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2204 - Planet der Mythen

Titel: 2204 - Planet der Mythen
Autoren: Unbekannt
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spitz und scharf wie Messer. Er wusste nicht, ob er damit gegen ein Raubtier siegen konnte, das in der Lage war, ein solches Tier zu töten, aber eine Waffe in der Hand fühlte sich zumindest gut an.
    „Die Schneidezähne wären gute Speerspitzen", sagte Atlan und schlug bei einem anderen Kadaver einen Zahn heraus.
    Blut spritzte dampfend über seine Hände, und ebenso wie Rhodan wartete er jedes Mal, bis der Strom versiegte, bevor er sie abwischte. Jede Wärmequelle war willkommen.
    „Dann fehlen uns nur noch die Speere." Rhodan legte den Hauer neben sich und wandte sich dem nächsten zu.
    Der Gestank des Kadavers überwältigte ihn beinahe. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Atlan in regelmäßigen Abständen den Kopf drehte, um frische Luft einzuatmen.
    Mit einem krachenden Geräusch löste sich auch der zweite Hauer aus dem Kiefer.
    „Wir sollten die Wärme der Tiere nutzen", sagte Rhodan. „Auch wenn wir vielleicht. Ärger mit Raubtieren bekommen, einen besseren Platz zum Übernachten finden wir nicht. Wenn wir Glück haben, trocknet unsere Kleidung bis zum Morgengrauen."
    Atlan sah auf. Seine Arme waren blutig bis zu den Ellenbogen. „Dann willst du also tun, was deine barbarischen Vorfahren in einem solchen Fall getan hätten?"
    „Warum nicht? Sie haben überlebt."
    Rhodan wusste, dass sie beide seit dem Abstieg den gleichen Gedanken verfolgt hatten. Nur ausgesprochen hatten sie ihn noch nicht.
    „Worauf warten wir noch?", fragte er. „Die Tiere werden nicht wärmer."
    Entschlossen griff er nach einem der langen Hauer und rammte sie dem Kadaver in den Bauch. Das Fell war kurz und ölig, die Haut dick und geschmeidig. Sie setzte ihm erheblichen Widerstand entgegen, der erst wich, als er die weiche Fettschicht erreichte.
    Fast einen Meter lang schlitzte er das Tier auf und wich unwillkürlich zurück, als ihm dampfende Gedärme entgegenrutschten. Er kämpfte gegen Übelkeit und Ekel, griff hinein und warf sie in den Fluss. Ein widerlich schmatzendes Geräusch verriet ihm, dass Atlan am gleichen Punkt seiner Arbeit angekommen war.
    Es kostete Überwindung, die Kleidung abzulegen, aber wenn sie den nächsten Tag überleben wollten, musste sie trocknen. Das aber konnte die Kleidung nicht im Inneren des Kadavers.
    Zitternd vor Kälte kroch Rhodan in das Tier hinein. Der Geruch nach Eisen und Fisch ließ ihn würgen. Jede Bewegung in dem glitschigen, dunklen Inneren war eine Herausforderung an seinen Magen, aber er bestand sie.
    Und es war warm. Er spürte, wie das Blut in seinen Händen zu pochen begann und sich seine Muskeln entspannten. Sein Körper zitterte nicht mehr. Eine wohlige Müdigkeit, die so ganz anders war als die verzweifelte Erschöpfung, die er noch in den Bergen gespürt hatte, legte sich über ihn.
    „Das ist das Widerlichste, was ich jemals getan habe", sagte er.
    „Du lebst seit einigen tausend Jahren und hast nie etwas Widerlicheres getan?" Atlans Stimme kam dumpf aus dem Kadaver hervor, in den er sich gelegt hatte. „Ich könnte dir Geschichten aus meiner Vergangenheit erzählen, aber ich lasse es ..."
    „Zumindest kann ich mich an nichts Widerlicheres erinnern, aber du bist derjenige mit dem fotografischen Gedächtnis. Also, was meinst du?"
    Einen Moment herrschte Schweigen. Dann sagte Atlan: „Ich übernehme die erste Wache. In zwei Stunden kannst du mich ablösen."
    Perry Rhodan lächelte erleichtert und schloss die Augen.
    Es war ein Traum.
    Rhodan stand allein inmitten der endlosen Eiswüste. Die Gebirgsformationen erschienen ihm merkwürdig vertraut, doch er erkannte keinen der prägnanten Punkte, die er während des nächtlichen Marsches gesehen hatte.
    Eine rote Sonne stand am Himmel und tauchte die Welt in Dämmerlicht.
    Ihre Strahlen wärmten sein Gesicht.
    Er wusste nicht, wie lange er reglos ausgeharrt hatte, bevor er sie sah. Zuerst war da nur ein Schatten, dann tauchte eine Frau zwischen den Felsen auf und schwebte auf ihn zu. Es sah aus, als würde sie auf Wolken gehen.
    Sie war humanoid, zwei Meter groß und hatte blaue Haut. Ihr Gesicht zeigte eine Ebenmäßigkeit, die den Blick abgleiten ließ, ohne eine Eigenheit zu finden. Ihr Schädel war völlig kahl, und ihre silbernen Fingernägel erinnerten an Raubtierkrallen.
    Sie ging so dicht an Rhodan vorbei, dass er sie hätte berühren können, nahm ihn aber trotzdem nicht wahr. In ihrer Haltung lag eine Selbstsicherheit und Arroganz, als wäre sie eine Königin, die ihr Reich durchschritt.
    Rhodan sah zu Boden,
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