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2181 - Die Liebenden der Zeit

Titel: 2181 - Die Liebenden der Zeit
Autoren: Unbekannt
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noch von dem Gedanken beseelt, zu retten, was zu retten war, bevor das Sterben auf Geomm übergriff. Urplötzlich Stille. Der Bereich der Schalteinheit war von allen äußeren Einflüssen abgekapselt. Varantir glaubte, dass er kaum noch ein verständliches Wort hervorbrachte. Er musste den umständlicheren Weg wählen.
    Hastig griff er mit allen vier Händen in die Lichtfelder der Schaltzonen hinein. Farben und Symbolik veränderten sich, aber viel zu langsam...
    Wir haben versagt. Nach all den ungezählten Generationen haben wir unser Ziel verfehlt. Unbarmherzig fraß sich der Selbstvorwurf in ihm fest. Weiter! Die Brunnenschale stabilisieren! Ihre Kraft darf Tulacame nicht zerstören! Das eigene Leben war ihm gleichgültig. Es ging um sehr viel mehr. Um Ansehen, Erfolg und Weiterentwicklung. Varantirs Wahrnehmungen erloschen in einem lodernden, alles durchdringenden Glutball.
    Sein Erwachen war wie ein Auftauchen aus langem und erholsamem Schlaf. Ein lauer Windhauch streifte ihn und ließ seine Mähne wehen. Tierstimmen erfüllten die Luft ebenso wie das schwere Aroma blühender Pflanzen, doch über allem hing das Murmeln und Plätschern eines kleinen Wasserlaufs. Unter den bebenden Lidern hindurch registrierte er den roten Schein der hoch stehenden Sonne. Bruchstückhaft kehrte die Erinnerung zurück. Er stöhnte gequält, als er an die Brunnenschale dachte, an den Zusammenbruch der Schirmfelder und den nahenden Tod... „Du hast eine Katastrophe verhindert, Curcaryen Varantir", raunte eine wohlklingende weibliche Stimme neben ihm. Er riss die Augen auf, weil er die Algorrian sehen wollte, der diese einschmeichelnde Stimme gehörte, aber da war nichts außer dem kaum wahrnehmbaren Flimmern eines Akustikfelds.
    Varantir stieß eine heftige Verwünschung aus, zumal er feststellte, dass er sich nicht bewegen konnte. Sein Blick fiel aus einiger Höhe auf den Kontinent Geomm. Blutrot leuchtete das weite Land im Widerschein der Mittagssonne. „Warum werde ich hier festgehalten?"
    „Du wirst nicht festgehalten, Curcaryen."
    „Ich kann mich nicht bewegen, verdammt!"
    „Dein Fell und die Haut sind großflächig verbrannt. Das Antigravbad dient der Regeneration."
    „Wie lange? Ich will wissen, wie lange ich das aushalten muss."
    „Sieben oder acht Tage, Curcaryen. Deine Verwundungen waren schwerwiegend ..."„Das ist mir egal!", brüllte er los. „Ich muss wieder in die Fabrik ..." Er stockte, wurde eine Nuance leiser: „Wie viel von ihr existiert noch? Was ist mit den anderen?"
    „Ich kann dir keine Antwort geben."
    „Und die Schale? Was ist mit der Brunnenschale?"
    „Sie befindet sich wieder im Zwischenlager. Ein neuer Versuch ..."
    „Wer? Wer wird den nächsten Versuch durchführen? Makkaler ist verrückt, er wird alles gefährden, er ..."
    „Corm Makkaler ist vor zwei Tagen verstorben", sagte die Stimme. „Ach?" Varantir versuchte, sich irgendwie aus dem Antigravbad zu lösen. „Das ist besser so. Er hätte alles gefährdet."
    „Makkaler hat sich selbst getötet."„Umso schneller muss ich zurück. Ich brauche keine Heilperiode, verdammt ..." Wände stabilisierten sich. Der ungehinderte Ausblick aus der schwebenden Klinik wich dem Beengtsein, das viele Algorrian schon nicht mehr ertrugen. Ihr Leben war die Freiheit, die sich seit Generationen in den gläsernen Bauten spiegelte, in der naturbelassenen Weite des Kontinents Geomm, in der Harmonie von Technik und Natur. „Was soll das?" Varantir reagierte zornig. Zugleich tobten die Schmerzen wieder durch seinen Leib. „Ich ... will... hier raus!" Jedes Wort brachte er anders hervor - wütend, zornig, hasserfüllt. „Du musst dich gedulden, Curcaryen."
    „Die Arbeiten müssen weitergehen. Nicht erst morgen oder übermorgen, sondern heute!"
    „Deine vollständige Genesung ist wichtiger."
    „Ich will nicht genesen!", brüllte Varantir los. „Ich will arbeiten. Weil die Brunnenschale wichtiger ist als alles andere. Begreift das denn niemand?"
    Ein kaum wahrnehmbares Zischen hing in der Luft. Curcaryen Varantir stockte. „Was ist das?" Als er keine Antwort erhielt, wurde er lauter als zuvor: „Ich will wissen, was ihr mit mir macht! Ich verweigere jede Zustimmung - ich will hier raus, und ich werde mir jeden vornehmen, der mich behindert." Siedend heiß pulsierte das Blut in seinen Adern. Die Augen offen zu halten fiel ihm plötzlich schwerer. „Du wirst mehrere Tage lang schlafen", hörte er die Stimme leiser werden. „Bis du aufwachst, werden deine
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