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2204 - Planet der Mythen

Titel: 2204 - Planet der Mythen
Autoren: Unbekannt
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wollte sich Atlan nicht verlassen.
    Rhodan beendete seine Argumentation und blieb stehen. Er hatte die Arme um den Körper geschlungen, konnte jedoch nicht verhindern, dass seine Hände zitterten.
    Die Kälte bringt uns jetzt schon um, dachte Atlan.
    Er glaubte zu spüren, wie sie unaufhaltsam durch seinen Körper kroch und ihn betäubte. Die Erkenntnis, ihr hilflos ausgesetzt zu sein, machte ihn wütend.
    „Hörst du mir überhaupt zu?" Atlan blinzelte, als Rhodans Frage die Stille durchschnitt und ihn aus seinen Gedanken riss.
    „Ja", sagte er. stimme dir nur nicht zu. Die Wahrscheinlichkeit, gerettet zu werden, ist zu gering."
    „Sie ist erheblich größer als die Wahrscheinlichkeit, zu Fuß in ein paar Stunden Hilfe oder Schutz zu finden." Rhodans Stimme klang verärgert. Er sah hinauf in den roten Himmel, als erwarte er, Lichter zu entdecken. „Aktivität ist nicht immer besser als Untätigkeit", fügte er ruhiger hinzu. „Es fühlt sich nur so an."
    „Wenn ich das glauben würde, hätte ich auf Larsaf III keine Woche überlebt!" Der Ärger beherrschte jetzt auch Atlans Stimme. „Wir sind auf uns allein gestellt, Perry und wenn wir uns nicht helfen, wird es niemand tun.
    Einem Terraner fällt es vielleicht leicht, sich fatalistisch in sein Schicksal zu ergeben, ein Arkonide sucht jedoch bis zum Ende den Kampf. Ich ..."
    „Eher sucht er bis zum Ende den blinden Aktionismus!", unterbrach ihn Rhodan. „Nur weil du nicht akzeptieren kannst, dass wir ohne fremde Hilfe keine Überlebenschance haben, willst du auf diese irrsinnige Suche gehen. Sieh dich doch mal um.
    Hier gibt es nur Eis, Felsen und Schnee! Selbst wenn dich das nicht auf die Idee bringt, dass der Marsch sinnlos ist, dein Logiksektor sollte das begreifen."
    Tut er auch, flüsterte der Extrasinn trocken.
    Atlan wandte sich ab. Es war klar, dass weder er noch Rhodan auch nur einen Schritt von ihren Positionen abweichen würden. Zu stark waren ihre Persönlichkeiten und zu unterschiedlich die Erfahrungen, die sie in den langen Jahrhunderten gemacht hatten.
    Und während sie neben Lotho Keraetes eingefrorenem, verschwommen wirkendem Körper standen und sich stritten, zog die Kälte mit jedem Atemzug das Leben aus ihnen heraus.
    Sie hatten keine Zeit mehr, über ihre Ansichten zu diskutieren, sie mussten handeln.
    Worte schaffen Meinungen, dachte Atlan, Handlungen schaffen Tatsachen.
    Ohne einen Blick zurückzuwerfen, ging er los, über das Eisfeld hinweg und an den Schneeverwehungen vorbei. Der Gebirgszug wirkte leicht begehbar, der Schnee hatte die meisten Spalten gefüllt und den Weg geglättet.
    Atlan hörte, wie Rhodan scharf die Luft einzog. Er wartete auf dessen Reaktion, auf ein paar Worte oder einen Ausruf, aber hinter ihm breitete sich nur Schweigen aus.
    „Komm schon", sagte Atlan so leise, dass nur er selbst sich hören konnte. „Bleib nicht zurück, geh mir nach."
    Er konnte Rhodan weder zwingen, ihm zu folgen, noch konnte er ihn überzeugen. Seiner eigenen festen Ansicht, dass nur der Tod zur Absturzstelle kommen würde, stand der ebenso unerschütterliche Glaube an das langsame Sterben auf dem Marsch ins Nichts gegenüber. Wenn Rhodan beschließen sollte, sich ihm anzuschließen, würde er das aus Freundschaft, nicht aus Vernunft tun.
    Und auf diese Freundschaft verließ sich Atlan, denn allein war sein Weg hoffnungslos.
    Er erkannte erst, wie angespannt er auf Rhodans Entscheidung gewartet hatte, als der alte Freund einen ebenso kurzen wie lauten Fluch ausstieß und Schnee unter seinen Schritten zu knirschen begann.
    Atlan drehte sich nicht zu ihm, um, sondern atmete nur einmal durch. Gemeinsam hatten sie eine Chance.
    Süden.
    Das Wort allein vermittelte die Illusion von Wärme, und so hatten sie beschlossen, sich von Atlans Logiksektor in diese Richtung führen zu lassen.
    Möglicherweise bewegten sie sich nur tiefer in die Eiswüste hinein, aber eine große Rolle spielte die Richtung ohnehin nicht. Das Ende dieser Klimazone lag Tage oder Wochen entfernt, aber ihnen blieben nur Stunden.
    Ihre Lage war beinahe hoffnungslos.
    Rhodan griff nach dem Kragen seines Hemdes und klappte ihn hoch. Es war eine sinnlose Geste, aber so, wie der Süden sie mit seinem Versprechen auf Wärme lockte, vermittelte der Stoff ihm den Eindruck, er könne sich zumindest ein wenig vor dem schneidenden Wind schützen.
    Zum vielleicht hundertsten Mal glitt sein Blick zum Himmel, suchte nach Kondensstreifen, Positionslichtern oder einem anderen Hinweis auf
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