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21st Century Thrill - Mind Games

21st Century Thrill - Mind Games

Titel: 21st Century Thrill - Mind Games
Autoren: Friederike Schmoee
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Wasser und rannte durch den Forst nach Gosen.

Kapitel 9

    Bauer Traugott stand staunend unter seiner Haustür, um zu nachtschlafender Zeit einen tropfnassen, bibbernden Jungen vorzufinden, der darum bat, sich umziehen und telefonieren zu dürfen.
    „Was ist denn passiert?“ Traugott betrachtete verdattert die Wasserlachen, die Kris’ durchweichte Kleider in seinem Korridor hinterließen. Auf dem Hof bellte sich sein alter Hund Argo die Seele aus dem Leib. „Na, ich suche dir ein paar Klamotten von meinem Sohn raus. Der ist gerade auf Achse. Ihr habt ja ungefähr die gleiche Größe.“ Er stieß eine Tür auf. „Hier, geh, nimm ein Bad und wärm dich auf.“
    Kurz darauf lag Kris im heißen Wasser, schäumte sich das Haar mit Erdbeershampoo ein, um den Kanalgestank loszuwerden, und wäre am liebsten in der Badewanne eingeschlafen. Die Erschöpfung nahm ihm die Kraft, nachzudenken.
    Er war ein Schwein. Er hatte Aki hängen lassen. Doch er hatte keine Chance gehabt, irgendetwas für sie zu tun, nicht bei ihrem momentanen Zustand. Dennoch fühlte er sich schuldig. Jetzt gab es nur ein Ziel: Er musste seine Schwester finden. Was hatten sie mit ihr gemacht? Und wer war das überhaupt: sie? Was wollten die von ihnen? Wie war das so plötzlich passiert, dass er von irgendwelchen Typen verfolgt, seine Schwester entführt wurde?
    Kris stieg aus der Wanne. Draußen kläffte Argo, als gelte es das Leben.
    „Kann ich mal telefonieren?“, fragte Kris, als er neben Bauer Traugott am Küchentisch saß und ein Schinkenbrot verschlang. Er musste sein Handy im Kanal verloren haben.
    Traugott brutzelte Eier, während Kris von dem vorsintflutlichen Telefon des Bauern Vals Handynummer wählte.
    „ Wo bist du?“, fragte Val gedehnt.
    Kris erklärte ihr in kurzen Worten, was passiert war.
    Val war sofort auf dem Posten. „Du musst da draußen so schnell wie möglich verschwinden. Die werden ja nicht glauben, dass du ertrunken bist!“
    „Wahrscheinlich nicht“, bestätigte Kris lahm.
    „Keine Anrufe mehr. Schlag dich zu Jon durch. Sein Vater ist auf Recherchereise. Wir treffen uns dort. Fahr per Anhalter. Oder S-Bahn. Sei vorsichtig. Hast du Kohle?“
    „Ich leihe mir was.“
    „Bis dann.“
    Kris beendete das Telefonat und wählte noch einmal. Diesmal Akis Handynummer. Es läutete, nach dem vierten Mal schaltete sich der Anrufbeantworter ein. „Hi! Dies ist Akis AB. Hinterlasst mir eine Nachricht.“
    „Aki“, sagte Kris mit zitternder Stimme. „Bitte melde dich. Du weißt, wo du mich findest.“ Er legte auf.
    War das eine gute Idee?, dachte Kris. Oder habe ich die Gangster jetzt auf meine Fährte gelockt?
    Traugott sah argwöhnisch vom Herd herüber. „Bei mir ist ein Geheimnis ja gut aufgehoben.“
    „Danke.“ Kris machte sich über das Rührei her. Er musste diese Nacht irgendwie überstehen. Um bis zu Jons Wohnung in Friedrichshain zu kommen. Bis dahin musste er es erst einmal schaffen. Dann würde er weitersehen.

Kapitel 10
    MONTAG

    „Okay, okay!“ Val tigerte auf und ab. Der Sommermorgen brachte Berlin zum Leuchten. Noch lagen die Straßen ruhig, und das Licht, das von Osten über die Stadt strahlte, ließ alles unwirklich erscheinen. Der Tag versprach warm zu werden. Richtiges Ferienwetter.
    Kris hockte auf dem Sofa. Neben ihm auf dem Boden lag eine Plastiktüte mit seinen nassen Klamotten. Er war wie erschlagen. Todmüde und zugleich überwach. Die Fahrt in Bauer Traugotts Pick-up bis Friedrichshain hatte er gar nicht richtig mitbekommen. Tausend Gedanken und Ängste rasten durch seinen Kopf. Von Jon aus hatte er gleich noch mal Akis Handy angerufen und eine Nachricht auf den AB gesprochen.
    „Fassen wir zusammen.“ Val stemmte die Fäuste auf Herrn Laskys Schreibtisch. Sie trug einen Pyjama von Jon, was wohl hieß, dass sie die Nacht hier in der Wohnung verbracht hatte, und Kris fragte sich schwach, was das zu bedeuten hatte. Aber er war zu müde, um sich mit seinen Zweifeln auseinanderzusetzen. Jon hatte Boxershorts an und ein T-Shirt und sah aus, als hoffte er inständig, dass Val die Dinge in die Hand nähme. Was sie auch tat.
    „Pass mal auf, Kris. Dein Rechner ist verwanzt. Jemand war auf deiner Platte, und ich werde noch rauskriegen, wer das war.“
    „Geht das so einfach?“, fragte Kris lahm.
    „Pah, was heißt schon einfach! Man muss es richtig anstellen.“ Längst hatte Kris Val und Jon alles erzählt: Akis merkwürdige, niedergeschlagene Stimmung. Der Spontanbesuch einer fast
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