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220 - Die Reise nach Taraganda

220 - Die Reise nach Taraganda

Titel: 220 - Die Reise nach Taraganda
Autoren: Ronald M. Hahn
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‘ne Art Voraussetzung.« Drax zwinkerte ihm zu. »Sei froh, dass du außer Diensten bist. Bei der gegenwärtigen Lage an den Aftern dieser Welt wäre ich jedenfalls gern für eine Weile Schreibtischflieger.«
    Ostwald nickte. »Na ja, Schwamm drüber. Ich kling wohl verbitterter, als mir zumute ist.« Er musterte Matt eingehend. »Ich bin in der Ermittlungsbranche tätig.«
    »Was?« Matt machte große Augen. »Sherlock Holmes und so? Wie bist du denn da rein geraten?«
    »Durch meinen Schwager.« Ostwald saugte an seiner Zigarette. »Er hat mich wegen meiner Sprachkenntnisse in seine Detektei geholt.« Er zuckte die Achseln. »Nach ‘nem halben Jahr ist er von ‘nem Laster überfahren worden. Da hatte ich seinen Ein-Mann-Konzern am Hals.« Er hüstelte ironisch. »Meine Schwester ist nach Ibiza gezogen und betreut nun als schrullige Alte auf einer Finca siebentausend Katzen. Ich hingegen, das schwarze Schaf der Familie…« Er grinste gut gelaunt. »Ich spüre die ausgebüxten Töchter der Reichen und Prominenten auf, die das Leben in Papas Villa langweilig finden.«
    »Und davon kann man leben!«
    »Eigentlich nicht.« Ostwald leerte sein Glas und signalisierte der Wirtin, sie solle Nachschub für zwei bringen. »Aber du glaubst nicht, wie viele Reiche und Prominente auf der Erde leben, deren Brut völlig verkorkst ist…«
    Die Wirtin war schnell. Als sie gegangen war, sagte Drax: »Hör mal, Omar, wenn ich dir irgendwie helfen kann…«
    »Danke, Matt. Du bist ‘n echter Kumpel.« Ostwald hüstelte verlegen. Er wusste Matts Angebot wirklich zu schätzen. »Aber so viel, wie ich brauche, hast du nicht auf der Bank.«
    Matt machte große Augen. »Was soll das heißen?«
    Ostwald verwünschte sich. Er hatte zu viel gesagt. »Ich könnte es dir nie zurückzahlen«, erwiderte er. »Es sei denn, ich gewinn im Lotto oder leg jemanden um.«
    Matt beugte sich über den Tisch. Sein Blick wirkte nun besorgt. Ostwald verwünschte seine Ehrlichkeit. »Ich hab in letzter Zeit zu viel gezockt«, sagte er, um das Thema zu beenden. »Ich werd wohl mein Reihenhaus verticken, damit die Mafia es mir nicht über dem Kopf anzündet.« Er steckte sich die nächste Zigarette an und sah, dass sein alter Freund fröstelte. Um ihn zu beruhigen, sagte er: »Na komm, Matt, das ist doch kein Weltuntergang. Du erinnerst dich doch sicher an die Hypothekenkrise, von 2008. Da hat’s bei dir zu Hause ‘ne Million Eigenheimbesitzer und vermutlich auch deinen Vetter Nick erwischt. Ich werd schon nicht unter den Rheinbrücken pennen müssen.« Er grinste. »Ich hab gerade ‘nen dicken Auftrag an Land gezogen, der mich wahrscheinlich halb saniert.« Er deutete auf sein Einsatzköfferchen. »Heute Nacht geht’s nach Casablanca.« Er verzog das Gesicht. »So sehr ich’s bedaure, Matt, aber du wirst leider heute Nacht in ‘nem Hotel ratzen müssen.«
    Wie er vermutet hatte: Die Erwähnung der Stadt Casablanca lenkte Matthew Drax tatsächlich ab. Kurz darauf weihte Ostwald ihn, ohne den Namen seines Auftraggebers zu nennen, in den Fall ein. Ein Kölsch später flutschte ihm Hadibis Name über die Lippen. Matt ließ nicht erkennen, dass er ihm etwas sagte. Gegen 22:00 Uhr wurde Ostwald bewusst, dass die Zeit nicht stehen blieb. Er schaute auf die Uhr. »Ich glaub, ich muss jetzt abhauen, Matt.«
    »Was denn, jetzt schon?«
    »Besser wird das Wetter heute bestimmt nicht mehr.« Er rief der Wirtin zu, sie solle ihm ein Taxi rufen. Am Tresen wurde gelacht, und irgendjemand antwortete: »Da warten wir schon drei Stunden drauf!«
    Ostwald reckte den Hals. Draußen, im Schneegestöber, sah man die Hand kaum vor den Augen. Er erspähte einen parkenden Polizeiwagen. Uniformierte eilten umher und versuchten den Verkehr zu regeln. Er sah durchdrehende Reifen und Männer, die sich einen Vogel zeigten. Die Lage sah übel aus. Wenn er seinen Jet noch kriegen wollte, musste er sich was einfallen lassen. Von hier aus zum Flughafen ging es bergauf. Auf der Straße, die am Nordtor vorbei führte, stand der Verkehr seit Stunden. Übers Gelände des Luftwaffenamtes konnte er den Flughafen in einer halben Stunde zu Fuß erreichen. Nur würde man einen Hauptmann a.D. die Kaserne ohne triftigen Grund nicht durchqueren lassen. Eddie Krawalnik fiel im ein. Er wohnte im Haus. Eddie hatte eine große Klappe und ein Motorrad.
    »Wohnt Eddie noch hier?«, fragte er die Wirtin.
    Die Frau nickte. »Er ist im Hinterzimmer, spielt Billard.«
    Ostwald stand auf. »Entschuldige,
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