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2181 - Die Liebenden der Zeit

Titel: 2181 - Die Liebenden der Zeit
Autoren: Unbekannt
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war so abstoßend wie alles an ihm. Anyante wich zurück, musste dafür zwei Fausthiebe einstecken.
    Schläge, Bisse und Tritte - die Algorrian hatten gelernt; nicht mehr zu töten oder zu zerstören. Aber dieser letzte negative Zug wollte nicht weichen. Jähzorn, fand Le Anyante, war die treffende Bezeichnung. Es war der Anspruch, so sein zu wollen wie die Ritter der Tiefe, der in Konfrontation mit den ererbten Trieben für einen permanenten inneren Konflikt sorgte. Auch sie spürte hin und wieder, wie der Zorn in ihr aufwallte. „Du magst mich nicht, Schönste aller Schönen", stellte Varantir spöttisch fest, und sein stinkender Atem hüllte sie ein.
    Er hatte Knogam-Knollen gegessen. Das Zeug steigerte die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit, aber es machte abhängig. Und vor allem veränderte es die Körperchemie und machte anfällig für Milbenbefall. Varantir drängte erneut heran. Er lachte nur, als Le ihn mit zwei Fausthieben auf Distanz hielt. „Sind das deine Fähigkeiten? Man sagte mir, du seist eine der besten Fundament-Stabilisatorinnen." Le Anyante schloss die Augen. Wie lange sollte sie das aushalten?
    Bis zum Mittag war sie schweißgebadet und fürchtete, bald ähnlich intensiv zu stinken wie Varantir. Trotz allem zwang sie sich, ihre Gedanken nur auf ihn zu richten. So würde es künftig immer sein - Tag für Tag, Monat für Monat. Er war der Potenzial-Architekt, der Energien auf eine Art und Weise formte, wie Le es nie beherrschen würde. Was sie tun konnte, war, auf ihn zu achten und ihre Kraft darauf zu verwenden, dass seine Ausfälle gegen die Umgebung begrenzt blieben.
    Anyante konnte mit den Begriffen, die sie hörte, wenig anfangen. Hyperphysik hatte sie kaum interessiert, aber sie hatte die Raum-Zeit-Falte durchquert, um den abgeschirmten Bereich der Halle zu erreichen, in dem der Versuch stattfand. Das Gefühl, in einen Mikrokosmos geraten zu sein, hallte in ihr nach. Sie hatte sich wie eine Amöbe in den Schaltkreisen eines Gigantrechners gefühlt, einpfercht in geradlinig verlaufenden Gräben, die von hoch aufragenden bizarren Gebäuden begrenzt worden waren. Und überall Energieströme, kanalisiert in unsichtbaren Magnetfeldern, pulsierend, als manifestiere sich in ihnen überbordendes Leben. Komprimierte Technik, integriert in einen Raum, dessen innere und äußere Abmessungen grundverschieden waren.
    Le Anyante hatte begriffen, dass sie einem Augenblick von historischer Bedeutung beiwohnen durfte. Unzählige Generationen hatten auf diesen Tag hingearbeitet, hatten Rückschläge verkraften und völlig neue Wege entwickeln müssen - aber nun stand die Entwicklung der Zeitbrunnen-Technologie vor dem entscheidenden Schritt. Curcaryen Varantir bebte, aber Anyante bekam ihn nicht unter Kontrolle. Immer wieder liefen ihre Fähigkeiten ins Leere, erschien es ihr, als entzögen sich Varantirs Empfindungen ihrem Zugriff. Dann begann bei der geringsten Abweichung ein Tobsuchtsanfall, der seine Mitarbeiter auf Distanz zwang.
    Der ovale Container verfärbte sich und wurde halb transparent. In seinem Innern schien ein Feuer zu lodern. Le spürte die Faszination endloser Weite, es war ein unwiderstehlicher Zwang, der sie den Kopf recken ließ, um nicht ein Detail zu verpassen. Umso größer die Enttäuschung, als der Deckel endlich entriegelt war und sich auflöste. Nur ein faustgroßes Feld aus wabernder grüner Energie kam zum Vorschein - in jedem kleinen Kraftwerk waren imposantere Erscheinungen zu beobachten. Holografische Messgeräte entstanden aus dem Nichts. Varantir und zwei seiner engsten Mitarbeiter verschwanden hinter den leuchtenden, sich stetig verändernden Anzeigen. Die Fundament-Stabilisatorin registrierte überrascht, dass der Konstrukteur völlig in seiner Arbeit aufging. Da war mit einem Mal keine Spur mehr von Aggression. Varantir war nur noch aufgeregt. Aber wer von allen Anwesenden, sie selbst eingeschlossen, war das nicht?
    Diesmal gelang es Anyante, Zugang zu dem Potenzial-Architekten zu bekommen. Leise gemurmelte, beruhigende Worte, eine scheinbar zufällige Berührung sie nutzte alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel. Nicht einmal seine Ausdünstungen schreckten sie in dem Moment ab. Varantirs Blick streifte sie. Kein neuerliches Toben, keine herrischen Befehle. Es lag sogar etwas wie Dankbarkeit in seinen Augen. Er schien endlich erkannt zu haben, dass er mit ihrer Hilfe seine Fähigkeiten effektiver bündeln konnte.
    Gänzlich unerwartet erklärte der
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