehr als einen Moment, doch Atlan, den er eben noch vor sich gesehen hatte, war verschwunden.
    Mühsam brachte der Terraner seine Gedanken zurück in die Gegenwart.
    Die Kälte tötete nicht nur seinen Körper, sie lähmte auch seinen Geist.
    „Atlan?"
    Eiskristalle rieselten in dünnen Bahnen von den Felsen und wehten über die Schneedecke hinweg. Ein hohes Klirren, als würden Millionen Glassplitter gegeneinander reiben, lag in der Luft. Der Wind rauschte und ließ Rhodans Augen tränen. Er spürte, wie die Flüssigkeit auf seinen Wangen gefror.
    „Atlan?" Sein Blick irrte umher.
    Die Fußspuren des Arkoniden führten auf einen schmalen Pfad zwischen zwei Felsen zu. Anscheinend hatte er sich weiter entfernt, als Rhodan bemerkt hatte. Unwillkürlich tauchte die Frage in seinen Gedanken auf, wie lange er wohl mit geschlossenen Augen im Schnee gestanden hatte. Wohl mehr als nur einen Moment.
    Seine Beine waren steif, die Muskeln hart wie das Eis, das ihn umgab.
    Es war, als wolle die Landschaft ihn zu einem Teil ihrer selbst machen. Er machte einen ersten Schritt, dann einen zweiten. Müdigkeit zog bleiern an seinen Gliedmaßen.
    Wenn ich einschlafe, werde ich sterben, dachte er.
    Der Gedanke gab ihm neue Energie, aber er wusste nicht, wie lange der Wunsch zu leben den Wunsch zu schlafen besiegen würde.
    Atlans Fußspuren führten zwischen den Felsen hindurch. Kurz dahinter stoppten sie und knickten dann scharf nach links ab.
    Rhodan hob den Blick. Die Landschaft verschwamm, wurde dann klarer.
    Ein Stück entfernt ragten Äste aus dem Schnee und einigen flachen Felsen. Rund dreißig Stück standen in Zweierreihen nebeneinander. Es war unwahrscheinlich, dass eine solche Regelmäßigkeit zufällig entstanden war. Kein Wunder also, dass Atlan den Weg verlassen hatte, um sich das anzusehen.
    Rhodan ging auf die Äste zu. Sie waren kahl und neigten sich aufeinander, zu, als wollten sie Tore bilden.
    Das rote Licht erschwerte es, ihre Farbe zu schätzen, aber sie wirkten hell wie Birkenholz. Ihr Anblick erschien ihm merkwürdig vertraut.
    Er trat einen Schritt zurück und stutzte. Die Äste und einige der flachen Felsen um ihn herum schienen zusammenzugehören, bildeten eine Art Muster. Er wischte sich mit gefühllosen Fingern über die Augen und zwang seinen Geist zur Konzentration.
    Das ist kein künstlich angelegter Wald, erkannte er. Das ist ein Skelett.
    Der Gedanke verwandelte die Äste in Rippen und die Felsen in Wirbel.
    Ein Tier, so groß wie ein Wal, war hier gestorben. Zermalmte und zerbissene Knochen erzählten von seinem gewaltsamen Ende.
    Rhodan streckte die Hand nach dem Rippenbogen aus. Die Knochen waren so morsch, das sie unter seiner Berührung nachgaben. Das Skelett lag vermutlich schon seit Jahren hier.
    Eine Bewegung, die er in den Augenwinkeln wahrnahm, ließ ihn herumfahren. Einen Moment lang befürchtete er, ein Raubtier aufgeschreckt zu haben, dann sah er, wie Atlan haltlos in den Schnee fiel. Er musste im Schatten eines Felsen gestanden haben.
    „Verdammt ..." Rhodan war mit zwei Schritten neben ihm und ging in die Hocke.
    Vorsichtig drehte er Atlan auf den Rücken und wischte ihm den Schnee aus dem Gesicht. Er schüttelte den Arkoniden.
    „Wach auf", sagte er. „Du kannst hier nicht liegen bleiben."
    Die Augenlider flatterten, blieben jedoch geschlossen. Rhodan holte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher