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2181 - Die Liebenden der Zeit

Titel: 2181 - Die Liebenden der Zeit
Autoren: Unbekannt
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damit stets Erfolg gehabt. Curcaryen Varantir setzte zwar zu einer heftigen verbalen Attacke an, verstummte aber abrupt.
    Widerling!, dachte Le Anyante wütend. Der Rest des Tages verlief für sie wie ein böser Traum. Sie hatte mehr damit zu tun, ihre eigene aufgewühlte Psyche zu beruhigen, als ausgleichend auf den Architekten einzuwirken. Eins wurde ihr rasch klar: Sie würde kein Jahrzehnt neben Varantir aushalten, mochte er auch einer der talentiertesten „Zauberer" sein, die aus Energie alles erschaffen konnten, was denkbar schien. Algorrian wie er besaßen einen sechsten Sinn für übergeordnete Aggregatzustände und die Erfassung kompliziertester technischer Zusammenhänge. Doch dafür fehlte ihnen vieles, was das Zusammenleben überhaupt erst erträglich machte. Curcaryens beißende Ausdünstung legte sich wie eine erstickende Wolke über Les Gedanken.
    Eine schreckliche Nacht lag hinter ihr. Mehrfach war Le Anyante schweißgebadet und mit bebenden Flanken aufgeschreckt und hatte jedes Mal geraume Zeit benötigt, um zu erkennen, dass Varantir nicht bei ihr war. Sein Geruch hing noch immer in ihren Nüstern. Sie fand keinen Schlaf mehr. Schließlich badete sie eine halbe Ewigkeit lang in heißem Wasserdampf und verließ ihre Wohnung noch vor Sonnenaufgang. Le Anyante wählte eine Transmitterverbindung bis in die Nähe der Experimentalfabrik. Den Rest des Wegs legte sie zu Fuß zurück.
    Der Morgen war lauschig. Nebelschwaden trieben über das Land, aber die Strahlen der Morgensonne ließen die höchsten Etagen der Experimentalfabrik bereits erahnen. Die eine oder andere der gläsernen Fassadenflächen funkelte bereits in allen Farben des Spektrums. Das Paradies war zum Greifen nahe. Die Algorrian liebten ihre Heimat, den zweiten Planeten der Sonne Ansorja. Es gab nur wenige Gebirge, aber schier endlose Ebenen und eine Million naturbelassene Seen, deren Ufersäume dazu einluden, im schnellen Lauf hindurchzustürmen, den Wind und den Duft der Natur zu genießen...
    Das war die Seite des Glücks und friedvollen Daseins, die dem hohen moralischen Anspruch der Ritter der Tiefe nacheiferte. Friede und Verständnis aller Völker waren das höchste Gut der Schöpfung. Seit langer Zeit zählte für die Algorrian nur das Vorbild der Ritter. Aber wir sind nicht glücklich dabei, dachte Le Anyante. Wir sind innerlich zerrissen. Die Kluft zwischen unserem Anspruch und dem eigenen schwachen Geist ist noch zu groß.
    Das zu verändern war Aufgabe der Fundament-Stabilisatoren. Anyante hob den Blick. Der Nebel riss auf, und während im Osten das Rot des neuen Morgens um sich griff, verblassten die letzten Sterne von Xantharaan. In Gedanken versunken, glaubte Anyante, mit ihren feinen Sinnen die kosmische Bedeutung zu spüren. Nahe Xantharaan zog das Kosmonukleotid XANRIICLE-1 seine ewige Bahn, und seit rund 1,2 Millionen Jahren war der Dom Xanthar auf dem Planeten Xanth das Zentrum des Ritterordens. Nur wenig mehr als 64.000 Lichtjahre trennten Tulacame von Xanth. Einige Sternenschwärme hatten von hier aus ihre Reise durch den Kosmos begonnen. An der Aussaat von Intelligenz beteiligt zu sein erfüllte die Algorrian mit Stolz. Das Leben, dachte Le Anyante, ist überwältigend schön. Eigentlich könnten wir stolz auf uns sein.
    Langsam trabte sie weiter. Die gläserne Fabrik wurde zum funkelnden Juwel. Doch das optisch Erfassbare war nur ein Bruchteil des eigentlichen Komplexes. Weitaus die wichtigsten Einrichtungen waren in Raum-Zeit-Falten integriert. Andernfalls wäre Tulacame längst an der Dichte seiner technischen Einrichtungen erstickt. Als Le die Halle betrat und weit vor sich Curcaryen Varantir sah, brach ihr schöner Traum zusammen. Das Paradies hatte Risse. Varantir warf den Kopf hoch und fixierte sie mit glühendem Blick. Hochmütig wartete er darauf, dass sie zu ihm kam.
    Männer wie er haben den rabiaten Charakter unserer Vorfahren geerbt, dachte Le Anyante bitter. Seit dem Bau des Doms von Xanthar standen die Algorrian als begnadete Konstrukteure im Dienst der Kosmokraten. Obwohl kein sonderlich großes Volk, hatten sie zuvor 130.000 Jahre lang unangefochten die Galaxis beherrscht. Es hieß, dass sie grimmige Herren gewesen waren. „Heute Abend feiern wir meinen Erfolg!" Varantir versuchte, sich an sie zu drängen. „Nur du und ich ..." Speichel tropfte über seinen Kinnbart, er schien es nicht einmal zu merken. Und der Geruch, der ihn umwehte, schien eher intensiver geworden zu sein. Sein wieherndes Lachen
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