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218 - Nefertari

218 - Nefertari

Titel: 218 - Nefertari
Autoren: Christian Schwarz
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Gesetze sahen vor, einen Mord durch Geschenke an die Hinterbliebenen sühnen zu können.
    Zwei Tage blieb Nefertari noch in Hattuscha. Dann packte sie wiederum ihre Sachen, ließ sich einen feurigen Hengst satteln und brach auf, um drei, vier Tage das Land zu erkunden. Die Ausrede, sie wolle nach langer Abwesenheit das Land Chatti genießen, wurde von jedem geglaubt. So kam sie nach Ägypten zurück, ohne verfolgt zu werden, denn in Hattuscha wurde angenommen, dass sie mit dem Hengst in den Bergen verunglückt sei.
    Nach etwas mehr als vier Monaten, zur Zeit der Aussaat, war Nefertari wieder in Ägyptens Hauptstadt Theben zurück und wurde von Ramses begeistert begrüßt. Er fragte nicht, wo sie gewesen war, und sie schwieg sich aus.
    Am siebenundzwanzigsten Tag des ersten Monats der Erntezeit heirateten der fünfzehnjährige Kronprinz Ramses und die dreizehnjährige Nefertari. Als Hochzeitsgeschenk erhob ihn sein Vater Sethos endgültig zum Mitregenten. Sieben Tage lang dauerten die Feierlichkeiten. Die junge Königin bestand darauf, dass im ganzen Reich kostenloser Wein an alle Ägypter ausgeschenkt wurde. Und so wurde Nefertaris Name selbst an den Mistfeuern der Ärmsten gepriesen und ihr in Gedichten und frei erfundenen Geschichten gehuldigt. Auch Ramses bekam sein Teil davon ab, und er bewunderte die Klugheit seiner Gemahlin noch mehr als zuvor. Denn zahlreiche seiner Untertanen konnten es plötzlich nicht mehr erwarten, bis Ramses alleine regierte und mit ihm die »beste Große Königliche Gemahlin, die das obere und untere Land je gesehen hat«.
    Ramses liebte Nefertari ob ihrer Schönheit, Popularität und Klugheit. Er war verzückt und sah sie als gleichberechtigt mit sich selbst an. Das war unerhört und brachte ihm harsche Kritik seines Vaters Sethos ein. Also schwor er sich, nicht mehr darüber zu reden, bis Sethos in der Sonnenbarke zu den Göttern gefahren war.
    Nefertari alleine hätte dem jungen Pharao genügt. Aber um seine Stärke als würdiger Herrscher über das obere und untere Land zu beweisen, musste er sich einen Harem aufbauen. Nefertari half ihm sogar dabei. Ohne Eifersucht, so wie sie es versprochen hatte. Denn auch sie liebte Ramses.
    ***
    Kiegal, Hauptstadt der Huutsi
    Zentralafra, Oktober 2523
    Drogbah musste die Lauf- und Schießübung noch mehrere Male wiederholen, aber er schaffte sie trotzdem nicht in der geforderten Zeit, obwohl er sich ehrlich anstrengte. »Das wird nix mehr, Standartenführer. Du bist einfach zu alt und hast so wenig Kraft, dass dich sogar ein Kindchen auf’n Boden werfen würde«, kommentierte Mombassa und lächelte höhnisch. »Du hast inne Jahre davor einfach zu viel gefressen un gesoffen. Da kann man nicht mehr kämpfen.«
    »Ich habe keineswegs zu wenig Kraft«, begehrte Drogbah auf und versuchte das Beel-Kraut, das er gegen die Schmerzen kaute, so im Mund zu verbergen, dass der Hüne es nicht sah.
    »Ach ja, Standartenführer?« Mombassa nahm den Lioonschädel vom Kopf und legte ihn vor sich auf den Boden. Dabei schwollen die Muskeln an seinen Armen zu wahren Bergen an. »Wenn de so viel Kraft hast, wie de sagst, dann heb doch jetzt mal diesen Lioonschädel hoch.«
    »Du weißt, dass ich das nicht kann. Niemand außer dir kann das, Mombassa. Aber Kraft muss nicht nur im Körper stecken.«
    »Auch im Geist, meinste das damit?«
    Drogbah sagte nichts. Er drehte sich einfach um und ging weg. Dass ihm Mombassa finster nachsah und Kaubewegungen machte, bemerkte er nicht mehr. Es war ihm in diesem Moment auch egal. Am nächsten Tag würde er dem Ausbildungslager wieder den Rücken kehren können.
    Der Standartenführer atmete tief durch, als er durch die Straßen Kiegals zu seinem Haus ging. Es lag in der Nähe der Fabriken, ein Stück oben am dicht bewachsenen Hang, der in mehreren Terrassen bebaut war. Das Haus aus Lavastein und Lehmziegeln, das er selbst gebaut und mit einem wunderschönen Garten umgeben hatte, war beim Ausbruch von Papa Lava vor gut einem Jahr nur knapp der Katastrophe entgangen. Denn der Lavastrom hatte die beiden Nachbarhäuser erwischt, bevor Yao, Bantu und Mombassa ihn gestoppt hatten.
    Ja, damals war Yao noch Erster Maschiinwart der Huutsi gewesen und ein Mann, den Drogbah bewundert hatte. Doch heute…
    Mit einem Stirnrunzeln begutachtete er die Wasserleitung aus Eisen, die zu seinem Haus führte. Wertvolles Wasser gluckerte in Fontänen aus dem Leck an der Nahtstelle. Die Reparaturkolonne hatte es also noch immer nicht geschlossen,
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